
sehen. Iu den Muskeln und Nerven bilden die Capillargefäss-
netze auch längliche Maschen an den Primitivfasern, und diesen
entsprechend. Was S oemmerriSg und D oeleinger, und namentlich
Berres in seinen verdienstlichen Untersuchungen (med. Jahrh.
d. österr. Staates. Bd. 14.) über den Unterschied der kleinsten
Gefässe in den verschiedenen Geweben beobachtet haben, ist
sehr richtig, gilt aber nicht von den feinsten Capillargefässnetzen
selbst, sondern von der Form der in diese Netze sich verzw-ei-
genden kleinsten Arterien und Venen. So bemerkt S oemmerring,
dass die Verzweigung in den dünnen Därmen einem unbelaubten
Bäumchen, im Mutterkuchen einem Quästchen, in der Milz einem
Sprengwedel, in den Muskeln einem Beiserbündel, in der
Zunge einem Pinsel, in der Leber einem Sterne, in den Hoden
und im Adergeflechte des Hirnes einer Haarlocke, in der Riechhaut
einem Gitter ähnlich sey. In den Kiemen nehmen Arterien
und Venen die Richtung der Kiemenblätter, so dass das arteriöse
Strömchen an der einen Seite aufsteigt, an der andern das venöse
berabsteigt. In den Sehnen ist die Vertheilung der Gefässe
nach E. H. W eber dendritisch, ohne dass diese Gefässe genau
mit den länglich reiserförmigen Gefässen der Muskeln Zusammenhängen.
In der Nierenrinde giebt es eigentümliche glomeruli
von Blutgefässen mitten in den Capillargefässnetzen. Diese runden
Körperchen, corpora Malpighiana, sind blosse Knäuel des in
sie eintretenden arteriösen Zweiges, auf dem sie wie eine Frucht
aufsitzen; sie stehen durchaus nicht im Zusammenhänge mit den
Harnkanälchen, was man früher angenommen hat,, wie meine
Untersuchungen und die von H uschke und W eber zeigen. Muel-
i ,er de gland. struct. penit. p. 100. 101. H uschke hat neuerlichst
bewiesen, dass die feine Arterie, die in diese Körperchen.tritt,
nach vielen Windungen wieder aus denselben hervortritt, um
in das Capillargefässnetz über zu gehen, wie sich beim Wassersalamander
beobachten lässt. T iedemann und T reviranus Zeitschrift
jü r Physiologie. 4. Bd. 1. H. p. 116. Iah. 6 . fig. 8 . An den
Enden der Zotten der Placenta des Menschen biegt eine Capil-
lararterie in eine Capillarvene um, wie E. H. W eber’s schöne
Untersuchungen zeigen, Anatomie 4. In der Vertheilung der feinsten
Ai’terien giebt es also viele Formen, allein in den Capillargefässnetzen
selbst giebt es keinen weitern Unterschied; als die
Grösse der Maschen,- und ihre mehr längliche oder gleichförmige
Gestalt. Davon habe ich mich besonders bei Untersuchung der
Drüsen überzeugt, wo, so verschiedenartig die Anordnung der
feinsten Drüsenkanäle seyn mag, die Capillargefässe selbst aber
nur Netze sind, und die Vertheilung der Driisenkanälchen nicht
nachahmen. In der Marksubstahz der Nieren, wo die Harnkanälchen
zu pyramidenförmigen Büscheln zusammentreten, bilden
die feinen Arterien, und wie ich neuerlichst durch Injectiön mich
abermals überzeugt, auch die Venen lauter langgestreckte - Gefässe
zwischen den Harnkanälchen, so dass man sie gewöhnlich
für von den' Blutgefässen aus injicirte Harnkanälchen fälschlich
gehalten hat; allein auch diese gestreckten Blutgefässe bilden wieder
sehr längliche Maschen von Capiliargefässen, indem sie von
der Rinde gegen die Nierenwarzen feiner werden, und bilden zuletzt
ein Netz an den Warzen selbst um die Mündungen der
Harnkanäle. So gehen auch die Gefässreiserchen zwischen den
Nerven- und Muskelfasern fort, allein die Capillargefässe sind
hier um die parallelen Fasern eben so gut Netze, wie in den
Hoden um die gewundenen Samenkanäle, und in der Nierenrinde
um die gewundenen Harnkanälchen. Die feinen Arterien folgen
zwar in den Kiemen der Salamanderlarven der Vertheilung der
Kiemenblättchen, und gehen in herabsteigende Kiemenblutäderchen
über; allein zwischen beiden ist ein Netz auch in dem
feinsten Blättchen, welches R usconi und Andere übersehen haben;
ich sah die Bewegung der Blutkörperchen durch dieses Netz.
