
dass, wenn der lebendige Einfluss der Nerven auf die Muskeln
lange Zeit aufgehoben ist, dér galvanische Reiz der einfachen
Rette Selbst nicht mehr auf die Muskélh wirkt und keine Zuk-
kungen mehr in ihnen erregt, wie wir bei Säügethieren gesehen
haben, denen mehrere Monate vorher die Nerven so durchschnitten
warén," dass sie nicht vollständig an einander heilen
konnten^’■ (Sticker in Mueller’s Archiv für Anat. u. Physiol. <18341.)
Durch dié .Entdeckung dès Elektro1- Magnetismus hat man
die feinsten galvanometrischen'Instrumente kennen gelernt. ;V a-
vasseur und Her Arm fdnna/i unwersali di tned. Maggio 1829.
F roriep’s Not. Nr. 538.) wollen die Beobachtung gemacht haben,
dass Nadeln, welche man rin die Nerven eines lékenden Thieres
sticht, magnetisch werden Und 'Eisenfeile anziehen. Nach Durch-
schneidung des'Rückenmarks sollte sich die magnetische Kraft
der in die ,‘Nèrven eingestochenen Nadeln nicht entwickeln, wohl
aber nach. Einatbmen von Sauerstoffgas. Die Sehnerven' sollen
die eingestochenen Nadeln nicht magnetisch machen, auch nicht
nach dem Einatbmen von Saüerstoffgàs. * ■ Nach Durchschneidung
Und' Unterbindung der Nerven ''sollen dié 'eingestochenen Nadeln
auch nicht magnetisch werden; jedoch soll sich bei einer>Ent-
fernung von 4 Linien zwischen den Stücken des durchschnittenem
Nerven eine schwache' Wirkung auf 'dié Nadeln gezeigt haben.
Ich habé es mich nicht - verdrießen lassen', diese Versuche
an einém Kaninchen zu'Wiederholen, und habe auch nicht
eine Spur von magnetischer Eigenschaft an den eingestochenen
Nadeln bemerken können.
David machte in einer Inauguralthese, Paris 1830, Versuche
bekannt, hach .Welchen Leitungsdrähte, in einen entblössten Nerven
eingestochen, auf das Galvanometer wirken ’ sollen , nämlich
in dem Moment,1''wenn sich dak Thier gerade bewegé. Werde
die Nadel in einén von dem Rückenmarke abgesChnittenen Nèrven
eingestochen ; so zeige das Galvanometer, wenn dié 'Conductoren
mit der Nadel in Verbindung gebracht'Wérden, keine Bewegung,
während in allen mit dem Nerveneenlrum zusammenhängenden
Nervén-der Versuch gelinge. Diese Versuche sind mir nicht gelungen,
und ich halte sie für Täuschung. Eben so Wenig- hat
P erson mit 'einém sehr empfindlichen Galvanometer Elektricität
in dén Nérveh entdecken können. P revost und D u m a s (Journal
de-'. Ph fsiol. Tom. III.) ' haben eine Théorie der Muskelbewegung
aus elektrischen Ursachen aufgësfëllt. Die Erklärung;,1 welche sie
von der Zusammenziehung der Muskeln geben, gründet sich auf
die Voraussetzung, dass die quer über die Muskelbündel verlaufenden
.Nervenfasern sich anziehen Und dadurch die Muskelbün-
del verkürzen — eine Hypothese, Welche dadurch sëhr unwahrscheinlich
wird, dass die unzähligen Muskelfasérn dabei als ganz
gleichgültig angenommen werden. ' Dass die Elektricität die gegenseitige
Anziehung der Nerven in den Muskeln bewirken soll,
ist eine zweite Hypothese. Um elektrische Strömungen in den
Nerven durch das Galvanometer nachzuweisen, ist es nicht zulässig,
dass man die Drähte des Galvanometers auf Nerven und
Muskeln zugleich anwende; denn da eine Kette von heterogenen
thierischen Substanzen, wie Nerv und Muskel, und von Metall
schon Elektricität erzeugt, so würde man bei jenem Versuch mit
dem 'Galvanometer nicht.die in dem Nerven wirkende, ■ sondern
die durch die Kette erst erzeugte Elektricität prüfen. Damit
man also bei Verbindung des Galvanometer mit Nerv und Muskel
nicht erst Elektricität erzeuge, muss man die 'Leitungsdrähte
des Galvanometers auf einen Nérven allein anwenden und beobachten^'
ob ein 'Nel’V, '-’der mit dem Gehirn in Verbindung steht,
bei’ dén wiifkührliche-n Bewegungen Schwankungen der Magnetnadel
héwirk'é'j,''dantï könnte man überzeugt seyn, dass die vom
Gehirn aus erfolgende Innervation eine elektrische Strömung sey.
