
ten Quellen der Aussenwelt in den einmaF vorhandenen organischen
Körpern nicht zugeben, so müsste man annehmen, däss die
scheinbare unendliche Multiplication der organischen Kraft bei dem
Wachsthum und der Fortpflanzung bloss eine Evolution in einander
eingeschachtelter Keime sey, oder man müsste das Unbegreifliche
annehmen, dass die heim Fortpflanzen stattfindende Thei-
lung der organischen Kraft die Intensität derselben nicht schwäche.
Immer aber würde die Thatsache übrig bleiben, dass beständig
bei dem Sterben der organischen Körper organische Kraft
unwirksam oder in ihre allgemeinen physischen Ursachen aufgelöst
wird.
III. Von dem, thieri schen Organi smus und von
dem thi eri schen Leben.
Entwickelung, Waehsthum, Reizbarkeit, Fortpflanzung,; Vergänglichkeit
sind allgemeine Erscheinungen und Eigenschaften
aller organischen Körper und Folgen der Organisation; * allein
nur die thierischen Körper zeichnen sich durch den Besitz ande=»
rer Eigenschaften aus, die man darum vorzugsweise animalische
Eigenschaften im Gegensatz der allgemeinen organischen nennen
kann.. Hierunter sind das Vermögen zu empfinden und sich will-
kührlich zu be,wegen die vorzüglichsten. Man kann zwar den
Pflanzen die Bewegung nicht ganz absprechen, demj ihre Organisation
ist mit unmerkliehen Bewegungen begleitet, es findet
Saftbewegung in ihnen statt; sie wenden sich nach dem Lichte,
die Wurzeln wachsen nach dem bessern Boden hin, Pflanzen
ranken entlang den Körpern, die ihnen eine Befestigung darbieten
können, ihre Staubfäden neigen sieh zum Griffel zur Zeit
der Befruchtung hin; ja viele Pflanzen, besonders Mimosen, zeigen
in den Blattstielen eine durch Reize bedingbare Bewegung,
wobei sich das allgemeine Gesetz wiederholt, dass- organische
Theile von gewissen reizbaren Eigenschaften diese auf sehr verschiedene
Reize auf gleiche Art äussern. Denn mechanische,
galvanische, chemische Einflüsse, wie Weingeist, mineralische Säuren,
Aether, Ammoniak, Wechsel der Temperatur, der Erleuchtung,
bringen denselben Erfolg hervor, T revirantjs Biologie 5,
201— Endlich zeigt sich bei Hedysarum gyrans ausser dem
allgemeinen Einflüsse des Lichtes auf die Bewegung des mittlern
Blattes ein unaufhörliches Erheben und Senken der kleineren Nebenblätter,
selbst ohne dass äussere Reize die Phänomene bedingen
; auch einige der niedersten Pflanzen, wie die Oseillatorien,
bewegen sich beständig pendelartig. Wenn nun aber auch das
Schlingen der Pflanzen nach P alm {über das Winden der Pflanzen
p. 48.)- aus dem Umstande sich erklären lässt, dass Schlingpflanzen
mit den Spitzen der Zweige Kreise beschreiben und also
vermöge dieser Art des Wachsthums nahe Gegenstände erreichen,
so scheint das Winden der Cuscuta um bloss lebende Pflanzen
nicht ohne alle organische Anziehung zu seyn; es, bieten sogar
die Bewegungen der Staubfäden und Blattstiele zu viele Aehnlich-
keit mit der Reizbarkeit der Muskeln dar, um sie nicht damit zu
vergleichen. D utrochët (recherches anat. et physiol. sur la structure
intime des animaux et des végétaux) hat den Sitz der Reizbarkeit
bei den Mimosen in der Rindensuhstanz eines Wulstes an
den Gelenken der Blattstiele entdeckt,, ein Wulst, der nur den
reizbaren Mimosen eigen ist. Alle Bewegung hörte auf nach dein
Abtragen dieses Organes, nach dem Abschneiden der obern Hälfte
des Wulstes erfolgte noch Anfrichten, aber nicht mehr Senken.
Hiernach glaubt D utrochet, dass Heben und Senken durch entgegengesetzte
Krümmungen in der Rinde des Wulstes entstehen,
wie man denn in Scheiben der Rinde beider Hälften unter Wasser
Krümmungen erfolgen sieht. Auf diese Art soll sieh ein Blatt
erheben, wenn die Rinde der untern Hälfte des Wulstes convexer
als die der obern Fläche wird, und sich senken, wenn die Krümmung
der Rinde in der obern Hälfte zunimmt. Andere Beobachter
haben hei der Bewegung der Wulste Farbenveränderung
wahrgenommen, wie L indsay, R itter, M ayo, so dass man das Phänomen
auch vom Zuströmen der ' Säfte ableiten könnte. T iedemann
Physiol. 1. 6 2 3 . G. R. T reviranus Erscheinungen und Gesetze
des organischen Lehens. I. 171 — 1 7 7 . Es giebt also in den
Pflanzen ähnliche Organe, entweder wie die .Muskeln, oder wie
die durch Säftströmung erectilen Theile bei den Thieren; allein
die thierischen Bewegungen erfolgen nicht bloss durch Wirkungen
des Reizes auf reizbare Theile, sondern ans innern Bestimmungen
von nicht beweglichen Theilen, den Nerven, auf bewegliche. D utrochet
hat zwar gesehen, dass, wenn er hei Mimosen den Focus
eines BrennglaseS auf ein einzelnes Blatt richtete, der Eindruck
sich nach und nach auf die übrigen Zweige und Blätter fortpflanzte,
und er betrachtet die falschen Tracheen als die Organe
der Leitung.- Allein G; R. T reviranus bemerkt hierbei mit Recht,
dass diess nur Hypothese bleibe; denn Andere haben von der
Einwirkung des concentrirten Lichtes auf die Mimosen nur örtliche
Wirkung beobachtet, und dann kann von einer örtlichen
Bewegung die ganze Pflanze zugleich erschüttert, zur Mitbetve-
gung gereizt werden. Das Bewegungsvermögen der Thiere hat
aber auch das Ausgezeichnete, dass die Bewegungen znm Theil
nicht bloss durch die zweckmässige Organisation des Ganzen, sondern
durch Zwecke, welche ein einzelnes Organ, nämlich das
Or gan der Seelenänsserungen, bestimmt, veranlasst werden, d. h.
dass sie willkührlich sind. Anderseits muss man Reizbarkeit nicht
mit Empfindlichkeit verwechseln. Die Pflanzen sind reizbar, aber
nicht empfindlich ; so sind die Muskeln auch vom Körper getrennt
noch reizbar, aber nicht empfindlich. Dass aber Empfindung in
den Pflanzen stattfinde, kann ohne Aeusserungen des Bewusstseins
nicht statuirt werden. Aeusserungen von Empfindung und
willkührliehe Bewegung sind das1 einzige charakteristische Merkmal
der einfachsten Thiere. Zusammengesetzte Thiere haben oft eine
ästige und vegetabilische Form und sitzen, mit dem Stamme im
Boden ; die individuellen Fähigkeiten der einzelnen Polypen, die
willkührlichen Bewegungen jedes Polypen des gemeinsamen Stam