
des Zellgewebes, liefern Beispiele davon. Diese Krankheiten
schreiten oft über ganze Strecken des Zellgewebes zwischen den
Muskeln, tGefässen, aponeurotischen Ausbreitungen bin, indem sie
bloss das interstitiäre Zellgewebe verfolgen. Deswegen wird auch
die Kenntniss der natürlichen Grenzen der Zellgewebeausbreitungen,
nämlich der Fascieh, für die Würdigung der Zellgewebeeiterungen
so wichtig.
b. Aeussere Haut.
So offenbar der lebhafte Verkehr der äussern Haut mit inneren
Theilen ist, so zeigt uns doch dieselbe keine sehr lebhafte
Wechselwirkung ihrer Zustände in verschiedenen Theilen ihres
Verlaufs. Eine reine Hautentzündung kann beschränkt seyn.
Indessen besitzt sie als Ausscheidungsorgan für gewisse Stoffe
auch eine gewisse Affinität gegen in den Säften circulirende fehlerhafte
Materien; wodurch ihr allein eigenthümliche Krankheiten,
acute und chronische exanthematische Hautentzündungen, sich
in ihr. in einer-flächenhaften Ausbreitung ausbilden. Viel häufiger
sind indess die Sympathien der äussern Haut mit den inneren
Theilen, für welche sie die gemeinsame Grenze nach aussen hin
bildet; wovon die Beispiele später angeführt werden.
' c, .Schleimhäute.
Die Schleimhäute haben eine grosse Neigung, ihre Zustände
einander nach dem Verlaufe der Membranen mitzutheilen. Der
Catarrh der Lungenschleimhaut. zieht leicht dieselbe Affection in
der Nasenschleimhaut in Folge. Der Catarrh der letztem afficirt
die Schleimhaut der Thränenwege und die Conjunetiva. Im
Stadium irritationis des Schnupfens ist das Auge wie die Nasenschleimhaut
röther und trockner; im zweiten Stadium werden
beiderlei Theile feucht. Auch die Schleimhaut der eustachischen
Trompete und Trommelhöhle kann im Catarrh afficirt seyn,
was sich durch das nicht selten begleitende Symptom catarrhali-
scher Affectionen, Schwerhörigkeit und Ohrenbrausen, äussert.
Im Catarrh der Nasenschleimhaut ist auch die Schleimhaut der
Stirnhöhlen, wahrscheinlich auch der anderen Nebenhöhlen der
Nase afficirt; man empfindet einen dumpfen Druck in der Gegend
der Stirn. In einem gleichen engen Zusammenhänge stehen
die verschiedenen Theile des Schleimhaütsystems des Tractus
intestinalis. Der Zustand des Magens wirkt auf den des ganzen
Darmkanals, und verändert seine Secretionen. Die Schleimhaut
des Mundes wird der Ausdruck des Zustandes der Schleimhaut
des Magens und Darmkanals. Aus einer trocknen Zunge schlies-
sen wir mit Recht auf einen ähnlichen Zustand in der Schleimhaut
der Speiseröhre und des Magens, aus der Röthe derselben,
aus dem Beleg auf gleiche Zustände innerhalb des Magens' und
Darmkanals. So stehen wieder die Schleimhäute der Genitalien
und Harnwerkzeuge im sympathischen Zusammenhänge. Die
häufige Irritation der Geschlechtstheile bewirkt leicht einen chronisch
inflammatorischen Zustand der Harnblase, der Nieren und
Phthisis vesicalis, Phthisis renalis, so wie sich zur Phthisis laryn-
gea und Irachealis später Phthisis pulmonalis gesellt. Aber nicht
bloss die anatomisch zusammenhängenden Schleimhäute, sondern
selbst die ganz getrennten haben eine ähnliche, obgleich geringere.
Tendenz zur Mittheilung ihrer Zustände. Man kann dess-
lialb eine vermehrte Absonderung in einer Schleimhaut nicht
durch eine vermehrte Absonderung in einer andern, oder durch
Antogonismus heilen. Man kann eine Blennorhoe der Genitalien
nicht durch künstliche Diarrhoe heilen. Zuweilen sehen wir die
Schleimhaut der Athemorgane im Consensus mit derjenigen des
Magens; es ist bekannt, dass manche Zustände des Magens eine
Reizung auch in den Athemwerkzeugen unterhalten, Tussis ga-
strica. Am Ende der Phthisis pulmonalis entsteht auch ein inflammatorischer
Zustand in der Muscosa des Darmkanals, wie
die Darmgeschwüre der Phthisiker zeigen. Endlich zeigen uns
die colliquativen Blennorhoen der Schleimhäute ein Beispiel eines
gleichen Zustandes im ganzen Schleimhautsystem,'der von
einem einzelnen Theile desselben ausgehen kann; wie z. B. sowohl
in den Lungen als im Darmkanal, oder in den Genitalien
die erste Ursache einer allmähligen Veränderung aller Schleimhäute
liegen kann.
d. Seröse Häute.
Bei einer primären Affection einer serösen Haut werden in
der Folge oft alle anderen serösen Häute in dieselbe Affection
gezogen. Zum Hydrops ascites gesellt sich in der Folge Hydro-
th orax.; dóch gehören nicht alle Fälle von Wassersucht in verschiedenen
Theilen hieher. . Die Wassersucht entsteht oft
durch eine Einmischung des Blutes gleichzeitig in mehreren
Theilen, oder, auch, wenn die Circulätion in einem wichtigen Organe
unterbrochen ist. In diesen Fällen geht also die Sympathie
nicht so sehr „von den serösen Häuten seihst aus, als von der
•Verbreitung der Ursache.
Eine reine Sympathie der serösen Häute ist aber, wenn in
Folge einer primären Entzündung einer serösen Haut auch die
anderen serösen Häute sich entzünden. So folgt zuweilen der Entzündung
des Bauchfelles Entzündung der Pleura, Entzündung der
Arachnoidea, und diese letzte in dem wichtigsten Organe ist
vielleicht die Ursache des Todes.
e. Fibröses System.
Die fibrösen Häute stehen unter einander in einer solchen
engen Verbindung, dass eine örtliche Verletzung derselben sehr
häufig bedeutende ausgebreitete Zufälle nach sich zieht.
Zu den fibrösen Häuten gehören die Beinhaut, die Dura mater,
die Sclerotica, Albuginea des Hodens, äussere Haut der
Milz, die Sehnen, Bänder und .sehnigen Muskelseheiden. Eine
örtliche rheumatische Affection setzt sich leicht über alle fibröse
Verbindungen fort, wechselt ihren Ort, indem sie aber immer gern
die natürlichen Verbindungen der fibrösen Häute verfolgt. Die
Verletzung der Bänder, Aponeurosen, des fibrösen Bändergewebes
an Fuss und Hand ist oft mit ausgebreiteten Zufällen verbunden;
die Entzündung, die Anschwellung, die Schmerzen setzen
sich nämlich von der ursprünglichen Stelle der Reizung zuweilen
über die Muskelscheiden, ja über die Beinhaut der Knochen fort.
Die gichtische Entzündung des Auges, welche, wie die Gicht über