
d. Ligamentöse Knorpel, welche beim Kochen kein Chondrin,
sondern nur gewöhnlichen Leim gehen. Hieher gehören
die Zwischerigelenkknorpel, die Ligamenta intervertehralia, Symphysen.
Der aus ihnen von mir gewonnene Leim stimmt durchaus
mit dem-Leim der Sehnen und ist kein Chondrin. Sie enthalten
auch keine Knorpelkörperchen, sondern bestehen ganz
aus' Fasern. Die auch faserige Substanz der Augenliedknorpel
ist in chemischer Hinsicht noch nicht untersucht. Die Knorpel
der Knorpelfische sind nicht wesentlich vom Knorpel der übrigen
Thiere verschieden, wie meine Untersuchungen zeigen. Wach
tagelangem Kochen lösen sie sich in Leim auf, der nicht gelati-
nirt aber mit Chondrin sehr nahe übereinstimmt. Sie enthalten
meist aber wenig Knorpelkörperchen. Bei den Cyclostomen fand
ich ausser dem gewöhnlichen Knorpel, auch viele spongiöse Knorpel
vom Bau des Ohrknorpels des Menschen. Bei den wirbellosen
Thieren entfernt sich die Knorpel genannte Materie chemisch
ganz vom Knorpel, und ist in heissem Wasser selbst nach dem
längsten Kochen ganz unlöslich.
Die mineralischen Bestandtheile der Knorpel ergeben sich
aus einer Analyse von F rommherz und Gugert. Die Rippenknorpel
eines 20jährigen Mannes gaben Gugert hach dem,Verbrennen
eine Asche, aus welcher sich die Kohle nicht vollständig
wegbrennen liess. Vom Knorpel enthielten 100 Theile Asche
Kohlensäures Natron . . . 35,06
Schwefelsaures Natron v?w .: 24,24
Chlornatrium . . . . . 8,23
Phosphorsaures Natron . . 0,92
Schwefelsaures Kali . . . 1 ,2 0
Kohlensäuren Kalk , . 18,37
Phosphorsauren Kalk .
Phosphorsaure Kalkerde .
. . 4,05
. . 6,90
Eisenoxyd und Verlust . ... . 0,99
Bei einer 63jährigen Frau waren dieselben löslichen Bestandtheile
in geringerer Menge, der phosphorsaure Kalk in grösserer
Menge als der kohlensaure Ka-lk enthalten. Die Knorpel enthalten
J- ihres Gewichtes Wasser.
7. Knochen. Knochen mit verdünnter Salzsäure behandelt,
lassen den Knorpel zurück, während die Knochenerde von der
Säure aufgelöst wird. Der Knorpel verwandelt , sich beim Kochen
ganz in Leim. Die Knochenerde der höheren Thiere besteht fast
grösstentheils aus phosphorsaurer Kalkerde mit kohlensaurer Kalkerde,
und mit geringen Quantitäten phosphorsaurer Talkerde und
Fluorcalcium. Die phosphorsaure Kalkerde der Knochen ist basisch
in einer eigenthümlichen Verbindung, die man sonst immer
durch Niederschlagung der phosphorsauren Kalkerde mit überschüssigem
Ammoniak erhält. Im Urin ist die phosphorsaure
Kalkerde sauer und aufgelöst, in der Knochenerweichung scheint
mehr dieses aufgelösten Salzes durch den Urin ausgeschieden zu
werden.
Berzelius Analyse vom Knochen des Menschen und des Rindes.
Mensch. Ochse.
Knorpel in Wasser völlig löslich . 32,17} Gefässe............................. . 1,13 ƒ 33,30
Basische phosphorsaure Kalkerde . 51,04 55,45
Kohlensäure Kalkerde . . . . . 11,30 3,85
Fluorcalcium . .......................... . 2 ,0 0 2,90
Phosphorsaure Talkerde . . 1,16 2,05
Natron mit sehr wenig Kochsalz . 1 ,2 0 2,45
100,00 100,00
Die Knochen eines Kindes enthalten nach Schreger des
Erwachsenen l-, des Greises erdige Bestandtheile. E. H. W eber
Anat. 1. 316. Ueber kranke Knochen Bostock., Med. chir.
Transact. Vol. 4.
Dass die phosphorsaure Kalkerde als solche in den Knochen
vorkömmt, beweist die Affinität der Rubia tinctorum zu den Knochen
lebender Theile, welche sie roth färbt.
Ueber die Structur der Knochen siehe Deutsch, Miescher
und J. Mueller a. a. O.
Der Knochenknorpel hat im Allgemeinen die Structur der
permanenten Knorpel, und stimmt vor der Ossification ganz damit
überein. Wird der von der Kalkerde befreite Knorpel längere
Zeit in verdünnten Säuren macerirt, so zerfällt er in Schichten,
die sich wie die Schalen einer Zwiebel ablösen lassen. Auch
an frischem Knoche,nknorpel kann man die Schichten erkennen,
sie laufen in der Richtung der Fläche der platten Knochen, concentrisch
an den Röhrenknochen, ausserdem giebt es auch secun-
däre concentrische Schichten, deren Systeme von denjenigen
Schichten umfasst werden, welche von der Oberfläche der Röhrenknochen
concentrisch verlaufen. Im Centrum der secundären
Schichten verlaufen die Knochenkanälchen, welche Fett und Ge-
f ässe enthalten und überall auf Durchschnitten der Knochen bemerkt
werden. Sie sind im Kleinen, was die Markhöhle der
Röhrenknochen im Grossen ist. Die Markkanälchen oder Fettkanälchen
laufen in ' den Röhrenknochen der Länge nach und
änastomosiren hier und da; in den spongiösen Knochen werden
sie durch die Markzëllen oder Fettzellen ersetzt. Mehreres vom
fei neren Bau der Knochen kann am Knochenknorpel selbst nicht,
wohl aber an fein geschliffenen Knochenplättchen erkannt werden.
In solchen feinen Plättchen erkennt man mit dem Mikroskop
ovale Körperchen von der Gestalt der Knorpelkörperchen,
die sogenannten Knochenkörperchen. Von jedem derselben gehen
radiale zum Theil etwas verzweigte sehr feine Kanälchen
aus. Der Durchmesser dieser radialen Kanälchen ist, 0,0002 —
0,0003 Lin. Sie sind dunkel bei durchscheinendem Lichte, wie
auch die Knochenkörperchen, während die Zwischensubstanz der
Körperchen und Kanälchen an feinen Plättchen ganz durchsichtig
ist. Bei auffallendem Lichte erscheinen die Körperchen und
Kanälchen weiss. Nach der Behandlung mit Säuren werden
diese ganz durchsichtig, woraus sich schliessen lässt, dass unor