
-«en zeisen, welche noch etwas vom Rückenmark enthalten, so
hisst sich diese Ansicht schwerlich als durchgreifend festhalten.
Auch giebt es Reflexionserscheinungen an Organen,' weiche dem
Einfluss des Willens entzogen sind, wie am Darmkanal und Herzen.
Endlich haben die allgemeinen reflectirten Zuckungen nach der'Nar-
cotisation nicht die geringste Aehnlichkeit mit einer spontanen Reac
tie . Nach meiner Meinung bewirkt eine Reizung eines sensoriellen
Spinalnerven zunächst eine centripetale Action des Nervenprincips
zum Rückenmark. Kann diese noch zum Sensorium commune
«elanden, so ist. es eine bewusste Empfindung. Gelangt sie aber
we"en Durchsclmeidung des Rückenmarks nicht , zum Sensorium
commune, so behält sie doch ihre ganze Kraft als "centripetale
Action auf das Rückenmark. In beiden Fällen kann eine centripetale
Action eines sensoriellen Nerven eine Reflexbewegung
hervorbringen. Im ersten Falle wurde die centripetale Action zugleich
Empfindung, im letztem'Falle nicht, aber sie ist zur Reflexbewegung
oder zur cèntrifugalen Reflexion hinreichend.
Marshall H all’s Ansicht entfernt sich sowohl von derjenigen
-von W hytt, als von der, meinigen und ist eigentümlich. Er
beschränkt zuerst die Erscheinungen der Reflexion auf die blossen
Spinalnerven und schliesst die Sinnesnerven des Gehirns aus.
Nach ihm wird die Reflexion niemals durch eine Empfindung
und selbst nicht einmal durch die sensoriellen Nerven vermittelt.
Vielmehr nimmt Marshall H all ëigéne Nerven öder Nervenfasern
als excitö-rnotorische anj auch die centrifugale Actjon erfolg
bei der Reflexion nicht in den! spontanmiotorischen Nerven,
sondern in eigenen Fasern, welche er reflecto-motorische nennt.
Sensorielle und excito-motorische Fasern kommen von den hintern
Wurzeln, spontan-motorische und reflecto-motorische von
den vordem Wurzeln der Spinalnerven und Nerven der medulla
oblongata; auch wird der N, vagus nicht als, vorzugsweise sensorieller,
sondern als excito-motorischer Nerve angesehen, weil seine
Durchschneidung nach Marshall H all und Brötjghton nicht
schmerzhaft ist, aber die Respirationsbewegungen verändert. Diese
Ansicht ist io Marshall Hall’s neuestem Werk über das Nervensystem
(Memoirs on the nervous System. London 1837. 4.) ausführlich
entwickelt. V olkmann hat diese Lehre in seiner erwähnten
Abhandlung bestritten und unter anderem angeführt-, dass der
N vagus in der That au ch schmerzhafter Empfindungen fähig sey.
Eine Thatsachè, auf welche V olkmann zuletzt aufmerksam
macht und welche wir selbst oft beobachtet haben, ist die * dass
ein grosser Unterschied in def Fähigkeit .Reflexionsbewegungen
hervorzurufen, zwischen den Nervenfstämmen und ihrer peripherischen
Ausbreitung besteht. Kein Theil erregt gereizt so leicht
Reflexbewegung als die Haut, bei narkotisirten Thieren reicht
oft die blosse leiseste Berührung hin sie stark hervorzurufen,
während die Reflexbewegungen, welche man bei Reizung derNer«
venstämme selbst wahrnimmt, viel geringer sind.
IV. Capitel. Von d e rv e rs c h ie d e n e n Action d-er s e n s ib e ln
und m o to ris c h e n Nerven.
Die Erfahrung hat uns bis jetzt gelehrt, dass, wenn ein
Punkt des Nerven gereizt wird, die Wirkung sich in der ganzen
Länge der Fasern äussert, und in den motorischen Nerven dort
Bewegung erregt, wo die Fasern mit Muskeln Zusammenhängen,
in den sensibeln Fasern Empfindung, wenn die Fasern noch
mit den Centraltheilen Zusammenhängen. Nun könnte es scheinen,
dass sich der Effect der Nervenreizung von dem genetzte*
punkte auf gleiche Art nach dem peripherischen Ende des Nerven
und nach dem Centralende desselben fortpflanze. Es fragt
sich aber, ob diess wirklich geschieht, und ob die Fortpflanzung.
J er Reizung nicht in einer gewissen Richtung allein geschieht,
ob bei den sensibeln Fasern der Nerven die Wirkung nicht etwa
t,loss nach dem Gehirn, bei den motorischen Fasern bloss die
umgekehrte Richtung nach den Muskeln stattfinde. Man nahm
diess gewöhnlich an, so lange es nicht bekannt war, dass die
sensibeln und motorischen Fasern verschieden sind. Jetzt wiederholt
sich diese Frage wieder, und die Lösuug dieses Problems
ist von äusserster Wichtigkeit für die Physik der-Nerven. Es
handelt sich also darum, zu wissen r ist die Kraft- der motorischen
Fasern Muskeln zur Zusammenziehung zu reizen, qualitativ von der
Kraft der sensibeln Fasern verschieden,, oder ist, was hier verschiedene
Kräfte genannt werden, bloss verschiedene Richtung
der Nerven Wirkung, centrifugal in den motorischen Fasern, cenfrinetal
in den sensibeln. .
' Es ist bekannt, dass die Wirkung bei den Muskelnerven immer
nur in der Richtung der Nervenzweige erfolgt, und dass
die Muskeln nicht zucken, welche Nervenäste vom Stamme erhalten
über der Stelle der Reizung, dass dagegen nach abwärts
d;P Wirkung sich auf alle Muskelnerverven ausdehnt, die von dem
Stamme unter der gereizten Stelle abgehen._ Diese Thatsache
scheint zu beweisen, dass die Nervenwirkung in den motorischen
Nerven ndr in centrifngaler Richtung erfolgt, vom Stamme nach
den Aesten Allein diess lässt sich sehr wohl aus Thatsachen
<,anz anders erklären. Die mikroskopische Anatomie der Nerven
lehrt dass die Primitivfasern in den Stämmen sich nicht verbinden
’ dass also der Nervenstamm nur das Ensemble aller unend-
lich’ vielen Primitivfasern ist, die aus dem Stamm mit den Aesten
hervoreehen. Die Primitivfasern der Aeste,. die in verschiedener
Höhe0 vom Stamme abgehen, hängen daher gar nicht nn
Stamme zusammen, die motorischen Fasern laufen getrennt bis
zum Rückenmark oder Gehirn,, und die Reizung eines Astes kann
dVilier rückwärts, wenn eine Rüekwärtswirkung stattfindet, keine
Theile des Stammes mit afficiren, sondern diese Rückwärtswir-
kun" würde sich auf die Primitivfaseru des- gereizten Astes beschränken,
welche im Stamme ohne Verbindung bis zum Gehirn
oder Rückenmark fortlaufen. Wenn also auch ausser der Wirkung
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