
entzüpdnog» ja selbst allgemeine Erscheinungen der veränderten
Ernährung beobachtet.
V. Dieser ausstrahlende Einfluss der Ganglien scheint eine gewisse
Unabhängigkeit von dem Gehirn und Rückenmark zu behaupten,
insofern die Ausbildung des Embryo mit Zerstörung des Gehirns
und Rückenmprkes möglich ist. Siehe oben p. 197. Vergl. Muel-
ler’s Archiv fü r Anatomie und Physiologie 1834. p. 268.
UI. Indessen scheint doch auch das Gehirn und Rückenmark
die Haupt quelle zu seyn, wodurch auch das organische Nervensystem
sich allmählig infegrirt, indem gewisse Gehirn- und Rückenmarkslähmungen
auch mit Atrophie verbunden sind. Vergl. die Bemerkungen
über den Schlaf oben p. 743.
Indem wir die Untersuchungen über den N. sympathicus
schließen, müssen wir bedauern, wie Vieles noch hier dunkel ist;
indessen glauben wir gezeigt zu haben, wie man in den Untersuchungen
über diesen Nerven verfahren müsse, und Manches
wurde durch Anwendung der Mechanik der Cerebrospinalnerven
auf den N. sympathicus klar, dessen Eigenschaften Herrn Ma-
gendie so unbekannt schienen, dass er Anstand nahm, ihn für
einen Nerven zu halten.
VI. Capitel. Von den Sympathieen.
In den vorhergehenden Capiteln sind so viele Formen sympathischer
Erscheinungen durch die Mechanik und Statik der
Nerven, ohne Antheil des N. sympathicus erklärt worden, dass
dieser Nerve nunmehr noch eine geringe Rolle in der Erklärung
der Sympathien spielt. Die Phänomene der Irradiation,
der Coincidenz der Empfindungen, der Mitbewegungen, der Reflexion
geschehen nicht durch den N. sympathicus, und umfassen
den bei weitem grössten Theil der sympathischen Erscheinungen,
welche man ehemals durch diesen Nerven verrichten liess. An
der Wahrheit dieser letzteren Erklärungen haben schon viele namhafte
Forscher gezweifelt; denn die alltäglichen sympathischen Erscheinungen
zwischen allen Theilen, gerade die Erscheinungen
des gesunden Consensus’ zwischen Uterus und Brüsten, so wie
mehrere der merkwürdigsten pathologischen' Sympathien, waren
niemals durah den N. sympathicus erklärbar. Nur in einigen
pathologischen Sympathien zwischen den Sinnesorganen und dem
N. sympathicus hat man diesen Nerven in der neuern Zeit wieder
scheinbar mit mehrErfolg zur Erklärung der Sympathien angewandt,
wozu die trefflichen Untersuchungen von T iedemann, H irzel, Ar-
hold viel beigetragen haben. Indessen werden diese Versuche
durch die feinere Anatomie der Nerven wieder schwankend, indem
diese uns lehrt, dass wenn auch der' N. sympathicus sich mit
Gehirn- und Rückenmarksnerven verbindet, diess.noch durchaus
kein Beweis für einen phvsiölogischen Zusammenhang der peripherischen
Theile beider Nerven ist. Denn überall, wo an solchen'
Verbindungen des N. sympathicus und der Gehirn- und
Rückenmarksnerven keine Ganglien des Sympathicus liegen, durch
welche alle Fasern des Cerebrospinalnerven durchgehen, fällt
die Erklärung eines physiologischen Zusammenhanges weg; ausserdem,,
datfs er schon bei solchen Verbindungen mit Ganglien
hypothetisch ist, und die Ganglien auch Apparate zur Einmischung
organischer Fasern in die Cerebral- und Spinalnerven
seyn können. Da aber ferner, wo der N. sympathicus mit motorischen
Wurzeln der Spinalnerven zusammenhängt, gar keine
Ganglien Vorkommen, sondern diese Verbindungen eben nichts
anders, als ein blosses Anschliessen von Primitivfasern sind so
ist das Bereich des N. sympathicus in allen Nervensympathien
mit Bewegungen anatomisch noch mehr geschmälert. Die positive
Kenntniss der Erscheinungen der Irradiation, Coincidenz
Mitbewegnng und Reflexion, und die grosse Wahrscheinlichkeit
dass diese Phänomene in den Cerebrospinalnerven ganz., und in
den sympathischen Nerven wenigstens zum Theil durch Mitwirkung
des Gehirns aind Rückenmarkes erfolgen, hat das Wirktfngs-
feld des N. sympathicus in den Sympathien noch viel mehr geschmälert,
und ihm durch Aufstellung einer, für jetzt schon ziemlich
exacten Statik der Nerven, den bei weitem grössten Theil
der Sympathien ganz entzogen. In dieser Wendung zeigt sich
etwas Aehnliches, wie in der Pathologie der Fieber; deren Zahl
um so grösser war, je weniger man die Krankheiten, welche die
Fiebersymptome erzeugen, kannte, und welche in der neuern
Pathologie als Krankheiten eine beschränkte und sehr zweifelhafte
Rolle spielen.
Nachdem wir in den vorhergehenden Capiteln schon die
^Gesetze für die Erklärung eines grossen Theiles der Sympathien
kennen gelernt haben, werden wir uns jetzt kurz fassen, und
die Sympathien mehr unter allgemeinen physiologischen Gesichtspunkten
auffassen.
Die sympathischen Verhältnisse der verschiedenen Theile
des Organismus lassen sich unter folgende Gesichtspunkte bringen.
I. Sympa t h i e en d e r verschieden e n The i l e e ines Gewebes
u n t e r sicH.
Diess ist eine der häufigsten Arten des Consensus. Die verschiedenen
Ausbreitungen der Schleimhäute theilen sich ihre Zustände
mit; die serösen Häute, die fibrösen Häute u. s. w. sind
in demselben Falle. Bei der consensuellen Erregung verschiedener
Theile eines Gewebes ist die consensuelle Affection mit der
ursprünglichen in der Regel eins. Die Entzündung pflanzt sich
fort, die Schmerzen dehneü sich im. Umfange des Gewebes aus;-
die veränderte Absonderung ergreift in derselben Art die naheliegenden
Theile des ursprünglich afficirten Gewebes.
a. Zellgewebe.
Schon das Zellgewehe besitzt eine grosse Neigung zur Mit-
theilung seiner Zustände über seine Verlängerungen hin. Die
Krankheiten desselben, das Emphysem, das Oedem, die Zellgewebeverhärtung,
die Fettsucht, die Entzündung und Vereiterung