
Samen, die Milch, der Schleim u. s. w. Secretio. Die Secreta
dieser Art sind zum Theil auch wieder bloss Ausscheidungen,
welche weiter keinen Zweck in der thierischen Oekonomie mehr
erfüllen, sondern höchstens zum Schaden für andere thierische,
Wesen und zur Vertheidigung derjenigen, welche sie bilden,
dienen oder durch Verbreitung eigenthümlicher Gerüche andere
thierische Wesen anziehen oder abstossen u.s.w.,und dadurch in weiteren
Kreisen in den Plan der thierischen Oekonomie der Natur
eingreifen. Dergleichen Excretionsstoffe werden an fast allen Theilen
der Körperoberfläche in der Thierwelt abgesondert. Es gehören
z. B. hierher die scharfen Absonderungen vieler Käfer, der Wespen
, der Bienen, des Scorpions, die Spinnmaterie der Spinnen,
Insekten, Muscheln, der Tintenbeutel der Cephalopoden, die Sub-
maxillar-Moschusdrüse des Grocodils, die Folliculi lacrymales der Wiederkäuer,
die Gesichtsdrüsen der Fledermäuse, die Schläfendrüse
des Elephanten, die mit unzähligen Oeffnungen (und nicht mit
einer Längenspalte, wie G eoffr. St. H ilaire angab) sich öffnenden
Drüsen im Hypochondrium der Spitzmäuse, ■ die Rückendrüse
des Tajassu, die Oeldrüsen über dem Steiss der Vögel, die Moschusdrüse
am Schwanz des-Sorex moschatns,1 die Afterdrüsen
der Fischotter, des Maulwurfs, des Bibers, der Hyäne,, des Zi-
bettbiers u. s. w.,. die Vorbautdrüsensäcke der Hamster und Batten,
desBibers, worin das Bibergeil enthalten, die Folliculi inguinales
der Hasen, der Moschusbeutel des Mosebusthiers unter2der Haut
des Unterleibs, über dem Penis gelegen und vor der Vorhaut
sich öffnend; die Schenkejdrüsen mehrerer Eidechsendie Giftschenkeldrüse
des Schnabelthiers, ,die Klauendrüse mehrerer Wiederkäuer.
Siehe das Nähere in J. Mueller de glandularum secernen-
tium struciura penitiori. Lipsiae 1830. Diese Excretionsstoffe können
Wirkungen ausser dem Thiere bervorbr'mgen, aber auch für
die thierische Oekonomie desjenigen Organismus,'welcher sie. aus«!
scheidet, in sofern wichtig werden, als die Bildung dieser Stoffe
auf Kosten géwisser näherer Bestandtheije des Bluts geschehen
muss, das Blut also durch die beständige Ausscheidung gewisser,
zu dieser Zusammensetzung nöthiger Elemente selbst .chemisch
verändert wird. Die Unterdrückung dieser Absonderungen
würde zum Theil vielleicht eben so nachtheilig wirken, wie die
Unterdrückung gewisser krankhafter Ausscheidungen bei dem
Menschen, welche gleichsam als Apparate für die Erhaltung der
gesunden Mischung des Blutes zu betrachten sind. Wenn sich
eine organische Verbindung ausser dem thierischen Körper in
eine andere umwandelt, so werden gewisse Bestandteile, die zu
dieser zweiten Verbindung überflüssig sind, ausgeschieden wie
bei der Umwandlung des Zuckers in Weingeist Kohlensäure entweichen
muss. Unter demselben Gesichtspunkt kann man nicht
bloss die Ausscheidung des Schweisses und Harnes, sondern auch
die der eigenthiimlichen Excretionsstoffe mancher Thiere betrachten.
Die Bildung und Ausscheidung des Harnstoffes ist
für die Erzeugung einer edlern organischen Verbindung, dasselbe,
was die Ausscheidung der Kohlensäure bei Bildung des. Weingeistes
aus Zucker. Wendet man diess auf die Ausscheidung krank-
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häfter Stoffe an, so muss man wohl zweierlei krankhafte Absonderungen
unterscheiden: bei der einen Art ist ein krankhaftes Secre-
tionsprodukt dermalen zur Erhaltung der gesunden Mischung des
Bluts n ö tig und so lange der Mischungsprocess des Blutes überhaupt
nicht günstig'verändert worden, lässt sich eine solche krankhafte
Secretion ohne Schaden nicht aufheben. Ganz anders ist
es mit den krankhaften Secretionen; welche bloss örtliche Bedingungen
haben. Nach der Amputation, die hei einer grossen,
aber nicht dyskrasischen Eiterung angeslellt wird, ist es daher
aus physiologischen Gründen nicht zu rechtfertigen, wenn die
Chirurgie zuweilen aus Missverständniss der physiologischen Vorgänge
vicarirende Absonderungen einrichten will und die Heilung Ö ö “ j , V per primam intentionem fürchtet.
Andere Secrete der zweiten Art erfüllen in der tierischen
Oekonomie'des Organismus noch weitere Zwecke, Avie die Milch,
die Galle, der Sarnen^ der Schleim. Die wahren Secreta sind
häufig alkalischer Natur, aber keineswegs immer und oft verändert
sich ein und dasselbe Secretum unter leichten Bedingungen
aus der alkalischen in die saure, und aus der sauren in die alkalische
Beschaffenheit, wie der Speichel und pankreatische Saft.
Eine vollständige Zusammenstellung über die sauere oder alkalische
Reaction der thierischen Flüssigkeiten hat S chultze in seiner
vergleichenden Anatomie gegeben. Die Bildung solcher eigentümlichen
Secreta, die im Blut schou enthalten sind, setzt einen spe-
cifisch wirksamen chemischen Apparat, sey es eine Haut oder
eine Drüse, voraus. Mit der Zerstörung dieses Apparats hört
jene Absonderung für immer auf, wie die des Samens nach Entfernung
des Hodens, der Milch nach Entfernung der Brustdrüse,
und es ist'nicht richtig, was Hat.eer einst behauptete (Elem. Phy-
siol. /ƒ.' 369), dass fast alle Secreta von jedem Secretionsorgane
krankhafterWeise abgesondert werden könnten. Man muss nämlich
hiermit nicht die ganz .verschiedenen Fälle verwechseln, wo
das natürliche Organ abzusondern fortfahrt, aber der Ausfluss
des Secrets durch die natürlichen Wege gehemmt, dasselbe durch
Resorption ins Blut aufgenommen wird, und von diesem aus in
anderen Wegen schlechthin exsudirt. Nur die Excretionsstoffe
der ersten Art können sich nach Zerstörung ihres Ausscheideorgans
aus den Wegen des Kreislaufs allenthalben durch Exsudation
absetzen, Weil sie, wie z. B. der Harnstoff, im Blute selbst schon
enthalten sind. Siehe oben pag, 159.
Die chemischen Apparate der thierischen Secretionen sind
theils Zellen, wie die Fettzellen, theils ebene Häute, wie die Sv-
novialhäute und serösen Membranen, theils Organe von eigenthümlicher,
zusammengesetzter Structur — Drüsen.
1) Absondernde Zellen. Hierher gehören die Zellen des Eierstocks'
( Vesicülae Graafianae) mit einer eiweissstoffhaltigen Flüssigkeit
gefüllt, in welchen sich das viel kleinere Ovulum bildet;
ferner die Zellen des Hodens einiger Fische, wie des Aals, der
Pricke und einiger anderer, bei welchen nämlich der Hoden keine
Samenkanälchen und keinen Ausgang besitzt, wie R athke zuerst
beobachtet, und der Same durch Zerplatzen der Zellen in die