
uncl jede heftige örtliche Krankheit den Herzschlag und Puls
verändert.
Die Veränderungen, welche die feinsten Wurzeln des Sympathicus
in irgend einem Theile durch örtliche heftige Krankheiten
erleiden, und die Rückwirkung dieser Veränderung auf die
Centraltheile des Nervus sympathicus, die Herznerven und Geflechte,
so wie auf das Gehirn und Rückenmark, scheinen eine Hauptrolle
in jenen Erscheinungen zu spielen, die wir Fieber nennen,
Ueber den Einfluss der einzelnen Regionen des Nervus sympathicus
auf die Thätigkeit des Herzens hat man noch keine Beobachtungen,
Man weiss nur, dass in 13 Versuchen von P ommer
die Durchschneidung des Sympathicus am Halse überhaupt
gar keine erhebliche Folge hatte, v. P ommer’s Beiträge zur Natur
und Heilkunde. Heilbronn 1831.
Da mehrere Hirnnerven mit dem N. sympathicus in inniger
Verbindung stehen, und da insbesondere der N, vagus an der Zusammensetzung
der Herzgeflechte wesentlichen Antheil hat, so wäre
es sehr wünschenswerth, auch den Einfluss dieser Nerven auf die
Thätigkeit des Herzens zu kennen. E mmert bemerkte nach Durchschneidung
des ,N.'vagus nur eine geringe Störung im Kreisläufe.
B ichat und L egallois erklären mit Recht, dass die Veränderungen
in dem Herzschlage nicht mit Sicherheit der Durchschneidung
des Nerven zugeschrieben werden können, da sie eben so
gut von Schmerzen und Furcht herrühren können, und dass sie
keinesfalls bedeutend sind.
IV. Capitel. Von den ein zeln etl T h e ilen des
Gefässsy stems.
a. Von d eji Ar teri en.
Die mittlere Arterienhaut besteht, aus kreisförmigen platten
Fasern und Faserbündeln, welchen die Arterien ihre grosse Ela-
sticität verdanken, d. h. ihre Fähigkeit nach vorheriger Ausdehnung
wieder sich zu verengern, eine Eigenschaft, die ihrerm Gewebe
physikalisch zukömmt, und auch nach dem Tode noch längere
Zeit his zur Zersetzung in ihnen bleibt. Dieselbe Faserhaut,
die man wohl von Muskelfasern unterscheiden muss, ist die Ursache,
dass die Arterien auch im leeren Zustande nicht collabi-
ren, sondern walzenförmig bleiben, und dass sie der grossem oder
geringem Anfüllung sich anpassen. Von den Muskelfasern unterscheidet
sich dieses nur den Arterien, nicht den Venen zukommende
Gewebe auch in chemischer Hinsicht, wie Berzelius gezeigt
hat. Die Muskelsubstanz ist weich und schlaff, und enthält
mehr als ihres Gewichtes Wasser. Die Arterienfaser ist trok-
ken und sehr elastisch, Muskelsubstanz verhält sich chemisch wie
Faserstoff des Blutes, ist aüflöslich in Essigsäure, schwer löslich
in Mineralsäuren, mit denen sie schwer auflosliche Verbindungen
bildet. Die Arterienfaser ist unauflöslich in Essigsäure, aber
leicht auflöslich in Mineralsäure, und diese Auflösung wird weder
von Alkali noch von Cyaneisenkalium gefällt, was geschehen
müsste, wenn sie Faserstoff enthielte. Sowohl in mikroskopischer
als chemischer Hinsicht stimmt die Arterienfaser ganz mit
dem übrigen elastischen Gewebe überein, von welchem sie sich
nur durch eine geringere Festigkeit unterscheidet. Das elastische
Gewebe, welches immer gelblich ist, und seine Elasticität
weder nach tagelangem Kochen, noch nach jahrelangem Liegen
in Weingeist verliert, charakterisirt sich nach den Beobachtun-
von L auth, S chwann und E ulenberg durch Fasern von verschiedener
Dicke, die deutliche Aeste abgeben und eine scharfe, dunkle
Contur zeigen. Zu diesem Gewebe gehören die mittlere Arterienhaut,
die Ligamenta flava, der Wirbelbogen, die Kehlkopfbänder,
das Ligamentum stilo-hyoideum, die Längenfasern an
der innern Fläche der Bronchien, das elastische Baud, welches
den ausstülpbaren Theil der Ruthe bei den dreizehigen Straussen,
den Enten und Gänsen zurückzieht, der elastische, dritte Körper
am Penis des zweizeiligen Strausses, das elastische Band des Krallengliedes
der Katzen,- der Flughaut der Vögel, das elastische
Gewebe der Flughaut der Fledermäuse und des Kehlsacks des
Pelikans. S chwann hat Ras elastische Gewebe sparsamer auch
in der Speiseröhre 'unter der Schleimhaut, am After im Ligamentum
Suspensorium penis und dem umliegenden Zellgewebe, und
in den sehnigen Bündeln, die das Corpus cavernosuin penis des
Menschen ''quer durchziehen gefunden. Bei den Arterien und
Venen enthält die äuSsere Zellgewebehaut auch einige elastische
Fasern, die innere Haut der Arterien enthält eben solche, die
entweder der Länge nach oder nach allen Richtungen verlaufen
und um so feiner werden, je mehr man sich der innersten Fläche
nähert, so dass sich zuletzt gar keine Fasern mehr unterscheiden
lassen. An der Vene cruralis des Ochsen fand S chwann
ebenfalls eine mjttlere aus querlaufenden Fasern bestehende dicke
Schichte, die aber Zellgewebefasern waren, und eine innerste,
äusserst dünne Schichte aus längslaufenden, elastischen Fasern.
Siehe S chwann \va..encyclop. Wörterb. d. med. J'Vissensch. Artikel
Gejässe und E ulenberg de tela elastica. Berol. 1836.
Vom Puls.
- In den Arterien fliesst, das Blut mit stossweise verstärkter
Geschwindigkeit, die Gewalt seines Stromes vermehrt sich mit jeder
neuen, durch die Contraction des Ventrikels in die Aorta getriebenen
Blutwelle. So sah-HALES das Blut in der in eine Arterie
gebrachten Röhre bei jedem Pulsschlage um ein oder einige Zoll
steigen. Da nun das Blut der Arterien durch die Haargefässe
wegen des Widerstandes-den es in diesen engen Röhren erleidet,
nicht so schnell entweichen kann, als es in die Arterien getrieben
wird, so übt das Blut in den Arterien gegen ihre elastischen
Wände einen Druck aus, wodurch es wie jede comprimirte Flüssigkeit
nach allen Richtungen auszuweichen strebt. Diesen Druck
des Blutes auf die Arterienwände bei der Contraction der Ventrikel
fühlt man an ihnen als Puls. Der Puls der Arterien ist
also im Allgemeinen synchronisch mit der Zusammenziehung der
Ventrikel; diese letztere ist seine Ursache.