Die dichtesten Netze mit den kleinsten Maschen finden sich
in den Lungen, in der Chorioidea, schon weniger in der Iris und
im Ciliarkörper; ferner in den Lungen, Leber, Nieren, Schleimhäuten,
Lederhant. In der Choriodea des Truthahns finde ich
die Zwischenräume gerade so breit, oder noch kleiner, «als der
Durchmesser der Capillargefässe. In den Lungen des Menschen
sind die Zwischenräume fast noch kleiner als die Strömchen.
W eber Anat. 4. 203. In den Nieren des Menschen und des Hundes
finde ich den Durchmesser der injicirten Capillargefässe im
Verhältnisse zu den Zwischenräumen wie 1 :4 — 1 : 3- Im Gehirne,
das zwar eine sehr grosse Menge Blut erhält, aber auch
das Blut im Innern in seinen sehr feinen Capiliargefässen in weniger
zahlreiche Netze vertheilt, sondern dieselbe Blutmenge
schneller wieder abgiebt, fand E. H. W eber das Verhältniss des
Durchmessers der Capillargefässe zum Längendurchmesser der
Maschen = 1 : 8 — 10, zum Breitendurchmesser der Maschen
wie'1 : 4 — 6 . In Schleimhäuten , z. B. in der Conjunctiva palpebrarum,
und in der Lederhaüt fand W eber die Röhrchen viel
dicker als in dem Gehirne, aber die Zwischenräume enger, im
Verhältnisse zu diesen wie 1 : 3 — 4. An der Knochenhaut waren
die Zwischenräume viel grösser. Siehe E. H. W eber’s Ausgabe
von I I lldebrandt’s Anat. 3. B. p. 45. Die Knochen, Knorpel,
Bänder, Sehnen haben die wenigsten Blutgefässe und Capillargefässe.
An den Grenzen zwischen Muskel- und Sehnenfasern
sieht man den grossen* Unterschied in dem Gefässreichthum
beider, die Blutgefässehen der Muskeln kehren hier nach D oel-
linger grösstentheils uni, und hängen nicht eng mit den sparsamen
Gefässen der Sehnen zusammen. Dasselbe Verhältniss beobachtete
P rochasiia zwischen dem freien Theile der Synovialhäute,
und demjenigen, welcher die Gelenkknorpel überzieht.
P rochaska disquisitio anatomico-physiologica organismi humani. Fien-
nae 1812. p. 96. W eber l. c. 3. p. 43. Eine sehr schöne Injectiön
der Knorpel der Luftröhre, des Kehlkopfes, der Rippenknorpel
vom Fuchse sah ich im Museum von F remery in Utrecht. Zweifelhaft
schienen die Gefässe noch in der innern glänzenden
Schicht der serösen Häute; nach den Injectionen von B leuland,
die ich zti Utrecht sah, habe ich Anstand, R udolphi’s Meinung
zu theilen, dass die Gefässe der serösen Häute in dem subserösen
Zellgewebe sieh befinden; van der K qlk. besitzt Injectionen des