Allein P revost und Dumas gestehen hier, dass man unter diesen
Umständen hie eine Ablenkung der Nadel beobachte. Die Verfasser
haben hei: gesunden Thieren dén'N. vagus, und den Plexus
ischiädicus bei einem Thiere in tetanischem Zustande gälvano-
metrisch untersucht,- allein sie haben wéder beim Verbinden
der Drähte mit verschiedenen Theilen des unverletzten Nerven,
noch beim Verbinden mit beiden Stücken eines durchschnittenen
Nerven einë Spur von Elektricität durch Schwankung der Nadel
des-Galvanometers)’ beobachtet. Eben so wenig zeigte eine, art
einem Seidenwurm-Spinnfaden aufgehängte Nadel eine Spur von
Declination;'1 wenn mäh sie in die Nähe des in Action begriffenen
Muskels und1 Nervehs brachte; dass diess sich so verhält, kann
ich nach inë'inen eigenen Versuchen bestätigen. Um diese Unempfindlichkeit
dés Galvanometers gegen die Nerven zu erklären,
Und diesen Häupteinwurf gegen ihre Hypothese zu beseitigen,
nehmen Prevost und Dumas wieder an, dass der galvanische Strom
in den Nerven doppelt sey; dass’-sich beide Ströme neutralisiren,
so dass alle Wirkung - auf die Magnetnadel aufgehoben werde.
P revost und Dumas 'Vergleichen diese beiden hypothetischen
Ströme mit den elektrischen Strömen, welche in entgegengesetzter
Richtung die Arme dés Galvanometers durchlaufen, und sich
im1 Multiplikator des Galvanometers oder in den Windungen der
Leitungsdrähte begegnen. Die Magnetnadel-Soll hierbei dem
Muskel gleichen, welcher eben So wie die Magnetnadel die Wirkung.
der entgegengesetzten Ströme erfährt. Allein bei den Wirkungen
der entgegengesetzten Ströme reagirt das Galvanometer,
warum reagirt es nicht bei den hypothetisch vorausgesetzten doppelten
Strömungen in den Nerven? Ein merkwürdiger Versuch
ist derjenige dieser berühmten Gelehrten, die mechanische, chemische,'
ca ustische Reizung- der Nerven * auf eine elektriche zurückzuführen.
Da nun gerade ein Hauptbeweis gegen das elektrische
Agens in den Nerven in dem Umstande liegt, dass alle Reize,
nicht bloss! elektrische, auf'die Nerven wirken, so müssen wir
diesem Theil der Arbeit jener Gelehrten eine besondere Aufmerksamkeit
widmen. P revost und Dumas wollen zeigen, dass
das Feuer, indem es, auf die Nerven wirkend, Zuckungen erregt,
diess durch Elektricität time. Sie bringen zwei gleiche Platin-
dr&hte an die Enden der Conductoren des Galvanometers1, und
stecken den einen der Platindrähte in die Muskeln des Frosches,
mit dem andern, welcher rothglühend gemacht worden, berüh