
Stoffe in einer binären Verbindung wieder mit andern verbunden
ist.^ Bei Verbrennung des Hirnfettes erhielt V auquelin eine
nicht einäscherbare Kohle, die so viel Phosphorsäure enthielt,
dass diese den zur Verbrennung nöthigen Zutritt der Luft verhinderte.
Nach Ausziehung der Phosphorsäure mit Wasser brannte
die Kohle wieder bis zu einem gewissen Grade, und hörte dann
wieder auf, worauf sie sauer geworden. Aus diesem Umstande,
sagt Berzelius, ■ sieht man, dass die Kohle den Phosphor in einer
nicht flüchtigen Verbindung, und auf eine in» der unorganischen
Natur bis jetzt noch unbekannte Weise enthalte. Thierchemie. 16.
Auch ist es nach Berzelius einigermassen wahrscheinlich, dass
das Eßen im Blute regulinisch und nicht als Oxyd enthalten ist.
Denn nach E ngelhart’s Entdeckung wird dem aufgelösten Blut-
roth und anderen thierischen aufgelösten Substanzen durch Chlorgas
oder Chlorwasser alles Eisen, Calcium, Mägnium und Phosphor
entzogen, und diese Substanzen bleiben in dem durch Chlor
bewirkten Zustande aufgelöst, während die von allen erdigen und
metallischen Theilen befreite thierische Substanz mit Salzsäure
verbunden zu Boden fällt. Nun hat aber Chlor keine Verwandtschaft
zu Oxyden, wohl aber eine sehr grosse zu regulinischen
Metallen; ferner wird Eisen von mineralischen Säuren nieht aus
dem Blute ausgezogen, da sie doch eine grosse Verwandtschaft zu
Metalloxyden, aber keine zu regulinischen Metallen haben. Hiernach
hielt es Berzelius für wahrscheinlicher, dass das Eisen im
Blute im regulinischen Zustande und nicht als Oxyd enthalten ist..
Indessen haben Versuche von H einr. R ose die Sache wieder zweifelhaft
gemacht. Derselbe hat nämlich entdeckt, dass ein grosser
Theil nicht flüchtiger organischer Stoffe, wie Zucker, Stärke,
Gummi, Milchzucker, Leim, die Eigenschaft haben, dass bei Vermischung
ihrer wässerigen Auflösung mit einer kleinen Menge eines
Eisenoxydsalzes, das Eisenoxyd bei Zusatz eines Alkalis nicht
niedergeschlagen wird, dass auch Blutwasser und verdünntes Ei-
weiss mit einem Eisenoxydsalze und kaustischem Ammoniak versetzt,
kein Eisenoxyd niederschlagem Diese Versuche Hessen wiederum
vermuthen, dass das Eisen in dem Färbestoffe des Blutes
in einer analogen Verbindung von Eisenoxyd mit dem eigentlichen
Thierstoff enthalten sey. Gleichwohl glaubt Berzelius das Letztere
nicht. Seine Versuche machen es nämlich wahrscheinlich, dass
die Art Verbindung, welche bei R ose’s Versuchen das Eisenoxyd
im Färbestoffe oder Eiweiss aufgelöst erhält, nicht die sey, durch
welche der Färbestoff des Blutes eisenhaltig ist, weil diese sonst
durch Einwirkung von Säuren, wie in Berzelius vergleichenden
Versuchen, ihren Eisengehalt verlieren müsste. Berzelius Thierchemie.
p. 61. Dass es anderseits im thierischen Körper nicht
blosse Verbindungen von thierischen Materien mit mineralischen
Elementen, sondern auch entweder beigemengte, oder gebundene
binäre Verbindungen giebt, wie die Oxyde, Salze, wird aus vielen
Thatsachen wahrscheinlich. Hierher gehört 1. die Erscheinung
mikroskopischer kleiner Salzkrystalle in bloss .ausgetrockneten thierischen
Säften. 2. Die Leichtigkeit, womit der Gehalt der Pflanzen
an mineralischen Stoffen nach ihrem Standorte wechselt, was,
wenn die mineralischen Elemente nur als Elemente in die Bildung
der thierischen Materie eingingen, nicht der Fall seyn könnte.
