
Ph änomen eine andere Ursache als in der specifischen Schwere
haben. Vielleicht ist die Adhäsion der Blutkörperchen zur Flüssigkeit
des Blutes, worin noch Faserstoff aufgelöst ist, geringer
als zum Serum des geschlagenen Blutes, woraus der Faserstoff
entfernt ist.
J ohn D avy hat indess darauf aufmerksam gemacht, dass entzündliches
Blut nicht immer langsamer gerinnt. In diesen Fällen
können sich vielleicht die Blutkörperchen schon darum schneller
senken, weil entzündliches Blut mehr aufgelösten Faserstoff enthält,
da die Auflösung des Faserstoffs im . Blute überhaupt das
Blut geneigt macht, die Blutkörperchen schneller sinken zu lassen
als es in Blut geschieht, woraus der Faserstoff entfernt isR
Hiernach sind die Hauptursachen des Senkens der Blutkörperchen
und der crusta inflammatoria sowohl die langsamere Gerinnung,
als die grössere Quantität des aufgelösten Faserstoffs.
Wenn zuweilen auch andere Blutarten eine lockere Kruste absetzen,
unter Umständen, wo man mehr eine anfangende Zersetzung
des Blutes vermuthen sollte, als eine grössere Quantität von Fibrin,
so kann diess hinreichend aus der langsameren Gerinnung
eines, solchen Blutes erklärt werden, da auch gesundes Blut, wie
ich gezeigt habe, ziemlich schnell die Blutkörperchen sinken lässt,
und später ein oberes farbloses Gerinnsel bildet, sobald man nur
die Gerinnung verlangsamt.*) ,
2) Vom Blutwasser.
Die Blutflüssigkeit, Uquor sanguinis, welche den Faserstoff aufgelöst
enthält, zersetzt sich beim Gerinnen in einen flüssig bleibenden
Theil und Faserstoff, welcher beim Gerinnen die Blutkörperchen
zwischen sich nimmt und den Blutkuchen bildet.
Das neue übrig bleibende Flüssige wird Blutwasser oder Serum
genannt, welches also wohl von der ursprünglichen Blutflüssigkeit
zu unterscheiden ist. Das Serum ist gelblich, von salzigfem Geschmack
und 1,027 bis 1,029 specifischem Gewicht; es reagirt
bei höheren Thieren deutlich alkalisch und gesteht beim Erhitzen
bis 70° — 75° C. durch Gerinnung des darin aufgelösten
Eiweisses (albumen) zu einer Gallerte, im luftleeren Raum, wie
in der atmosphärischen Luft, dagegen der Faserstoff vom Blut
ausser den Adern ohne alle äusseren Einflüsse von selbst gerinnt.
Der wesentlichste Bestandtheil des Blutwassers ist Eiweiss. . Ausserdem
enthält das Serum freies Alkali (Natron, auch Kali nach
B ebzelius), wahrscheinlich mit Eiweiss verbunden, und Salze von
¥ ) R e t z i u S beobachtete einmal eine von der gewöhnlichen .Formation
der crusta inflammatoria verschiedene Bildung derselben. Schnell nach
dem Aderlass coagulirte das Blut in einen Klumpen. Tn 2 Stunden
war noch kein Serum ausgeschieden, '"aber nach dieser Zeit erschien es
in Menge und bedeckte den schwarzen Kuchen. ■ Das Serum wurde,
opalisirend und- nach 4 Stunden hatte es eine dicke Lage Faserstoff
abgesetzt. Ein Theil des Faserstoffs war hier bei der' ersten Gerinnung
in festen Zustand übergegangen, der übrige noch im Serum aufgelöst
und der ganze Process von der langsamen Gerinnung des Faserstoffs
abhängig. Vergl. über Crusta inflammatoria H. Nasse das Blut.
Bonn. 1836.
diesen Basen. P hevost und D umas haben die relative Quantität
der festen Bestandtheile im Biutwasser zu den übrigen bei vielen
Thieren bestimmt.
100 Theile
10Ö Theile Blut. Blutwasser.
