
UI. Ganglien an den ’Cerebrospinalnerven, wv sich dieselben mit
Zweigen des Nervus sympathicus verbinden.
Hierher gehören das Ganglion petrosum N. glossopharyngei
die Intumescentia gangliiformis am Knie des N. facialis, das Ganglion
sphenopalatinum am zweiten Aste des N. trigeminus, das
Ganglion ciliare, vielleicht auch oticum und noch einige,,andere.
Nicht überall, wo Faden des N. sympathicus 'mit Fäden der
Cerebralnerven zusnmmenstossen, entstehen Ganglien an den letztem;
diess ist .vielmehr nur-ein seltener Fall, denn hei der grossen
Anzahl der Ursprünge des N. sympathicus von Cerebral-
und Spinalnerven, befinden sich doch an der Abgangsstelle dieser
Fäden von den Cerebral- und Spinalnerven in der Regel keine
Knotern Wie kömmt es aber, dass in den öhen erwähnten Fällen
bei dem Zusammenkommen von-Fäden des N. sympathicus
mit Cerebral nerven gangliöse Anschwellungen an den letzteren entstehen?
Diess scheint mir daher zu rühren, dass in jenen Fällen
an der Stelle, wo die gangliöse Anschwellung liegt, nicht
Zweige der Cerebralnerven' vom Gehirn ab zum N. sympathicus,
sondern vom N. sympathicus an die Cerehralnerven stossen, welche
Fäden nicht bloss der Richtung zum Gehirn am Cerebräl-
nerven, sondern in peripherischer Richtung an diesem fortgehen.
Wäre diese Bemerkung durchgreifend*> so hätte man, wenn ein
Cerebralnerve nicht an seiner Wurzel, sondern in seinem weitern
Verlaufe bei Verbindung mit dem N. sympathicus eine Anschwellung
zeigte, an dieser Anschwellung ein Kennzeichen, dass die an
die Cerebralnerven tretenden Fäden des N. sympathicus keine
Wurzeln des letztem, sondern Beimengungen des1 N, sympathicus
zum Cerehralnerven sind. So ist das Ganglion ciliare eine Vermengung
von Fäden des N» trigeminus (Radix longa a N. nasali),
des IC oculomotorius (Radix brevis a N. oculomotorio)-, und des
N. sympathicus, eine Vermengung, welche zum Zweck hat, nicht
neue Wurzeln des N. sympathicus zu gehen, sondern Fäden des
N. sympathicus mit den sensibeln Fäden vom 1. Act des N. trigeminus
und den motorischen Fäden vom N. oculomotorius in
die Ciliarnerven zu bringen. Eben so verhält es-sich mit dem
Ganglion sphenopalatinum am zweiten Aste des N. trigeminus,
welches, da der N. sympathicus . durch Fäden vom Ganglion
oticum aus nach Bebdz schon mit dem Stamm des. N. trigeminus
im Ganglion Gasseri Verbindungen eingeht, nicht bloss Wurzeln des
N. sympathicus abzugeben, sondern Fäden vom N. . sympathicus
zur peripherischen Verbreitung mit dem zweiten Aste des N. trigeminus
aufzunehmen scheint. In der That hat Retzitjs diese
Fäden des N. sympathicus, welche vom Ganglion sphenopalatinum aus
in den zweiten Ast des N. trigeminus peripherisch fortlaufen, beim
Pferde deutlich gesehen und beschrieben. Isis. 1827. Dasselbe sah
ich beim Ochsen. Das Ganglion petrosum N. glossopharyngei ist,
wie ich oben zu zeigen gesucht habe, nicht das gewöhnliche Ganglion
eines Empfindungsnerven, da das höher am N. glossopharyn-
geus liegende, von mir beobachtete Ganglion jugVlare die Bedeutung
eines solchen hat, sondern entsteht durch die Verbindungen
von mehreren Zweigen des N. sympathicus mit dem N. glossopharyngeus.
Bis jetzt lässt sich die fragliche Ansicht noch nicht
ganz durchführen, sondern nur als einen Anhaltpunkt zu einer
künftigen Entscheidung der Frage gebrauchen, welche von den
vielen Verbindungen des N. sympathicus als Wurzeln desselben,
und welche als peripherische Zweige desselben, als Abgabe an
die Cerehralnerven zu betrachten sind.
Sollte es sich bestätigen, dass die bei den Verbindungen von
Zweigen des N. sympathicus mit Zweigen der Cerehralnerven
zuweilen vorkommenden Ganglien an blossen Verbindungsstellen
und nicht an Ursprungsstellen des N. sympathicus liegen, so würde
diese dritte Art von Knoten noch keine besondere Classe bilden,
sondern nur in den Bereich des N. sympathicus gehören, und unter
die zweite Art der Knoten zu subsumiren seyn; dann würde
man dreierlei Knoten des N. sympathicus besitzen. ■
1. Die Centralknoten, Geflechtknoten oder plexusartigen
Knoten in den Geflechten des Unterleibes.
2. Die Knoten des Grenzstranges, welche jedesmal an den
Verbindungsstellen der verschiedenen Wurzeln des N. sympathicus
liegen.
3. Die Verbindungsknoten des N. sympathicus an Verbindungsstellen
desselben mit Zweigen von Cerehralnerven, welche
die letzteren und nicht den N. sympathicus modificiren.
II. Gapitel. Von d er R e iz b a rk e it d e r Nerven.
Im Anfänge dieser Schrift sind die Gesetze der thierischen
Reizbarkeit im Allgemeinen untersucht worden. Siehe oben p. 51.
Diese Eigenthümlichkeit der organischen Körper ist auch den
Nerven eigen, und die allgemeinen und verschiedenen Kräfte der
Nerven kommen überall durch Reize zur Erscheinung. Die Aufgabe
des Physiologen ist aber, nicht allein die Gesetze dieser allgemeinen
Eigenschaft zu ergründen, womit sich Brows und seine
Nachfolger leider allein beschäftigt haben; sondern die eigentümlichen
Kräfte, welche gereizt werden können, selbst zu untersuchen,
und hier hat sich der Physiologie ein ganz grosses und
neues Feld der Empirie eröffnet. Um die Kräfte der Nerven kennen
zu lernen, müssen die Wirkungen aller möglichen Reize auf dieselben
studirt werden. Auf diese Art erwirbt die Physiologie
eine ähnliche empirische Zuverlässigkeit, als die Physik und Chemie
der unorganischen Körper. Die Reagentien erzeugen
in den chemischen Wirkungen nur Producte, Combinationen,
Trennungen; in den organischen Körpern und insbesondere auf
die Nerven angewandt, bringen sie, so verschieden sie auch seyn
mögen, nur Erscheinungen der vorhandenen Kräfte und Veränderungen
dieser Kräfte hervor, und es wird sich zeigen, dass alle
Einflüsse, welche auf die Nerven wirken, entweder reizen oder
die Reizbarkeit selbst verändern; im ersten Falle wirken alle Reize,
so verschieden sie sind, auf dieselbe Art, und die verschiedensten
Ursachen haben gleiche Wirkung, weil das, worauf sie
wirken,, nur einerlei reizbare Kraft besitzt, und weil die