
lecule zu einander zu entstehen, als die Theilc zum Ganzen behalten,
und so tritt ein Streben ein, einzelne Polypensprossen zu
bilden, die sich abstossen und selbstständig werden. Deswegen
werden auch die Fetzen eines Polypen individualisirt, sie trennen
sich bald von dem Mutterpolyp als neue Individuen. Nach G oeze,
S chaeffer und R oesel soll man Polypen auch umkehren können
und sie dennoch fortwachsen. Wendet man diese Facta auf die
Keime der höheren Thiere an, so werden diese nur so lange
theilbar und regenerationsfähig seyn, als sie noch aus einer homogenen
Substanz bestehen, wadehe die Kraft zur individuellen
Organisation noch in allen Theilen gleich enthält. Denkt man
sich, dass die Keimscheibe eines höheren Thieres, entweder wo
später der Kopf, oder wo später der Schwanz entsteht, durch
irgend eine unbekannte Ursache bis auf eine gewisse Strecke sich
* theile, oder auch ohne Spaltung nach einer Richtung der Achse
doppelte Theile entwickele, so werden, so fern jene oben angedeuteten
Gesetze richtig sind, so -gut wie hei einer in 2 noch zusammenhängende
Fetzen getheilten Planarie, 2 Köpfe oder 2
Schwanztheile entstehen müssen und eine Doppelmissgeburt wird
entstehen. J. Mueller, Meck. Arch. 1828. 1. Die Doppelmissgehurten
sind weder ganz durch Theilung eines Keims noch durch
Verwachsung zweier Keime erklärlich. Ein grosser Tlieil der
Döppelmissgeburten wird besser durch Verwachsung zweier Keime
oder durch Entstehung zweier Embryonen in einer Keimhaut, die
he'rnach verwachsen, erklärt, besonders wenn die getrennten
Theile gross sind. Dass diese Verwachsung von Embryonen exi-
stirt, geht als gewiss aus den Fällen hervor, wo die Embryonen
nur durch einen kleinen Theil, wie z. B. durch den HinterkopI
in Barkow’s Fall, verwachsen sind. (Barkow de monstns duplici-
hus certicibus inter se: junciis. Berol. 1821.) Embryonen, welche
bloss durch das Gesicht Zusammenhängen und in dér Schnauze
einfach- sind, sonst aber doppelt oder Döppelmissgeburten mit einem
Kopfe und getrennten ganzen Rümpfen kann man nicht wohl
aus Theilung erklären, sie entstehen wohl durch Verwachsung
und Verschmelzung der Keime mit denjenigen Stellen, wo gleichnamige
Theile entstehen sollten, Schnauze mit Schnauze oder
auf andere Art, wo die gleichnamigen Theile eine gewisse Anziehung
auf einander auszuüben scheinen. Dagegen wäre es: eben
so schwer, eine Missgeburt mit einem überzähligen Theil, mit
einem überzähligen Finger, einen ganz einfachen Körper mit einer
doppelten Schnauze aus der Verwachsung zweier Keime zu
erklären. Die Gesetze, welche hei der Reproduction der Polypen,
gelten, werden ohne Zweifel auch für die einfachen Reim-
stoffe der höheren Thiere gellen müssen. Man besitzt übrigens
nur 2 Beobachtungen von Döppelmissgeburten, des Hühnchens
aus so früher Zeit, wo die Keirnhaut noch vorhanden war. Die
eine ist von C. F r. W olff, iVoc. comment. acad. Petrop. 14, 456.,
die andere von Baer, Meck. Arch. 1827. 576. In W olff s Fall
hingen beide vollständige Embryonen nur durch denjenigen Theil
der gemeinschaftlichen Keimhaut, der sich am Nabel in dep Darm
fortsetzt, zusammen. In Baer’s Fall war die Area pellucida der
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Keimhaut, statt wie gewöhnlich biscuitförmig, vielmehr kreuzförmig.
Die Embryonen hatten einen gemeinsamen Kopf, ihre Leiber
divergirten in den 2 längeren Schenkeln des Kreuzes. Wir
werden'übrigens auf diesen Gegenstand im 8 . Buche, das von
der Entwicklungsgeschichte der organischen Wesen handelt, zurückkommen.
Die Planarien haben, wie D uces gezeigt hat, einen grossen
Grad von Productionvermögen. F roriep’s Not. 501. j Jeder 8 .
oder 10. Theil des Thiers kann ein vollständiges Individuum re-
produciren. Jedes abgeschnittene Stück reproducirte sich im
Winter in 12 — 14, im Sommer in 4 Tagen vollkommen. Zuweilen
theilen sich die Planarien in 2 Individuen durch Quer-
theilung. D uges fand ein Individuum in Wasser mit zwei Sclmanz-
theilenj und wenn er die Planarien vorn der Länge nach theilte,
entstand eine Doppelmissgeburt mit 2 vollkommenen Köpfen.
Bei den Ringelwürmern erstrecken sich die Stämme der Ge-
fässe, das knotige Nervensystem, der Darmkanal auf eine ziemlich
gleichförmige Art durch die ganze Länge des Thiers, durch die
ringelförmigen Abtheilungen des Wurmes. Man kann sich aus
der Structur dieser Thiere, dass sie aus einer reihenförmigen Suc-
cession gleichförmiger Theile bestehen, schon erklären, dass trotz
ihrer grösseren Zusammensetzung doch auch die Theilung des
Wurms in die Quere die Regeneration des Wurms nicht aut hebt.
O. F r. Mueller (yon den Würmern des süssen und salzigen Was-
sers) hatte die Regeneration der Stücke der durchschnittenen
Nereiden, Bonnet die Regeneration von 4, 5, 6 Stücken der Nais
variegata,-und die Regeneration der zwei Theile eines quer durchschnittenen
Regenwurms beobachtet, was D uges nicht gelang, obgleich
die Regenwürmer die abgeschnittenen vordersten Ringe
und den Kopftheil ersetzen. F roriep’s Not. 513, Alle diese Thiere
regeneriren sich bei longitudinalen Durchschnitten nicht, wahrscheinlich
weil die Stücke nun nicht mehr die qualitativ verschiedenen
Glieder des Ganzen enthalten. Man findet die älteren
Beobachtungen in den grösseren Werken. T reviranus Biologie.
B urdach’s Physiologie 1 ., und in einer kleinen Schrift von E ggers
von der Wieder er zeugung. Würzb. 1821. zusammengestellt.
Die Mollusken, Insekten, Crustaceen, Spinnen regeneriren nur
einzelne Theile nach, die ihnen abgeschriitten worden, und es ist
gewiss, dass die Schnecken nur einen Theil des Kopfes und die
Fühlhörner regeneriren, wenn das Gehirn, das auf dem Schlunde
liegt, nicht verletzt wird. Diese Regeneration erfolgt nur hei gemässigter
Temperatur, nicht in der Kälte. Schweiggf.r Naturgeschichte
der skeletlosen ungegliederten Thiere. Die Naiden theilen
sich von selbst, wie O. Fr. Mueller, G ruithuisen, D uges beobachtet
haben. G ruithuisen Nou. act. nat. cur. T. 11. tab. 35. Die
Hirudineen besitzen nach Moquin T andon wenig oder kein Re-
productionsvermögen.
Nach H eineren hört die Reprodüction der Beine bei den
Spinnen auf, sobald sie aufhören sich zu häuten oder ganz erwachsen
sind. Die Larven der Insekten reproduciren ihre Fühler,
nicht die vollkommenen Insekten. F rorieps Not. 606. 607. Die