
gleichnamigen Punkten identisch, in allen verschiedenen different
sind, und dass sich die Entfernung der Doppelbilder jedèsmal
nach der Entfernung der, afficitten Theile beider Netzhäute, diese
als auf einander liegend gedacht, bestimmen lässt.
Da die Sehnerven beider Seiten durch Einheit der Empfindung
bei der Affection gewisser Theile von allen anderen Nerven abweichen,
alle anderen Nérvén aber durch den getrennten Verlauf der
Primitivfasern übereinstimmen, so muss man auf den Gedanken
kommen, dass in den Sehnerven auch die Organisation der Pri-
mitivfasern verschieden seyn müsse, und dass die Fasern beider
Sehnerven, welche einfach sehen, auch nur in einem, statt in
zweien Punkten mit dem Gehirn Zusammenhängen. Diess lässt
sich im Allgemeinen zwar von den einzelnen Fasern noch nicht,
aber doch von den Faserbündeln erweisen. Denn bekanntlich
geht jede Sehnervenwurzel vom Chiasma nervorum opticorum
nicht zu einem, sondern zu beiden Augen, indem die äusseren
Fasern einer Sehnervenwurzel am Chiasma zur äussern Seite des
Sehnerven ihrer Seite fortgehen, während die inneren Fasern
kreuzend zur ionern Seite des Sehnervens der andern Seite, Und
so zum Auge fortgehen, so dass der äussere Theil der Netzhaut
des einen Auges, und der innere Theil der Netzhaut des andern
Auges von der einen der beiden Sehnervenwurzeln gebildet werden,
oder mit andern Worten, dass die linken Theile der beiden
Netzhäute von den zwei Branchen der linken Sehnervenwurzel,
die rechten Theile der beiden 'Netzhäute von den zwei Branchen
der rechten Sehnerven wurzel gebildet werden, was ganz mit den
Facten über das einfache Sehen übereinstimmt. In Hinsicht des
Baues des Chiasma nervorum opticorum siehe J. Muellèr oergleichende
Physiologie des Gesichtssinnei. p. 96. 117—134. Diese
Theorie des einfachen Sebéns ist schön von Newton in den optischen
Quästionen, neulich aber von W ollaston (ann. de chirri.
etphys. 1824. Sept.) vorgetragen worden. Allein die blosse Thei-
lung einer Sehnérvenwurzel in zwei Branchen für die identischen
Theile beider Markhäute erklärt die Erscheinung nicht vollständig;
denn der linke Theil der Netzhaut A von 1—5 ist nicht durchweg
identisch mit dem linken Theil der Netzhaut B von 1—5,
sondern gewisse Punckte des linken Theils beider Netzhäute sind
nur identisch, nämlich die gleiche Längen- und Breitengrade in
beiden Sphären einnehmen; 1 ist mit 1, 2 mit 2, 3 mit 3, 4 mit
4 u. s. w. identisch; 1 des einen Auges aber nicht identisch mit
5 des andern Auges. Daher fordert die Théorie zur Erklärung
des einfachen Sehens, dass nicht bloss eine Sehnervenwurzel sich
in zwei Branchen theilt,. sondern dass sich -jede Primitivfaser einer
Sehnervenwurzel im Chiasma in zwei Branchen für die beiden
Sehnerven theilt, so dass die identischen Fasern beider Sehnerven
nur in einem Punkt, nämlich durch eine Wurzelfaser, mit
dem Gehirn Zusammenhängen, und daher nur einen
Eindruck trotz zwei Recipiënten bilden. Siehe
die Figur. Aber eine solche Theilüng der Fasern
findet im Chiasma nicht statt, und auch noch mehrere
Data stimmen mit dieser Supposition nicht
überein. Erstens müsste die Sehnervenwurzel noch einmal so dünn
als der Sehrierve seyn, und dann müsste jeder Punkt der Netzhaut
das Ende einer Faser des Sehnerven seyn. Wenn diess wäre,
so müssten im hintern Theil der Netzhaut noch alle Fasern zusammen
liegen, die sich weiter vorn ausbreiten; und es müsste die
Netzhaut von hinten nach vorn an Dicke abnehmen. Auch müsste
bei einer Verletzung der einen Seite des Gehirns immer die
Hälfte beider Augen gelähmt seyn, dagegen darauf entweder Blindheit
des- einen oder des andern folgt und bei Thieren sogar jedesmal
Blindheit des entgegengesetzten Auges eintritt.
III. Capitel. Von d e r Reflexion in den Bewegungen
nach Em p fin d u n g en .
Die Bewegungen nach Empfindungen sind nicht bloss den.
älteren Physiologen, sondern den Aerzten überhaupt, zu alleu
Zeiten bekannt gewesen. Die meisten Physiologen leiteten sie
nach W illis Vorgang von den Nervenverbindungen des Gangliennerven
ab, welcher daher sogar den Namen Sympathicus behielt.
Comparetti schrieb ein ganzes Werk zur Erklärung der krankhaften,
consensuellen Erscheinungen aus der Verbindung der Nerven.
A. Comparetti' occursus medici. Venctiis 1780. Diese Erklärungen
nahmen die meisten Physiologen an und auch in der
neuesten Zeit wandte man die in der Anatomie der Nerven erweiterten
Beobachtungen auf diese Weise an. Siehe T iedemann
Zeitschrift fü r Physiologie. I. 1825. Einige Physiologen #waren
dieser Erklärung schon in der ältern Zeit abhold, wie H aller,
Cullen, W hytt, Monro u. A. Cullen institutions o f medecine.
p. 1. W hytt über die Sympathie und die Krankheiten der Nerven
(in der deutschen UeherSetzung von W hytt s sämmtlichcn zur praktischen
Arzneikunst gehörigen Schriften p. 241.) W hytt an essay on
the vital anotherinvoluntary motionsofanimals. Edinb. 1751. p. 248,
Monro Bemerkungen über die Structur und Verrichtungen des Nervensystems.
Leipz. 1787. W hytt und Cullen erklärten die Erscheinungen
durch Mitwirkung des Sensoriums und als durch
Empfindungen bedingt. Auf eine exactere Weise und empirisch
sind die Bewegungen auf Empfindungen erst in der neuesten Zeit
untersucht worden. Mehrere wichtige Beobachtungen, welche
der Erklärung der Bewegungen nach Empfindungen durch den
Sympathicus ungünstig sind, lieferte M ayo anatomical and physio-
logical commentaries. London 1823. Man weiss, dass das Licht nur
von der Retina aus die Iris bewegt. Diess hatte man zwar durch
Verbindungen, welche zwischen dem N.opticusundsympathicus statt
finden sollten, zu erklären gesucht. Mayors Versuche über die
Augennerven, nämlich über Bewegungen der Iris, die vom Nervus
oculomotorius ausgeführt werden, aber vom N. opticus (durch Zerrung
desselben) erregt werden, lassen aber keine andere Erklärung
als durch Vermittelung des Gehirns zu. Nach Durchschneidung
des Ni opticus in-der Schädelböhle einer Taube, konnte