
Kreislauf übergegangen waren. Yergl. T iedemann und G melin
Versuche über die Wege, auf welchen S to ff e vom Magen und Darmkanal
ins Blut gelangen. Heidelberg 1820.
Die meisten Beobachtungen lehren, dass man zwar Resorption
fremder aufgelöster Stoffe, aber nur der Salze durch die
Lymphgefässe bemerkt hat. Ich habe pag. 240. T iedemann’s und
G meein’s zahlreiche Erfahrungen angeführt, aus welchen hervorgeht,
dass Färbestoffe im Darm nicht von den Lymphgefässen
aufgenommen werden, obgleich diese Stoffe im Urin und im Blut
erkannt wurden. Nur Salze fanden sie einigemal in den Chylus
übergegangen, so unter zahlreichen Versuchen nur ein Mal etwas
Eisen bei einem Pferde, das schwefelsaures Eisen bekommen, und
einmal blansaures Kali im Chylus eines Hundes und schwefel-
hlausaures Kali im Chylus eines Hundes. Hierzu kann ich eine
eigene Beobachtung vom Frosch hinzufügen. Ich steckte. einen
Frosch mit den Beinen bis nahe an den After in ein Gefäss mit
blausaurer Kalilösung, und liess ihn darin 2 Stunden eingezwängty
D arauf wusch ich ihn sorgfältig, trocknete die Beine ab, und untersuchte
die Lymphe unter der Haut durch Eisenoxydsalz, ob
blausaures Kali durch die Lymphgefässe absorbirt worden.; die
Lymphe wurde sogleich ganz hellblau, das Serum des Blutes
reagirte kaum deutlich auf blausaures Kali. In einem zweiten
Versuch, wo ich den Frosch 1 Stunde in der Lösung liessj reagirte
die Lymphe nicht.
Fasst man alle Thatsachen zusammen, so geht daraus hervor,
dass die Lymphgefässe zwar resorbiren, dass sie in der Regel
nur Flüssigkeiten eigentliümlicher Art hierbei aufsaugen, gegen
welche sie wahrscheinlich eine Affinität haben, dass, fremdartige
Stoffe schwer und nur ausnahmsweise in die Lymphgefässe ein-
dringen, wie Salzlösungen, während die meisten Färbestoffe in
der Regel gar nicht einmal in die Lymphgefässe eindritigen. Das
gewöhnliche Resörptionsprodukt der Lympbgefässe ist der bei der
Circulation ans den Capillargefässen in die Partikeln der Organe
eindringende Liquor sanguinis. Indessen gehen doch auch kleine
Molecule aus dem Parenchyma der Theile in die Lymphgefässe
über, wie die eigenthümlichen Kügelchen der Lymphe, so wie
die Lymphgefässe des Darms nicht allein Aufgelösteis aus den
Nahrungsstoffen, sondern selbst die Chyluskügelchen aufzusaugen
scheinen. Man sieht, dass die organische Resorption der Lymphgefässe
weit von der Imbibition der Capillargefässe mit allen
aufgelösten fremdartigen Stoffen verschieden ist ; sie unterscheidet
sich auch von der Resorption der Wurzelfasern der Pflanzen,
welche alles Aufgelöste einsaugen. T iedemann Physiol. 1. 223,
Aus der Vergleichung des Chylus der Lymphgef ässe und des
Speisebreies des Darmkanals ergiebt sich sogleich schon, dass die
Lymphgefässe nicht allein resorbiren, sondern auch das Resor-
birte umwandeln; denn nur wenn der Nahrungsstoff in den Lymph-
gefässen enthalten ist, erhält er die Eigenschaft von selbst, zum
Theil zu gerinnen, und je weiter er in den Lymphgefässen fortschreitet,
nimmt diese Eigenschaft zu. Vielleicht verwandeln auch
die Lymphgefässe des übrigen Körpers Eiweiss in gerinnbare Materie.
Man sieht jedenfalls ein, dass hierin die organische Resorption
der Lymphgefässe durchaus von der Imbibition und dem
unmittelbaren Uebergange der aufgelösten Stoffe in das Blut verschieden
ist. Es ist wahrscheinlich, wie E. H. W eber zu zeigen
gesucht hat, dass die Lymphgefässe auch hei der Resorption
fremdartiger Stoffe .eine Umwandlung derselben bestreben. So
hat E mmert beobachtet, das man nach Unterbindung der Aorta
abdominalis durch das Gift dér Angustura virosa, welches in eine
Wunde des Fusses gebracht wurde* Thiere nicht vergiften konnte,
und dass nach dieser Unterbindung auch Blausäure, auf dieselbe
Weise applicirt, keinen Erfolg hatte. Da nun diese Gifte durch
Imbibition auch in die Lympbgefässe gelangen können, und durch
sie, obgleich langsamer als durch die Blutgefässe verbreitet werden,
so muss man zur Erklärung dieser Beobachtungen annehmen,
dass die Lymphgefässe auch bei der Resorption fremdartiger
Stoffe dieselben umwandeln.
Ich gestehe, das mir der Act der Resorption in anderen Thei-
len sowohl, als im Darm völlig räthselhaft ist. Die Capillarität,
mit welcher man zur Erklärung thierischer Vorgänge so freigebig
ist, erklärt nur die Anfüllung von Capillarröhren, wenn'diese leer
sind, oder wenn sie abwechselnd leer werden; sie erklärt aber
nicht das Aufsteigen der Säfte. Als ich die Lymphgefässe des
Gekröses durch Ausdehnung der Darmwände mit injicirter Milch
gefüllt sah, glaubte ich augenblicklich, mir die Resorption im
Datmkanal erklären zu können. Von dieser Idee kam ich aber
sogleich zurück* als ich bedachte, wie gering die Zusammenziehungen
der Gedärme sind, welche man bei unmittelbarer Oeffnung
jdes Bauches findet, und dass die dünnen Gedärme meistens col-
labirt erscheinen. Noch mehr kam ich von dieser Ansicht zurück,
als ich einsah, dass meistens, und vielleicht immer, diesen In-
jectionen eine Zerreissung des innersten Darmhäutchens vorausgeht.
Bei der Resorptio'n muss irgend eine Anziehung stattfinden.
Sind einmal die Lymphgefässe bis über die Muskelhaut gefüllt,
so muss auch die schwächste Contraction des Darms den Chylus
weiter» treiben, indem die zwischen den Fasern der Muskelhaut
verlaufenden Lymphgefässe comprimirt werden. Jede Compression
der Lymphgefässe bewirkt aber eine Bewegung des Cbylus nach
der Cisterüa chyli, wegen des Baues der Klappen in den Lymphgefässen.
Die einmal entleerten Lympligefässnetze müssen sich,
wenn die Zusammenziehung eines Darmstücks nachlässt, wegen
Entstehung leerer Räume füllen. Alles diess kann aber nicht einmal
in anderen nicht contrahirbaren Theilen stattfinden; und bei
den Fischen fehlen die Klappen der Lymphgefässe. Es ist daher
wahrscheinlich, dass hierbei noch eine andere Art von Anziehung
stattfindet; und es bleibt nicht zweifelhaft, dass diese keine physikalische,
z. B. Capillarität, sondern eine noch unbekannte organische
Anziehung ist. An den Zotten selbst habe ich durchaus
keine Bewegungen gesehen, als ich bei einem lebenden Kaninchen
den Darm aufschnitt und die innere Fläche desselben in warmem
Wasser beobachtete. Auch habe ich nie, weder an den Lymphgefässen
des Gekröses, noch an der Cisterna chyli, noch am Ductus