3 . Die Leichtigkeit, womit die dem Blute'zufällig beigemischten
Salze im Harne wieder sich absetzen. 4. Kochsalz lässt sich, wie
Autenrieth bemerkt, aus dem festen thierischen Stoffe aaswaschen.
Physiol, 1. 29. 5. Der Zustand der phosphorsauren Kalkerde in
den Knochen. Denn es ist, wie E. H. W eber zeigt, gewiss, dass
der phosphorsaure Kalk nicht als Phosphor, Sauerstoff und Calcium
in den Knochen , enthalten ist, sondern dass der phosphorsaure
Kalk als binäre Verbindung wieder mit dem Knorpel der
Knochen verbunden; oder vielleicht nur beigemengt ist. Diess
beweist die Färberröthe, Rubia tinctorum, dié eine grosse Verwandtschaft
zürn phosphorsauren Kalk, aber nicht zur Kalkerde
oder zum Calcium hat, und die von den Knochen eines lebenden
Thieres, das man mit Färberröthe füttert, aus dem Blute bei der
Ernährung angezogen wird. Anderseits zersetzen mehrere Säuren
die in dem Knochen enthaltenen Kalksalze und ziehen sie
aus, ohne die Form des Knorpels zu verwandeln und ihn zu zersetzen.
W eber 1. c. p. 3 1 8 . 3 4 0 .
Sieht' man auf die Reste'der thierischen Theile, und sieht
man ab von dem,, was in einzelnen Fällen Educt oder Product
der chemischen Analyse seyn kann, so kann man mit E. H. W eber
zwei Reihen binärer Verbindungen im thierischen und besonders
im menschlichen Körper annehmen, nämlich:
1) binär zusammengesetzte Materien aus mineralischen Bestand-
fheileü, wie phosphorsaures Natron, pbosphorsaurer Kalk, phosphorsaure
Magnesia, kohlensaures Natron, kohlensaurer Kalk, salzsaures
Kali,. salzsaures Natron, Fluorcalcium, Kieselerde, Manga
rwx yd-, Eisenoxyd, Natron;
2) binär zusammengesetzte Materien aus zum Theil organischen,
zum Theil unorganischen Bestandtheilen. 'Hierher wäre das Ei—
weiss im Blute zu rechnen, wo es eine Verbindung mit Natron
bilden soll,, Albüminat von Natron. Auch die milchsauren Salze,
milchsaures Kali, Natron wären, hierher zu rechnen.
Wir gehen nun zur Betrachtung der einfachsten Formen über,
in welchen die organische Materiè erscheint. Sie sind folgende:
1) :; die organische Materie ist in. vielen Säften in einem vollkommen
aufgelösten Zustande'; sie zeigt bei mikroskopischen Untersuchungen
keine sichtbaren Molecule. So enthalt das Blutwas-
sev Thierstoff im aufgelösten Zustande, der sich erst durch die
Wirkung der galvanischen Säule, oder durch Erhitzung und andere
chemische Einflüsse zu Kügelchen bildet. ln demselben
Zustande befindet sich ein Theil der thierischen Materie in der
Lymphe der Lympligefässe.
2) Die lebenden festen Theile befinden sich in einem nur
den organischen Wesen eigenen Zustande der Aufweichung. Das
Wasser theilt ihnen die Eigenschaft der Ausdehnbarkeit, Biegsamkeit
mit, ohne dass man sie nass nennen kann und ohne dass sie
andere durch Mittheilung dieses.Wassers benetzen können. Diess
Wasser beträgt nach Berzelius- bis '-ihres Gewichtes. Es scheint
ihnen, wie Berzelius bemerkt, nicht durch chemische Verwandt-,