
Wandlung desChymus verwandt, da es sich unter den Excrementen
nicht vorfindet. Aber die Galle enthält gewiss auch excre-
mentielle Stoffe, von welchen das Blut befreit wird, und die wesentliche
Theile der Darmexcremente sind, wie das Gallenharz,
das Gallenfett und der Färhestoff der Galle, wovon sich wiederum
keine Spuren in dem Cbylus vorfinden. Das Blut wird daher
durch die Leber von einem Ueberschuss von kohlenstoff-wasser-
stoffigen Bestandteilen und von Fett befreit,- während in den
Nieren ein Ueberschuss von überstickstoffreichen Bestandteilen
ausgeschieden wird. Von den excrementiellen Stoffen der Galle
ist der Färhestoff derselben stickstoffhaltig. Die Lungen und die
Leber können insofern verglichen werden, als beide kohlenstoffhaltige
Produkte ausscheiden, erstere jedoch im comburirten Zustande,
Kohlensäure, letzte im combuslibeln Zustande. Schon
ältere Naturforscher, in der neuern Zeit Autenrieth, und besonders
T iedemann und G melin haben auf ein gewisses Wechsel Verhältnis
zwischen Lungen und Leber aufmerksam gemacht. Obgleich
es sich nicht durchführen lässt, dass die Grösse der Leber
im umgekehrten Verhältnisse mit dem Atmungsorgane in der
Thierwelt wachse, so sprechen doch pathologische Beobachtungen
für eine solche Beziehung.
Die excernirende Thätigkeit der Leber zeigt sich auch unter
Umständen, wo nicht verdaut wird. Denn obgleich das Fruchtwasser
von dem Foetus in der spätem Zeit verschluckt wird, so
ist doch die Leber sehr früh ausgebildet und sondert ab, und
die Galle, wenn gleich weniger bitter ünd gefärbt, enthält nach
L assaigne (ann. de chim. et de phys. 17. 304.) eine grüne harzige
Materie und einen gelben Farbestoff,; aber kein Pikromel. In
der That sammelt sich die excrementielle Galle des Foetus -mit
Darmschleim vermischt im untern Theile des Darmes als sogenanntes
Mekonium an. So dauert nach T iedemann’s und G melin’s
Untersuchungen die Absonderung der Galle in dem Darme bei
winterschlafenden Thieren fort. Diese Naturforscher führen , auch
an, dass nach Cuyier’s Beobachtung in mehreren Mollusken nur
der kleinste Theil der Galle in den obern Theil des Darmes ergossen,
und die übrige Galle durch einen besondern Ausführungskanal
entweder in den Blinddarm, wie bei Aplysia, oder gar in
die Nähe des Afters, wie bei Doris und Tethys, aus'geleert werde.
Hier muss ich jedoch bemerken, dass es noch sehr zweifelhaft
ist, ob das Secret, welches bei den letztem in die Nähe des Afters
ausgeschieden wird, Galle ist, und dass es keinesweges .der
grösste Theil derselben seyn kann. Nach meinen Untersuchungen
an mehreren grossen Doris fand ich den merkwürdigen Ausführungsgang,
den Cuvier entdeckt hat. Er scheint aber nicht
wie die Gallenkanäle, aus den traubenförmigen Bläschen der Leber,
sondern mit vielen Aesten, die zum Theil zwischen den Lappen
der Leber verlaufen, aus einem netzförmigen Gewebe, welches
sich über die Oberfläche der ganzen Leber ausdehnt, zu
entspringen, während ein grosser Stamm aus dem Innern der
Leber hinzukömmt. Mir scheinen hier zweierlei Ausscheidungen
aus dem Blute, welches sich in die Masse der Leber verbreitet,
statt zu finden, während die Apparate der Umwandlung des Blutes
in zwei verschiedene Secrete doch vielleicht verschieden sind.
Dem Orte der Ausmündung nach hat jeher Gang viel Aehnlich-
keit mit dem Ausführungsgange des saccus calcareus der Schnek-
ken aber ihr Ursprung ist freilich sehr verschieden.
’ Die Häufigkeit der Leberkrankheiten in den heissen Climaten
und Jahreszeiten, so wie auch die der Darmkanalaffectionen unter
denselben Bedingungen, die Häufigkeit der Leber- und Un-
terleibsaffectionen bei feuchter und Sumpf-Luft sind noch ein
Bäthsel. Könnte man sich erklären, wie diese Umstände den
Kreislauf erschweren, und Stockungen des Blutes veranlassen, so
wäre freilich leicht einzusehen, warum Leber und Darmkanal
hiebei am meisten leiden, weil die Circulation in diesen Einge-
weiden doppelt erschwert werden muss; indem das Darmvenen-
und Pfortaderblut nicht sogleich wieder in den allgemeinen Kreislauf
gelangt, sondern erst die Leber zu durchkreisen hat. Vergl.
T iedemann und G melin die Verdauung. II. Theil. T iedemann und
G melin behaupten, dass die vermehrte Gallenabsonderung in tropischen
Climaten die verminderte Purification des Blutes in den
Lungen compensire, welche Mehrere von der Verdünnung der
Luft in Folge der Hitze ableiten. Stevent (observ. on the healthy
and diseased properties o f the blood, London 1832. p. 59.) hält
diese Annahme für unrichtig. Denn in Westindien, wo die kleinsten
Inseln die trockensten und heissesten seyen, wo aber stagni-
rende Wasser fehlen, seyen die Einwohner frei von Leberkrank-
beiten oder vermehrter Gallenabsonderung, und diese seyen in
heissen Climaten nur bei Sumpfluft herrschend.
II. Abschnitt. Von dem Krei s läufe des Blutes
ünd von dem Blutgefäs s sys tem.
I. Capitel. Von den F o rm en des Gefässsystems in
d e r T h ie r weit.
Die organisch-chemischen Veränderungen des Blutes in einzelnen
Theilen, und die Nothwendigkeit dieser Veränderungen des
Blutes für alle Theile, machen den Kreislauf des Blutes unentbehrlich.
Die Haupttriebfeder dazu ist die rhythmische Bewegung
des Herzens. Das Herz ist derjenige Theil des Gefässsystems,
welcher durch Muskelsubstanz, die den Blutgefässen sonst fehlt,
contractil ist. In der einfachsten Form ist das Herz daher seihst
noch gefässartig, wie die gefässartigen mehrfachen Herzen der
Anneliden, welche zugleich die Hauptgefässstämme sind, die con-
tractilen Gefässstämme auf dem Darm der Holothurien, das in
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