
Sphincter ani, des Sphincter vesicae urinariae, Anziehung des Hodens
durch den Musculus cremaSter. Wir haben schon oben
gesehen, dass die Reizung der Schleimhäute durchgängig krampfhafte
Athembewegungen, wie beim Erbrechen, Niesen, Schluch-
’ zen, Husten u. s. w. erzeugen könne, und verweisen in Hinsicht
der Erläuterung dieser Erscheinungen auf p. 723.
Yon allèn Membranen haben die fibrösen die geringste
Wechselwirkung mit anderen Organen, selbst' mit den Organen,
-welche sie umkleiden. . Diese zum Schutz und zur Befestigung
bestimmten Theile sind in dieser Hinsicht fast Isolatoren. Nur
die Entzündung der fibrösen'Häute kann wegen des Blutverkehrs
und der Wechselwirkung der Gefässe heftige Symptome, auch in
den von ihnen umkleideten Organe hervorbringen, gleichwie die
Entzündung der Dura mater mit heftigen Hirnsymptomen verbunden
ist.
Die Sympathien einzelner Gewebe mit ganzen Organen finden
übrigens theils in den Gesetzen der Reflexion (p. 717., 745., 754.,
7570, wenn solche Theile in keiner Verbindung stehen, wie die
Haut und innere Organe, theils in der Wechselwirkung der Ge-
fässverbindungen und Gefässnerven verbundener Theile (wie des
Uterus und der Schleimhaut der Genitalien) ihre Erklärung.
IV. Sympa t h i en ganze r Organe u n t e r sich.
Obgleich es zu den Grundbegriffen des Organismus gehört,
dass ein Organ auf alle andere wirken kann: so ist doch die
Leitung der Zustände vorzüglich zwischen den Organen gewisser
Systeme oder Organgruppen erleichtert. Die hieher gehörenden
Sympathien sind folgende:
1) Zwischen Organen, welche eine gleiche Bildung und Function
haben, wié zwischen den verschiedenen Speicheldrüsen,
zwischen dem Herzen und den Blutgefässen, zwischen Magen
und Darmkanal, zwischen den Centralorganen des Nervensystems.
2) Zwischen Organen, welche, obgleich von verschiedener
Bildung, doch zu demselben Organsystem gehören, wie die verschiedenen
Organe des chylopoetischen Systems (Darmkanal, Drüsen,
Milz), des uropoetischen Systems, der Genitalien, der beiden
letzteren unter sich, des respiratorischen Systems (Kehlkopf, Luftröhren,
Lungen).
3) Zwischen Organen, welche in anatomisehem Zusammenhänge
durch Gefässe und ihre Nerven stehen, wie Lungen
und Herz.
4) Zwischen allen wichtigeren Eingeweiden und den Centralorganen
des Nervensystems. Hieher gehören die Mit-Affection
des Gehirns bei Entzündung der Eingeweide, der Leber, der
Lungen, des Darmkanals, die Affectionen des Magens und der
Leber, Polycholie, Leberentzündung, nach Verletzungen undRei-
% zungen des Gehirns etc.
Die sympathischen Erscheinungen dieser Art werden theils
durch die Abhängigkeit verschiedener Organe eines Systems,
oder anatomisch zusammenhängender Theile von gleichen Ausstrahlungspunkten
des Nerveneinflusses, theils durch den Einfluss
der Centralorgane des Nervensystems auf alle Organe erklärt.
Dass die Centralorgane hierbei wahrscheinlich einen grossem Einfluss
als die Communication der sympathischen Nerven ausüben,
sieht man an gewissen, durch Nervenzusammenhang oder anatomischen
Zusammenhang ganz unerklärlichen Sympathien, wie zwischen
Brust und Genitalien, zwischen Kehlkopf, Athemwerkzeu-
gen, und Genitalien bei der Entwickelung der Pubertät, bei Ausschweifenden
und Castraten. Sympathien, welche bis jetzt auch
keiner andern Erklärung als derjenigen der Reflexion fähig, sind
die der Parotis und des Hodens, deren entzündliche Affectionen
sich zuweilen von einem auf das andere Organ versetzen.
V. Symp a t h i e n de r Nerven selbst .
Obgleich die Nerven die Ursachen des grössten Theils, wenn
nicht aller consensuellen Erscheinungen sind, so trennen wir
doch diejenigen Sympathien, bei welchen die Wechselwirkung
bloss zwischen Nerven erfolgt, oder wo wenigstens ein Nerve es
ist, welcher, dem Einflüsse eines andern Theiles ausgesetzt, sympathische
Erscheinungen zeigt. Man kann die hieher gehörigen
Facta folgendermaassen ordnen:
/. Sympathien der Nerven mit den Centraltheilen des Nervensystems.
Die Nerven erfordern zu ihrer nafurgemässen Thätigkeit
nicht allein den beständigen Einfluss der Centralorgane, wie meine
und Sticker’s Versuche (p. 639.) zeigen, nach welchen ein von
deip Gehirn und Rückenmark längere Zeit getrennter Nerve
gänzlich seine Reizbarkeit verliert; auch die Centralorgane können
durch die Nerven verändert werden. Die hieher gehörigen
Phänomene sind zum Theil schon in dem Capitel von der Reflexion
p. 717. angeführt worden. Wir bedienen uns dieser Wechselwirkung
in einer Menge von Fällen zur Heilung von Krankheiten
der Centralorgane. Wir erregen das Rückenmark selbst,
indem wir die von ihm entspringenden Nerven durch Bürsten
der Haut und andere Frictionen, durch Senfteige, Blasenpflaster,
Moxen, Haärseile u. s. w. reizen; wir wirken auf das Gehirn und
Rückenmark vermittelst der Nerven bei den kalten und warmen
Bädern, bei den Sturzbädern, beim Anftröpfeln kalten Wassers
auf Hautstellen. Bisher wären diese Thatsachen zwar bekannt,
weniger aber diejenigen physiologischen Thatsachen, aus welchen
man jene ableiten kann; jetzt aber kann man sich aus den bei
der Lehre von der Reflexion erläuterten Erscheinungen einen deutlichen
Begriff von dem Processe jener Wechselwirkung machen.
An jedem Theile des Körpers, namentlich der Haut, kann man
durch mechanische, galvanische, chemische Einwirkung in den
von dort entspringenden Nerven eine heftige centripetale Wirkung
erzeugen, welche, wenn sie öfter wiederholt wird, im Stande
ist, den gesunkenen Lebensprocess in denjenigen Theilen des Gehirns
und Rückenmarkes, von welchen jene Nerven entspringen,
anzufachen und so mittelbar auch auf andere Theile der Centralorgane
zu wirken. Für die Therapie ergiebt sich aus diesen Be