
glied zwischen der sensoriellen-centripetalen, und der allgemeinen
motorischen-centrifugalen Erregung ist.
Das Phänomen allgemeiner Zuckungen nach örtlichen Empfindungen
ist daher auch vom N. sympathicus unabhängig, und
ist durch eine Irritation des Rückenmarks bedingt, wodurch jede
ganz örtliche, sensorielle-centripetale Erregung sich auf das ganze
Rückenmark und Gehirn verpflanzt, und von dort aus nothwen-
dig alle motorischen Fasern anregt. Jene Irritation wird aber
durch folgende Ursachen erregt:
1) Bei manchen Thieren durch blosse Zerschneidung und
Quetschung des Rückenmarks. So zucken die Schildkröten noch
nach abgeschnittenem Kopf, so oft sie berührt werden; so zucken
ganz junge Vögel bei der Berührung im Moment nach der De-
capitation. So zucken alle Theile des zerschnittenen Rumpfes
beim Erdsalamander nach der Berührung.
2) Ferner wird das Rückenmark in diesem Grade irritirt
durch das erste Stadium narkotischer Vergiftung bei den Fröschen,
auch bei den Säugethieren, die nach Vergiftung mit Nux
vomica sogleich zucken, wo und wie man sie anfasst. DiessSta-
dium der reizbaren Schwäche geht bei der Narcotisation fast immer
dem Stadium der paralytischen Schwäche voraus.
3) Auch andere Ursachen, welche das Gehirn und Rückenmark
durch Reizung schwächen, bewirken dasselbe Phänomen.
Bei Menschen mit reizbarer Schwäche des Nervensystems bewirkt
jede unvorhergesehene Empfindung, Schall, Berührung, mechanische
Erschütterung, eib allgemeines Zusammenfahren. So bei Menschen,
die durch Reizung der Genitalien und dadurch des Rückenmarks
oder durch andere Ursachen sich eine reizbare Schwäche
des Rückenmarks zugezogen haben. Man kann hiebei einen
Blick auf das Wesen der Nervenirritation thun. Alle Nerven-
reizung kann hintereinander drei Zustände bedingen. Zuerst
Reizung, wobei die Kräfte noch unversehrt scheinen; 2. in dem
Maasse, als die. Reizung wiederholt wird, reizbare Schwäche;
3. atonische Schwäche.
4) Eine örtliche heftige Erregung eines Empfindungsnerven
kann durch die Heftigkeit der centripetalen Erregung des Gehirns
und Rückenmarks auch Zuckungen und Zittern veranlassen,
wie nach einem heftigen örtlichen Verbrennen, beim
Zahnausreissen etc.
5) Oertliche Reizungen der Nerven durch Entzündung oder
knotige Anschwellung bewirken auch öfter allgemeine Krämpfe,
selbst Epilepsie.
6 ) Die von der örtlichen sensoriellen Erregung entstehende Irritation
des Rückenmarks kann bei heftigen Verletzungen so stark seyn,
dass die Zuckungen beständig sind und selbst ohne Berührung fort-
dauern. Diese von heftigen örtlichen Nervenverletzungen entstehende
Irritation des Rückenmarks ist der Tetanus traumaticus. Jede
heftige Irritation des Rückenmarks überhaupt ist Tetanus, sey sie
durch narkotische Gifte oder örtlich und mittelbar veranlasst. Ich
habe hier gezeigt, wie die Entstehung des Tetanus traumaticus aus
einfachen, empirisch festgestellten Thatsachen zu begreifen ist.
7) Auch die heftige Irritation der sympathischen !Nerven des
Darmkanals erregt durch Rückwirkung auf die Centraltheile se-
cundäre allgemeine Krämpfe, und so sind die Krämpfe in der
sporadischen Cholera zu erklären; so die Zuckungen in Krankheiten
der Eingeweide bei Kindern.
Die bisherigen Betrachtungen führen uns indess hier nur
zunächst zur Feststellung der Thatsache, dass, wo immer durch
örtliche Empfindung allgemeine Zuckungen entstehen, diess durch
keine andere Verbindung sensorieller und motorischer Fasern geschieht
als die des Rückenmarks. In sehr vielen Fällen entstehen
aber nach örtlicher Reizung der Nerven nicht allgemeine, sondern
örtliche Zuckungen, die indessen auch immer durch das Rük-
kenmark als Bindeglied der sensoriellen und motorischen Fasern
erklärt werden müssen. Die Fälle, welche sich hierbei aufstellen
lassen, sind folgende:
1) Am einfachsten ist der Fall, wenn die örtliche sensorielle
Reizung, auf das Rückenmark oder Gehirn verpflanzt, bloss örtliche
Zuckungen erregt, und zwar in den nahe gelegenen Theilen,
deren motorische Fasern in der Nähe mit den sensoriellen vom
Rückenmark abgehen. Hieher gehören die Krämpfe und das
Zittern in Gliedern, welche sich heftig verbrennen etc. Gewisse,
sehr reizbare Theile des Organismus, wie die Iris, ziehen sich
überaus leicht zusammen, wenn auch nur schwache Reize andere
sensorielle Nerven erregen, und die Reizung der letzteren
zum Gehirn, und vom letztem durch den N. oculomotorius auf
die kurze Wurzel des Ganglion ciliare, die Ciliarnerven und die
Iris verpflanzt wird. Man weiss schon lange, dass die Iris nicht
reizbar für das Licht ist', dass das Licht nur durch Vermittelung
des Sehnerven und Gehirns auf die Iris wirkt; denn diess er-
giebt sich aus den Versuchen von L ambert, F ontana, Caldani.
Lichtstrahlen durch einen kleinen Kegel von Papier, oder durch
eine kleine Oeffnung in einem Papierblatt durch die Pupille einfallend
und also die Netzhaut treffend, bringen die Iris sogleich
zur Bewegung, sind aber ohne Einfluss, wenn die Lichtstrahlen
auf die Iris selbst einfallen. Ferner ist die Iris eines amaurotischen
Auges unbeweglich, so lange das gesunde Auge geschlossen
ist, zieht sich aber zusammen, wenn das Licht den Sehnerven
des gesunden Auges anregt. Die Ausnahmen, in welchen die Iris
der amaurotischen Augen noch Beweglichkeit besass (siehe T ie-
demann in dessen Zeitschrift 1. p. 252.), mögen wohl auf einer
unvollkommenen Amaurose beruhen; oder wenn nur ein Auge
amaurotisch war, so war die Ursache der Bewegung der Iris im
amaurotischen Auge das Offenseyn des gesunden Auges. Die Beweglichkeit
oder Unbeweglichkeit der Iris eines amaurotischen
Auges kann und sollte nur untersucht werden, wenn das gesunde
Auge geschlossen ist. Jede Beobachtung, in welcher diese Vorsichtsmaassregel
nicht beobachtet worden, kann nicht entscheiden.
van D een {de differentia et nexu inter nervös viiae animalis
et organicae. Lugd. Bai. 1834. 58.) sah, wenn er bei einem Kaninehen,
dam er ein Hemisphaerium des Gehirns abgetragen
«nd den Sehnerven dieser Seite durchschnitten, bei Anwendung