
es aufgelöst ist. In T iedemann;s und G meLin’s Versuchen war
nicht allein die Placenta von röthlichem Chylus röthlich, sondern
häufig auch das Serum noch röthlich ; indess ist das Serum von
Chylus selten klar und enthält immer noch Kügelchen, und E m-
mert will sogar nach Auswaschen des röthlichen Chyluskuchens
in dem Wasser .J’othe Kügelchen bemerkt haben. H ewson sah
in der rothen Milzlymphe' rothe Körperchen. S chultz («SysA d.
Gradation) und Gurlt (vergl. Physiol. d. Haussäugethiere) fanden
im Chylus ausser den Chyluskügelchen auch einzelne Blutkörperchen
und schliessen daraus, dass die röthliche Farbe des Chylus
von ihnen herrühre und dass sich solche Körperchen schon im
Chylus zu bilden beginnen. Vom Blut unterscheidet sich der
Chylus, wie er sich im Ductus thoracicus befindet:
1. Durch die Unauflöslichkeit der Chyluskügelchen im Wasser,
während die Blutkörperchen bis auf ihren unlöslichen Kern
im Wasser sich leicht auflösen.
2. Durch den Mangel der Substanz des Blutrothes. (Nicht
constant.)
3. Durch die Form der Kügelchen und ihre Grösse.
.4. Der Chylus reagirt zwar alkalisch, wie E mmert, V auque-
lin und Brande fanden, aber nach T iedemann und Gmelin' schwächer
als Blut, und zuweilen gar nicht.
5. Die Quantität der festen Stoffe ist im Chylus geringer als
im Blute. 1000 Theile Chylus enthalten nach Vauquelin nur
50—90 Theile feste Substanz, während nach P revost und D umas
1000 Theile Blut 216 und nach L ecanu 185 feste trockne
Theile enthalten. Nach R euss und E mmert enthielten 1000
Blutserum 225, dagegen 1000 Chylusserum nur 50 feste Theile.
6 . Im Serum des Chylus sind nach T iedemann und Gmelin
hei den Schafen,- Hunden, Pferden 2,4 — 8;7 Proc. feste Theile
enthalten,, nach P revost und D umas im Serum des- Blutes- dieser
Thiere aber 7,4 bis 9,9 feste Theile.
7. Die Quantität des Faserstoffs ist im Chylus ausserordentlich
viel geringer. 100 Theile Chylus von Pferden, Hunden, Schafen
enthielten nach T iedemann und Gmelin 0,17—1,75 trocknen Faserstoff.
In R euss’s und E mmert’s Versuchen (Scherer’s Journal
5. 164.) enthielten 1000 Theile Blut vom Pferde 75 (nässen?)
Faserstoff, 1000 Theile Chylus nur 10.
8 . Der Faserstoff des Chylus scheint auch in seiner Ausbildung
einigermassen von dem Faserstoff des Blutes', verschieden
und dem Eiweiss näher zu stehen; denn nach Brande löst Essigsäure
von dem Chyluskuchen (so wie von Eiweiss) nur einen kleinen
Theil' auf, da hingegen der Faserstoff sonst ziemlich auflöslich
ist in Essigsäure.
9. Im Chylus ist viel freies Fett enthalten, welches den Rahm
auf der Oberfläche bildet. Blut enthält kein freies, sondern gebundenes
Fett, was auch ausserdem im Chyluskuchen enthalten ist,
10. Der Chylus enthält Eisen gleich dem Blute, und bringt
diesen Stoff, aus den Nahrungsmitteln ins Blut. Aber das Eisen
scheint in dem Chylus lockerer von . anderen Theilen gebunden
zu seyn, und lässt sich daraus viel leichter durch Reagentien
erweisen, als im Blut. Die salpetersaure Auflösung des röthlichen
Faserstoffs vom Chylus :wird nach E mmert von Galläpfeltinctur
schwarz, und giebt mit blausaurem Kali einen berlinerblauen Bodensatz.
Der ausgewaschene Kuchen, von Salpetersäure aufgelöst,
wurde von Kalilösung bräunlich und gab beim Aufgiessen von blausaurem
Kali und Salzsäure ein berlinerblauesPräcipitat, auch das zum
Auswaschen des Kuchens gebrauchte Wasser, welches im Bodensatz
kleine rothe Körperchen zeigte (?), zeigte eine Reaction dieser Materie
auf phösphörsaures Eisen. Auch das Serum des Chylus
reagirte auf Eisen selbst dann noch, wenn es von Eiweiss befreit
worden; ReilV ^ /tA. 8 . p. 167. Das Eisen scheint im Chylus
Tocke'rer gebunden als im Blute, weil es sich schon durch Salpetersäure
äusziehen lässt, und mit Galläpfeltinctur einen schwarzen, mit
blausaurem Kali einen blauen Niederschlag giebt. Dagegenvermu-
thet E mmerT, dass ’das Eisen, welches sich in den Nahrungsstoffen
des' Dünndarms ‘vorfindet; einen höheren Grad von Oxydation
besitze, weil die Flüssigkeit aus dein Dünndarm der Pferde sauer
ist, Weil die filtrirte Flüssigkeit aus dem Darm des Pferdes, der
ifiit verdauten Speisen ungefüllt war, mit Galläpfeltinctur und
hlausaurem Kali gleich nach der Vermischung einen schwarzen und
blauen Niederschlag gab, während der Chylus nur sehr langsam
die Farbeveränderung zeigte.
Nach der Unterbindung des Ductus thoracicus folgt der Tod
in der Regel unvermeidlich, nach D uverney in 15, nach A. Coöper
in 9—10 Tagen, nach D upüytrenV Versuchen an Pferden in 5— 6
Tagen; zuweilen unterliegen die Thiere nicht, wenn noch mehrere
Verbindungen des untern Theils des Ductus thoracicus mit
dem obern Theil desselben stattfinden, auch wohl wenn, wiePANizzA
bei Schweinen, und W utzer mit mir einmal beim Menschen sah,
Verbindungen mit der Vena azygos stattfinden, oder wenn 2
Ductus thoracici vorhanden sind (Vögel, Schildkröten). ■'
Schriften über den Chylus: W erner de modo quo chymus
in chylum mutatur. Tübingae, 1800. H orkel’s Archiv j'dr die thie-
rische Chemie. T. 1. Heft 2. E mmert und Rruss, S cherer’s Journal
5. p. 154. 691. E mmert, R etl’s Archiv 8 . p. 145. Marcet
medico-chirurg. transact. 1815. 6 . 618. Meck. Arch. '2. 268.
B rande philos. Iransact. 1812. Meck. Arch. 2. 278. P rout An-
näls o f philos. 13. p. 12. 263. Meck. Arch. 6 . 78. Ant. Mueller
dissert. exp. circa chylum. Heidelb. 1819. T iedemann und G melin
a. a. O. 2. 6 6 .
VII. Capitel. Von der Funct ion der Milz, der Nebenniere
n , <1 er Schi lddrüse und der Thymusdrüse.
Die hier genannten Drüsen ohne Ausführurigsgängeß. 433.' haben
mit einander gernein,; dass sie dem durch sie strömenden Blute irgend
eine materielle Veränderung mittheilen, oder dass die von ihnen
abstammende Lymphe eine besondere Rolle in der Chylifica-
tion und Blutbildung spielt. Denn das Venenblut, das von ihnen
M ü 1 i e t’s Physiologie; 1. 37