
lebendige seyn, indem im todten Zustand eine solche Anziehung
nicht existirt.
Wollte man die Aufsaugung durch Anziehung der Flüssigkeit
von der aussern Fläche der Lymphgefässe und durch Abstossung
von der innern nach den Lymphgefässen erklären, so giebt es
weder Tbatsachen, diess zu^beweisen, noch es zu widerlegen.
Mechanische Apparate zur Aufsaugung des' Chylus sind wahrscheinlich
in den Anfängen der Lymphgefässe nicht vorhanden,
da die Aufsaugung in den Pflanzen ohne dieselben geschieht.
Hier wirkt eine noch ungekannte Anziehung, wovon bei der Absonderung
gleichsam das Gegentbeil stattfindet, indem die verwandelten
b lüssigkeiten nur nach der freien Seite der absondernden
Flächen abgestossen werden, und durch immer neue Absonderung
in den Ausführungsgängen weiter rücken.- In vielen Thei-
len kommen auf derselben Fläche Aufsaugung durch die Lymphgefässe,
und zugleich Absonderungen durch absondernde Organe
vor, wie auf den Schleimhäuten.
Da die Resorptionskraft der Lymphgefässe eine organische
Eigenthümlichkeit derselben ist, so muss dieselbe auch unter gewissen
Einflüssen, welche in die Organisation eingreifen, erhöht
und vermindert werden. So scheint sie in der Entzündung vermindert,
wie Autenbieth bemerkt, weil sich in diesem Fall oft
eine dauernde ödematöse Geschwulst im Umfange, des entzünde-
ten Theils bildet. Physiologie 2 . 224. AVie die Mittel, welche in
dem Rufe stehen, die Resorption anzuregen, diess thun, ist noch
zweifelhaft; es lässt sich deren Wirkung nur in einigen Fällen
einsehen. Es giebt Stoffe, welche im Stande sind, die zwischen
den Elementartheilen der Gewebe angehäuften überflüssigen Materien
zu erweichen und aufzulösen, resolventia. Wie diess möglich
ist, scheinen die organischen Flüssigkeiten schon zu zeigen,
in welchen häufig der eine. Stoff das Menstruum des andern ist,
so dass z. R. Thierstoffe durch organische Bindung mit mineralischen
Stoffen, z. B. mit Alkali, wie irii Blutwasser, oder auch mit
anderen organischen Stoffen in einem Zustande vollkommener Auflösung
sind. So ist das Pikromel das Auflösungsmittel des zweiten
Gallenbestandtheils, des Gallenstoffes. Die Anwendung der
Resolventien in der Arzneikunde ist aber sehr beschränkt,, weil
viele Stoffe, die ausser dem Körper thierische Stoffe aufzulösen
im Stande sind, auf lebende thierische Theile zerstörend wirken.
Dass die Lymphgefässe nach dem Tode noch aufsaugen sollen,
halte ich für ganz unerwiesen. Vergl. E. H. W eber Anatomie
3. 101. g
2 . Veränderung der lymphatischen Flüssigkeiten durch die
Lymphgefässe.
Die von Capillargef ässnetzen durchzogenen Wände der Lymphgefässe
scheinen die Mischung des Chylus und der Lymphe zu
verändern. Auf dieselbe Art wirken die Lymphdrüsen, welche
nur als Apparate dienen, die Oberfläche der Einwirkung zu ver-
grössern, da sie bei den niederen Wirbelthieren durch blosse
Plexus ersetzt werden, und in der That weiter ausgebildete Plexus
sind. Der Chylus der Lymphgefässe des Gekröses ist nach Tiebemann
und Gmeun nicht gerinnbar, bis er die Lymphdrüsen
durchgegangen ist'. Die Lymphgefässe und Lymphdrüsen scheinen
also durch die Einwirkung ihrer Wände ^as EweBs des
Chylus zum Theil in Faserstoff umzuwandeln, ln manchen Krank
heiten ist diese Wirkung der Lymphgefässe auf die Mischung
ihres Inhaltes verändert, oder sie leiden von derEmwirkun0 fehlerhaft
gebildeter Säfte, wie in der Scropbelsucht
Die Lymphgefässe haben eine eigentümliche Empfindlichkeit
«egen fremdartige Materien, sie werden durch die Resorption derselben
schmerzhaft, zuweilen entzündet und angeschwollen, und
lassen sich dann als rothe Streifen durch die Haut erkennen
Unter denselben Umständen schwellen die dem Resorptionspun
nahe gelegenen Lymphdrüsen an, und werden auch seißßzhMt
In der Regel verschwindet die Anschwellung, wenn 1
Materie mehr aufgesogen wird, zuweilen gehen i e ^drüsen
Entzündung und Eiterung über. So schwellen die ß “ P d™Se
der Nähe nach Inoculation eines tierischen Giftes ^«te^dmEp
dermis an, so nach der Application eines
dem Schlangenbiss, nach einem Schnitt oder Stic _ , •
eines fauligen Cadavers, nach der Inunction vöri Brechwemstei ^
salbe, von Quecksilber in der Nähe eines Blutschwares eines
entzündeten Theiles, indem sich Eiter bildet; so
Inguinaldrüsen an beim venerischen Harnröhren-Schlennflusse,
und auch ohne diesen nach venerischer Infection der Genitalien.
In dem Verhältniss, wie die oberflächlichen Drusen z ’
scheinen die Mesenterialdrüsen zum Darm zu ste e«G .
selbst bei der Entzündung und Verschwärung des Darms
Typhus abdominalis] sich auch entzünden.
3. Bewegung der Lymphe.
M agendie erhielt bei einem gefütterten Hunde ^ 0 » imttlerer
Grösse, aus dem angeschnittenen Ductus thoracicus alle
Ungefähr | Unze Chylus. Die Ursachen seiner Bewegung sind
unbekannt. Man Weiss nicht, ob die Lymphgefässe ß ß ß ß D u c -
I tus thoracicus Lymphe und Chylus durch unmerkliche f»r^ rei
tende Zusammenziehungen forttreiben T iedemann und G mel n
sahen durch mechanische und chemische Reizmittel keine Z u s -
meüziehungen an dem Ductus thoracicus entstehen, was
SWreger (de tritab. eas. lymph. Lips. 1789.) gesehen haben wollte
(ich sah diese Zusammenziehung nicht, als ich bei ein g
die galvanische Säule auf den Ductus thoracicus einwirken lies ,
und sab erst nach einiger Zeit einige ganz unbedeutendeL.n-
schnürungen). Doch beobachteten sie, dass der angestoßene
Brustgang seinen Inhalt in einem Strahle ausleer . afr;i-t:on
annehmen, dass die Lymphgefässe, ohne ßyßm^che Contract on
zu besitzen, doch ihren Inhalt weiter fordern n Die
müssten eine solche Bewegung, wenn sie wirklich exis i ,
leichtern. Durch die Richtung derselben muss CynlP
Chylus bei einigem äusseren Druck auf die Lymphge ässe uic
die Muskeln ohnehin von selbst weiter rücken. Bei mikros opi