
berührten Hypothesen von den Ganglien des N.- sympathicus weder
bestimmt widerlegen noch beweisen.
Der Grenzstrang des N. sympathicus ist ohnstreitig für das
ganze System des N. sympathicus wichtig, insofern in diesem die
Wurzelfäden von Gehirn- und Rückenmarksnerven zur weitern
Ausstrahlung gesammelt werden, indessen scheinet! die einzelnen
Verbindungsfaden zwischen den Knoten nicht absolut zur Thä-
tigkeit des N. sympathicus nöthig zu seyn; wenigstens hat sich
in v. P ommer’s Versuchen an Thieren gezeigt, dass der N, sympathicus
zwischen dem ersten und zweiten Halsganglion auf beiden
Seiten durchschnitten seyn kann, ohne dass innerhalb 7-— 8
Wochen, wie lange die Thiere beobachtet wurden, irgend eine
erhebliche Folge eingetreten wäre. v. P ommer, Beiträge zur Natur
und Heilkunde. Heilbronn 1831. Hieraus geht zugleich hervor
dass der Kopftheil des N. sympathicus von dem Brusttheil ohne
Nachtheil für das Leben isolirt seyn kann, indem der untere
Halsknoten und der Brusttheil des N. sympathicus das ihnen von
den Centraltheilen des Nervensystems zuströmende Nervenprincip
mehr von den Spinalnerven, mit welchen sie in Verbindung stehen,
als von den Cerehralnerven erhalten.
I. ^Von den Wi r k u n g e n des N. sympat h i c u s bex den
u nwi l lk ü h r l i c h e n Bewegunge n . '
I. 'Alle dem N. sympathicus unterworfenen Theile sind keiner
willkührlichen Bewegung Jähig. Das Herz, der Darmkanal, die
Ausführungsgänge der Drüsen, der Üterus, dié Samenbläschen
liefern hierzu die Beispiele. Es* scheint sogar auf deü ersten Blick,
dass wenn ein Cerebrospinalnerve sich vielfach mit dem N. sympathicus
verbindet, er seinen willkührlichen Einfluss verliert, wie
diess z. B. von dem untern Theile des Nervus vagus angeführt
werden könnte. Die Speiseröhre ist nur unwillkührlieh beweglich,
obgleich der Schlund willkührlich bewegt werden kann.
Indess ist es zweifelhaft,‘ob die motorischen Nerven der Speiseröhre
vom N. vagus selbst kommen. Die Urinbläse erhält zweierlei
Nerven, Zweige von den Sacralnerven und vom Plexus
hypogastricus. Diess stimmt mit ihren Lebenseigenschaften. Dër
Einfluss der Willkühr auf dieses Organ ist sehr gering.
Auf der andern Seite sind alle Muskeln, welche von Cerebrospinalnerven
allein versehen werden, auch der willkührlichen
Bewegung fähig. Die kleinen Muskeln des Ohres können wenigstens
von einzelnen Menschen, wie von mir, willkührlich bewegt
werden. Der Musculus cremaster, ein Fortsatz des Muscu-
lus obliquus internus und transversus, kann auch von . Einigen
willkührlich bewegt werden, obgleich sehr Viele darauf keinen
Einfluss haben.
II. Die von dem N. sympathicus versehenen Theile bewegen
sich in schwächerem Grade noch fort, wenn sie aus ihren natürlichen
Verbindungen mit dem übrigen sympathischen System und aus dem
ganzen Organismus entfernt sind. Das Herz schlagt, aus dem Organismus
entfernt, noch lange Zeit fort, bei Amphibien stnndenlang;
der Darmkanal setzt ausgeschnitten seine peristaltischen
Bewegungen fort. Man sah den ausgeschnittenen Eierleiter einer
Schildkröte seinen Inhalt noch austreiben.
III. Daher haben alle vom N. sympathicus versehenen beweglichen
Theile eine gewisse Unabhängigkeit von dem Gehirn und Rük-
kenmark. Wie weit diese geht, ist schon im [. Buch p. 193. untersucht
worden. Als Hauptresultat können wir hier erwähnen,
dass nicht allein das Herz nach Zerstörung des Gehirns und
Rückenmarkes noch lange schwach schlägt, sondern dass es auch
constatirte Fälle von Embryonen giebt, hei welchen sowohl das
Gehirn als das Rückenmark während des Lebens im Ei langsam
zerstört worden sind. Siehe E s c h r i c h t über Gesichts Verdoppelung
mit Mangel von Gehirn und Rückenmark. M u e l l e r ’s Archiv. 1834.
p. 268. Vergl. oben p. 196.
I V. Gleichwohl sind die Centralorgane des Nervensystems eines
aciiven Einflusses auf die sympathischen Nerven, und ihre motorische
Kraft fähig. Aus den "Versuchen von W i l s o n und anderen,
welche p. 195. angeführt sind, ergieht sich, dass die Bewegungen
der vom N. sympathicus versehenen Theile zwar nach plötzlicher
Zerstörung des Gehirns und Rückenmarkes nicht sogleich aufhören,
dass man aber doch bei unversehrtem Gehirn und Rückenmark
durch Verletzung und Reizung derselben auf die Art und
Schnelligkeit des Herzschlages einwirken kann; wie denn W i l s
o n P h i l i p durch Auftröpfeln von Weingeist und Tabaksinfusum
auf das Gehirn der Thiere die Bewegungen des Herzens beschleunigt
haben will. S. oben p. 194. Viel augenscheinlicher ist die
Wirkung der Leidenschaften.
. V. Nach den Versuchen von P h i l i p haben auch nicht einzelne
Theile des Gehirns und Rückenmarkes allein auf einzelne
Theile des •sympathischen Systems und der von ihm abhängigen
Bewegungen, wie des HerzensEinfluss, sondern das Gehirn und
das ganze Rückenmark oder jede Strecke desselben können die Bewegungen
des Herzens verändern. Die Reizung gewisser Theile
des Rückenmarkes bedingt zunächst nur die Bewegungen gewisser
willkührlich er Muskeln, welche gerade dorther ihre Nerven
erhalten; bei den unwillkührlichen Bewegungen scheint aber jeder
Thei| des Rückenmarkes auf den Gangliennerven wirken zu'
können. Die Erklärung dieses Unterschiedes, der übrigens noch
nicht hinlänglich festgestellt ist, könnte eine doppelte seyn. Man
kann nämlich entweder das Rückenmark oder den Gangliennerven
selbst als Ursache der Irradiation ansehen. Im ersten Falle
bleiben die Fasern des Gangliennerven, welche zum Herzen gelangen,
ohne Wechselwirkung mit den Nervenfasern anderer Theile
und die Verbreitung der Irradiation findet im Rückenmark selbst
statt, so dass von da aus die Nervenfasern verschiedener Theile
in Mitaffection gesetzt werden. Im zweiten Falle werden die Ganglien
als Ursache der Wechselwirkung angesehen. Wir müssen
uns gestehen, dass wir über diese wichtigen Fragen noch gar
keine sicheren directen Versuche haben.
Ich galvanisirte den N. splanchnicus eines Kaninchens, den
ich durchschnitten, an dem peripherischen Ende, welches ich auf