ßlut-
k uchcin. Eiweiss. Wasser. Eiweiss 1 Wasser.
Mensch 1 2 ,9 2 8 ,6 9 7 8 ,3 9 1 0 ,0 9 0 ,0
Simia Callitriche , 1 4 ,6 1 7 ,7 9 T , 6 0 9 ,2 9 0 ,8
Hund 1 2 ,3 8 . 6 ,5 5 8 1 ,0 7 7 ,4 - 9 2 ,6
Katze 1 2 ,0 4 8 ,4 3 7 9 ,5 3 9 ,6 9 0 ,4
Pferd 9 ,2 0 8 ,9 7 8 1 ,8 3 9 ,9 9 0 .1
Kalb 9 ,1 2 8 ,2 8 : 8 2 ,6 9 ,9 9 0 .1
Schaaf 9 ,3 5 7 ,7 2 8 2 ,9 3 8 ,5 9 1 ,5
Ziege 1 0 ,2 0 8 ,3 4 8 1 ,4 6 9 ,3 9 0 ,7
Kaninchen 9 ,3 S 6 ,8 3 8 3 ,7 9 1 0 ,9 8 9 ,1
Meerschweinchen 1 2 ,8 0 8 ,7 2 . 7 8 ,4 8 1 0 ,0 9 0 ,0
Rabe 1 4 ,6 6 5 ,6 4 7 9 ,7 0 6 ,6 9 3 ,4
Reiher 1 3 ,2 6 5 ,9 2 8 0 ,8 2 6 ,8 9 3 ,2
Ente 1 5 ,0 1 8 ,4 7 7 6 ,5 2 9 ,9 9 0 ,1
Huhn 1 5 ,7 1 6 ,3 0 7 7 ,9 9 7 ,5 9 2 ,5
Taube 1 5 ,5 7 4 ,6 9 7 9 ,7 4 5 ,5 9 4 ,5
Forelle 6 ,3 8 7,-25 8 6 ,3 7 7 ,7 9 2 ,3
Aalraupe 4,81: 6 ,5 7 8 8 ,6 2 6 ,9 9 3 ,1
Aal 6 ,0 0 9 ,4 0 8 4 6 0 1 0 ,0 9 0 ,0
Landschildkröte 1 5 ,0 6 8 ,0 6 7 6 ,8 8 , 9 ,6 9 0 ,4
Frosch 6 ,9 0 4 ,6 4 8 8 ,4 6 5 ,0 9 5 ,0
Hieraus geht hervor, dass, beim Menschen im Blutwasser ungefähr
anderweitige Bestandtheile und besonders Eiweiss aufgelöst
sind, und dass sich diess Verhältniss so ziemlich bei den
Thieren bis zu den Fischen erhält, während nur die relative
Menge des Blutkuchens (Kügelchen und Faserstoff zusammen) im
Blute bei den nackten Amphibien und Fischen abnimmt. Beim
Menschen verhalten sich die festen Theile des Blutkuchens zu den
im Blutwasser aufgelösten Theilen wie 12,92: 8,69 oder ungefähr
wie 3: 2. Das Blut der fleischfressenden Thiere liefert mehr
Blutkuchen als das der pflanzenfressenden. Nach J. D avy liefert
das Blut vom Lamm weniger und weicheres Coagulum als das
vom erwachsenen Schaaf, wie denn auch sowohl 1*ourcroy als
ich das Coagulum beim Foetus weicher fanden. Nach Berthold
(Beiträge zur Anat., Zool. u. Physiol. Gott. 1831) scheint die Menge
des Faserstoffs bei den kaltblütigen Thieren nicht geringer, wohl
aber die des Cruors.
L ecanu hat das Blut- bei den verschiedenen Geschlechtern,
Altern, Temperamenten untersucht. Diese Arbeit macht in diesem
Theile der physiologischen Chemie eine neue Epoche, er
• scheint mit Genauigkeit eine ausserordentliche Anzahl von Beobachtungen
gemacht und verglichen zu haben, a. a. 0. p. 94
107. L ecanü fand die Quantität des Wassers in 1000 Blut variiren