
Berlin, gedruckt bei den Gebrüdern V
III. Abschnitt. Von der Abs onderung.
I. Capitel. Von den A b so n d e ru n g e n im Allgemeinen.
'W äh ren d d as Blut aus den feinsten Zweigen der Arterien durch
die Capillargefässnetze in die Anfänge der Venen übergeht, dringen
die flüssigen, d. h. aufgelösten Theile des Bluts nach den
pag. 242 dargestellten Gesetzen durch' Tränkung zum Theil in
das Gewebe der Organe ein. Diese erleiden durch die Einwirkung
des Gewebes eine chemische Veränderung: gewisse Bestandte
ile werden angezogen, andere werden von den Organtheilen
selbst an das Blut abgegeben. Man kann diese Veränderungen
der aus dem Kreisläufe des Blutes abgehenden Theile desselben
im Allgemeinen Metamorphose nennen. Die Metamorphose der
Substanz auf diesem Wege ist aber überhaupt eine dreifache:
Verwandlung von Bestandtheilen des Bluts in die organisirte
Substanz verschiedener Organe — Intussusceptio, Ernährung. Diese
ist im vorhergehenden Abschnitt pag. 350 abgehandelt. 2. Verwandlung
voh Bestandtheilen des Bluts auf der flächenhaften
Grenze eines - Organes in feste, nicht organisirte Substanz, wodurch
die nicht organisirten Theile wachsen —- Appositio. Davon
ist pag. 378 gehandelt. 3. Verwandlung von Bestandtheilen des
Blutes auf der flächenhaften Grenze eines Organes in eine auszu-
seheidende flüssige Materie — Secretio, Absonderung. Diese ist
der Gegenstand der gegenwärtigen Untersuchung. Materien,
welche durch diesen chemischen Process zwischen dem Blute
und einem absondernden Apparat ausgeschieden werden, sind
theils: 1. Bestandteile, welche als solche bereits in dem Blute
vorhanden waren und bloss ans demselben entfernt werden, wie
die Ausscheidung des Harnstoffs durch die Nieren, die Ausscheidung
der^ Milchsäure und milchsauren Salze durch den Urin und
durch den Schweiss — Ex,er et io, Excreta. Bei dem Menschen
sind die in der Thierwelt allgemeinsten Excreta, Harn und
SehweisS-, sauer j indessen ist es nicht constant, dass die Excre-
tionsstoffe sämmtlich sauer reagiren, wie Berzelius einst die Absonderungen
ordnete: denn der Harn einiger pflanzenfressenden
Thiere reagirt'alkalisch und die eigentümlichen Excreta mehrerer
Thiere sind zuweilen alkalisch, wie ich z. B. den scharfen
Excretions-stoff der Haut der Kröten gefunden habe. 2. Absonderungen
von Materien,. welche nicht unmittelbar aus dem Blut
abgeschieden werden können, indem sie darin nicht vorhanden
sind; die vielmehr aus näheren Bestandtheilen des Bluts erst durch
einen chemischen Prozess erzeugt werden, wie die Galle, der
MiiUer’s Physiologie, I,