
tjct ist. Nach der von EiirênbÉrg entdeckten zusammengesetzten
Structur der für so einfach angesehenen Wesen, der Infusorien
und Medusen muss man die Existenz der Nerven in allen Thie-
ren annehmen. Siehe oben p. 43. Vergl. über die Medusen
E hrenberg in Muelï.er’s Archiv fü r Anatöihie und Physiologie 1834.
Aber das die Centraltheile belebende Princip muss hier noch
mehr über das Nervensystem Verbreitet seyn, als bei den höheren
Thieren, weil die Theilung dieser Thiere in Stücke dén Organismus
nicht zerstört, vielmehr zur Entstehung mehrerer Organismen
die Veranlassung giebt. Bei einigen Anneliden, diè ein
deutliches .Nervensystem haben, die aber, in zwei Theile getheilt,
in den Theilen fortlehen, wie die Nereiden, Naiden, ist diess ganz
offenbar. Die, aus einem knotigen Nervenstränge bestehenden
Centraltheile müssen also hier das wirksame Princip der Central-
theile* in einer grossen Ausdehnung enthalten. Und hei den Polypen
und Planarien, die man in mehrere förtlehende Stücke
durch Theilung in verschiedener Richtung sotidern kann, muss
die Vertheilung der mit den Kräften der Centraltheile begabten
Materie noch grösser seyn. Dér der belebten thierischen Matei le
ein»eptlanzte Trieb, sich in Centraltheile und abhängige The de
zu sondern, zeigt sich sogleich in dem abgetrennten Stücke der
Planarie wieder, gleichwie in dem Keime der höheren Thiere.
Dass aus diesem Stücke ein neues, mit allen Organen begabtes
Thier wird, ist eben die Acusserung jenés, aller belebten thien-
schen Materie, einwöhnenden Triebes. -
Das vorher von den Ringelwürmern angeführte-Beispiel zeigt
uns dass der knotige Nervenstrang derselben das, wichtigste Le-
bensprincip der Centralorgane nicht bloss in dem ersteh oder
Hirnknoten, sondern in dem ganzen knotigen Strange enthalt;
denn mit der individuell belebten Materie ist hier das Lebens-
princip selbst theilbar. Nun fragt sich, wie weit eine solche
Ausdehnung des centralen Lebensprincips' in dem Nervensystem
der zunächst folgenden Thiere besteht. . 1 .
Die gegliederten Thiere, - obgleich sie noch 'mit einem knotigen
Nervenstränge gleich den Anneliden begabt sind, leben getheilt
nicht wieder fort; indessen auch die Insecten zeigen nach
Wegnahme des Kopfes noch willkührliche Bewegungen. Ein Ca-
rabus granulatus- lief nach wie vor herum; eine Bremse,;auf den
Rücken gelegt, strengte sich an, auf die Beine zu kommen. Tbe-
viranus führt auch die interessante Beobachtung von Walgice-
n a e b über eine Cerceris ornata an, welche einer in Löchern lebenden
Biene nachstellt. W auckenäer stiess einer solchen Wespe
im Augenblicke, wo sie in das Loch der Biene eindringen •wollte,
den Kopf ab; sie setzte ihre Bewegungen fort, und. suchte umgekehrt
dahin zurückzukehren und einzudringen. Treviranus Lr-
scheinungen und Gesetze des organischen Lehens. 2. 194,
Diese Thatsachen beweisen, dass das Hirtiganglion der Glie»
derthiere nicht allein Einfluss auf sppntane Und zweckmässige Bewegung
hat. Indessen besteht doch eine Unterordnung in . der
Wirkung der übrigen Ganglien unter das Hirnganglion. >
Bei den Wirbelthieren hat das Rückenmark nicht mehr den
grossen Einfluss auf spontane und willkührliche Bewegung wie
bei, den Wirbellosen die untergeordneten Ganglien der Centraltheile.
, Gleichwohl zeigt sich nach dem Köpfen der Thiere noch
eine gewisse; Harmonie und'Zweckmässigkeit der Bewegungen.
Vögpl flattern mit den Flügeln. Der enthauptete Frosch setzt
sich, wie VoLKiMAiiN bemerkt, wieder auf. Doch habe ich dergleichen
Bewegungen.der enthaupteten Frösche, die von Reflexbewegung
ganz unabhängig waren, immer nur dann gesehen,
wenn der Kopf dicht am Halse getrennt -yvar. Fiel der Schnitt
tiefer, durch das Rückenmark, so zeigte der Frosch keine Spur
von Willkühr 'ip Bewegungen. Flattern auch Vögel noch mit
den Flügeln nach Durchschneidung des Rückenmarks in der Mitte
des Halses, so sind diess zwar gruppenweise Bewegungen, die im
Rückenmark ihre Ursache haben, aber sie sind von willkührli-
chen Bewegungen noch sehr verschieden.
Wir besitzen auch keine sichere Thatsache, dass das Rückenmark
unabhängig vom Gehirn und dem verlängerten Marke noch
empfinde. Reflexbewegungen nach Hautreizen an enthaupteten
Thieren können nicht bieher gerechnet werden, und zeigen enthauptete
Frösche bei Hautreizen noch etwas Zweckmässiges in
dier Reactiön, sö tritt diese Erscheinung gewiss nur ein, wenn der
Schnitt durch das Rückenmark in seinem Anfang geschah.
Bei allen höheren und niederen Wirbelthieren entspricht die
Masse des Rückenrnarkes im Allgemeinen dem Umfange der davon
-beherrschten Körpertheiie; das Rückenmark eines Fisches
ist verhältnissmässig nicht geringer als das Rückenmark eines
Menschen, aber das Gehirn nimmt bei den höheren Thieren in
gleichem Verhältniss mit der Ausbildung ihrer intellectuellen Fähigkeiten
zu. Bei den Fischen besteht das Gehirn nur aus mehreren
vor der Medulla oblongata liegenden Anschwellungen. Das
Gehirn der Amphibien ist grösser als das der Fische, das der
Vögel grösser als das der Amphibien, das der Säugethiere über-
trifft das Gehirn der Vögel, das menschliche ühertrifft alle. Wir
wollen diese Vergleichung durch Angabe von Zahlenverhältnissen
später weiter ausfübren. Sind gleich alle thierischen Wesen bis
zum Infusorium im Allgemeinen in Bezug auf das zum thierischen
Leben Nothwendige gleich vollkommen organisirt, so muss ein
Unterschied der Vollkommenheit in Beziehung auf die intellectuelle
Entwickelung und ihre Organe zugegeben werden und ist im Bau
des Gehirns offenbar.
^ Man sieht aus den bisherigen Betrachtungen, dass die Vergleichung
der-Stärke der Nerven mit den Centraltbeilen des Nervensystems
! ^(zusammengenommen) bei verschiedenen Thieren we-
nig geeignet ist, physiologische Aufschlüsse zu geben. Die Stärke
der .Nerven wird'zwar im Allgemeinen im Verhältniss zu den
Centraltheilen bei den niederen Wirbelthieren zunehmen; aber
richtiger ausgedrückt, nimmt sie nur im Verhältniss zum Gehirn'
auffallend zu. Ein anderer Apparat derN Centraltheile, das Riik-
kenmark, welches ausserdem, • dass es ein Leiter vom Gehirn zu
deit von ihm entspringenden Nerven, und umgekehrt, ist, eine
den Bewegungskräften des, Körpers entsprechende motorisch ge