
tiven Glieder des Ganzen enthalten, könnte auch keine'Fortsetzung
des Lehens zulassen. Bei den höheren Thieren und beim
Menschen giebt es gewisse Organe, d. h. qualitativ verschiedene
Glieder des Ganzen, die ohne Verlust des Lehens, ohne Aufhebung
des Begriffs vom Ganzen, nicht entfernt werden können-und
auch nur einfach Vorkommen, wie Gehirn und Rückenmark, Herz,
Lungen, Darmkanal etc. Andere Theile dagegen, welche keine
unbedingt nothwendigen Glieder im Begriff des Ganzen, oder welche
mehrfach vorhanden sind, können entfernt werden, dagegen
kann auch kein Theil der höheren Thiere getrennt fortleben, w'eil
keiner die intearirenden qualitativen Glieder des Ganzen enthält.
Nur das Ei, der Reim selbst, ist in diesem Zustande, weil die organische
Kraft die integrirenden Theile des Ganzen noch nicht
gebildet hat, und entwickelt sich getrennt von dem Ganzen zum
neuen Ganzen. Im Organismus ist also eine die Zusammensetzung
aus ungleichen Gliedern beherrschende Einheit des Ganzen.
Aus den eben mitgelheilten Thatsachen sieht man, dass die organischen
Körper nicht absolut uutheilhar sind, sie sind vielmehr
dann immer mit Erhaltung ihrer Kräfte theilbar,. wenn die getrennten
Stücke noch die qualitativ verschiedenen Glieder des
Ganzen in einer gewissen Ausdehnung enthalten, und selbst hei
der Zeugung der höchsten Thiere und Pflanzen findet ja eine
Theilung statt. Die unorganischen Körper kann man dagegen in
einem weit ausgedehntem Sinne theilen, ohne dass die Theile die
chemischen Eigenschaften des Ganzen verlieren, man kann sie
nach einem gewöhnlichen Ausdruck ins Unendliche theilen, d. h.
nach der atomistischen Lehre bis auf die Uratome, welche ihrer
Kleinheit wegen den Sinnen entgehen und in chemisch zusammengesetzten
^Körpern bis auf die aus verschiedenen constituiren-
den Atomen zusammengesetzten Molecule, welche ebenfalls den
Sinnen entgehen. Doch giebt es auch unter den unorganischen
Körpern solche, welche nicht bis auf die Urtheilchen theilbar
sind, ohne von ihren Eigenschaften zu verlieren; ich meine die
Krystalle. Diese sind nur in gewissen Richtungen leicht theilbar,
und die Theile, die dadurch gewonnen werden, sind doch schon
oft von der Form des Ganzen verschieden, daher Einige auch
die Krystalle als Individuen betrachten, welche durch die fortgesetzte
Thätigkeit der Kraft bestehen, die.sie bildete, und vergehen,
wenn die äusseren chemischen (Verwittern) oder mechanischen
Einflüsse über ihre Krystallisationskraft,: Härte, das Ueber—
gewicht “erlangen. Vergl. Mo ns Grundriss der Mineralogie. I. Vorrede
p. 6. Allein wenn man auch die Krystalle in diesem Sinne
als Individuen betrachten wollte, So ist doch der grosse Unterschied,
dass die Molecule der Crystalle gleichartig im ganzen
Krystall sind, und dass der Krystall wenigstens in gleichartige Aggregate
der Molecule theilbar ist, während die organischen Körper
aus ganz verschiedenen Gliedern eines Ganzen, z. B. Geweben
mit besonderen Eigenschaften zusammengesetzt sind. Organische
Combinationen sind übrigens in den organischen Körpern zur Zeit
ihres Lebens in der Regel nicht krystallisirt. Ist ein unorganischer
Körper ein Aggregat von verschiedenartigen gemengten
Substanzen, so fehlt der Bezug dieser Theile für das Bestehen
des Ganzen.
Die Zusammensetzung der organischen Körper aus ungleichartigen
Gliedern eines Ganzen nach dem Gesetze der Zweckmässigkeit
lässt sogleich auch die Nothwendigkeit eines durchgreifenden
Unterschiedes der äussern und innern Gestaltung der organischen
Körper und Organe von den unorganischen Körpern ein-
sehen. Wir bewundern in dem ganzen Thiere nicht allein- den
Ausdruck der waltenden Kräfte, wie die Krystallisation der Erfolg
einer gewissen Kraft in einer binären Combination ist, sondern
die Gestalt der Thiere und Organe zeigt auch wieder die vernünftig
zweckmässige Anordnung für die Ausübung der Kräfte,
eine prästabilirte Harmonie der Organisation mit den Fähigkeiten
für den Zweck der Ausübung dieser Fähigkeiten des Ganzen, wie
jeder Theil, z. B. das Auge, Gehörorgan, zeigt. Die Krystalle dagegen
zeigen durchaus keine Zweckmässigkeit der Gestaltung für
die Thätigkeit des Ganzen,, weil der ganze Krystall nicht ein aus
ungleichartigen Geweben zusammengesetztes zweckmässiges Ganze
ist, sondern durch Aggregation gleichartiger Elemente oder Bil-
dungstheile entsteht,, jj welche denselben Gesetzen der krystallini-
schen Aggregation unterworfen sind. Daher' wachsen auch die
Krystalle' durch äussere Aggregation an die zuerst gebildeten Theile,
dagegen die verschiedene Organisation neben einander verbundener
Theile in dem organischen Körper meist gleichzeitig ist, so-
dass das Wachstbuua der organischen Körper von allen Partikeln
der Substanz aus gleichzeitig geschieht, während die Vermehrung
der Masse' in unorganischen Körpern durch äussere Apposition
geschieht. Sehr schöne weitere Vergleichungen zwischen der Organisation
und Krystallisation hat E. H. W eber in seiner allgemeinen
Anatomie gegeben.
Das Gesetz der organischen Gestaltung, -Zweckmässigkeit, beherrscht
nicht allein die Bildung ganzer Organe, sondern auch
der einfachsten Elementargewebe, wie es sich denn in der Folge
zeigen wird, dass die mannigfachen Formen absondernder Drüsengebilde
nur auf der verschiedenen Art. beruhen, wie eine' grosse
absondernde Fläche im kleinen Raume realisirt werden kann. Die
Faserbildung der Muskeln ist nothwendig, wenn ein Organ in einer
gewissen Richtung durch winkelförmige Kräuselung der Fasern
kürzer werden soll, und so wird sich auch in der Physik
der Nerven zeigen, dass ohne die Zertheilung der Nerven in eine
gewisse Summe einfacher, nicht communicirender Primitivfäsern
örtliche Nervenwirkung, örtliche Empfindung unmöglich wäre.
Dieselbe Zweckmässigkeit zeigt sich eben so nothwendig in der
Organisation der Pflanzen., Da die Orgäne dev Pflanzen weniger
ungleichartig und zahlreich und weniger im Innern verborgen
sind, sondern an der Oberfläche sich ausbreiten, und weil die
WCchselwirkung mit der Aussenwelt weniger von einzelnen Punkten
aus, als von der ganzen Oberfläche geschieht, so zeigt das
Allgemeine der Pflanzenbildung eine mit vollkominner Zweckmässigkeit.
sich vermehrende Oberfläche in den mannigfaltigen. Blatt-
bildungen, und die einzelnen Formen der Oberfläcbenvermehvung