
der Operation nicht gebraucht werden, und hatte nur unvollkommene
Empfindungen. Swap bemerkt hierbei mit Hecht, wenn
die vermeinte Communication auch nur in einem geringen Grade
Vorhanden wäre, würden dann nicht die Anastomosen, welche
zwischen dem Theil des Ulnarnerven, der unterhalb der Trennung
liegt, und dem Nervus medianus und radialis stattfinden, eine
hinlängliche Verbindung jenes Theiles. mit dem Gehirn unterhalten
. haben, wenn ‘jenes Fortleiten des Nerveneinflusses so
leicht wäre? a. a. O. p. 6 8 . S wan erzählt p. 69. einen andern
Fall, wo nach einer Schnittwunde am Vorderarm, drei Zoll vom
Handgelenk, wobei der N. radialis und medianus durchschnitten
worden zu seyn schienen, im Daumen und den beiden nächsten Fingern,
so wie in den Theilen der Hand, welche diesen entsprechen
, auf dem Rücken und in der Fläche das Gefühl verloren
war, dagegen in dem 4. und 5. Finger und in den Theilen der
Hand, in welchen sich der N. ulnaris vertheilt, das Gefühl erhalten
war. , %
' Wenn daher Nerven vielfache Anastomosen zu bilden scheinen,
und in den .Bündeln desselben Stammes oft von Zoll zu Zoll
Anastomosen ihrer Scheiden eingehen^ während die Primitivfasern
parallel fortgehen, so hat die Natur nichts den Anastomosen dev
Gefässe Gleiches gebildet, sondern vorgesehen, dass dieselben
Theile Primitivfasern von verschiedenen Nerven aus erhalten.
Diesè Anordnung war darum um so nützlicher, als sonst durch
Verletzung eines Nerven die Verbindung eines Theiles mit dem
Gehirn ganz aufgehoben wäre.
IV. Verschiedene Theile, in der Dicke eines'Empfindungsnerven
gereizt, bewirken dieselben Empfindungen, wie Wenn verschiedene Endzweige
dieser Theile des Stammes...gereizt werden. Beweis. Wenn
man den N. cubitalis auf die schon beschriebene Art an sieb
selbst mechanisch reizt, besonders indem man ihn mit den Fingern
drückend hin und her schiebt, so hat man die Empfindung
von Prickeln, Nadelstechen'in der Hohlhand, im Rücken der
Hand und am 4. und 5. Finger. Aber je. nachdem man gerade
drückt, tritt das Prickeln bald am 4.*, bald am 5. Finger, bald
in der Hohlhand, bald auf dem Rücken der Hand ein, Un£l *n
der Hohlhand wie auf dem Rücken derselben wechselt auch der
Ort des prickelnden Punktes, je nachdem sich der Druck am
N. cubitalis ändert, also verschiedene Fasern dieses Nerven oder
Faserbündel mehr gedrückt werden als andere. ; So wird man
es auch finden bei Reizung der Nervenstämme am Oberarm; allein
beim N. cubitalis lässt sich gerade am besten der Druck
auf verschiedene Theile in der Dicke des Nerven isoliren, je
nachdem man bald drückt, bald den Nerven in der Furche am
Condylus internus humeri am Ellbogen mit dem Finger der andern
Hand hin und hér schiebt. So habe ich auch durch heftigen
Druck auf den N. infraorbilalis an der Austrittsstelle aus
dem Foramen infraorbitale das, Prickeln an der Wange und der
Oberlippe an verschiedenen Stellen empfunden, je nachdem der
Druck und das drückende Hin- und Herschieben wechselte., Dte
Application des Druckes auf den N. infraorbitalis ist übrigens
viel schwerer, ’ weil man die Austrittsstelle des Nerven durch
Druck und die erfolgenden Gefühle erst bestimmt ausmitteln muss.
V. Die Empfindungen der feinsten Nervenfasern, wie die der
Nervenstämme, sind isolirt und vermischen sich nicht mit einander
von den äusseren Theilen bis zum Gehirn. Beweis. Dieser Schluss
ergiebtM sich aus den vorher mitgetheilten Thatsachen und
Gesetzen. Früher wurde bewiesen, dass alle Primitivfasern eines Nerven
sich niemals verzweigen oder verbinden, weder im Stamme
noch in den Anastomosen der Nerven, wo die Primitivfasern
bloss !aus einer Scheide in die andere Scheide übergehen und
neue Ordnungen bilden, indem sie sich nur parallel an andere
Primitivfasern anlegen. Es wurde gezeigt, dass der Nervenstamm
auf diese Art das Ensemble aller Primitivfasern ist, die sich aus
seinen Aesten entwickeln, und dass also eine prästabilirle Harmonie
der Fasern des Stammes mit den Elementen der feinsten
Zweige existirt. Es wurde ferner bewiesen, dass die Stämme der
Nerven dieselbe Empfindung haben aK alle Zweige zusammen,
dass ein Ast des Stammes bei dem Reiz keine Empfindung in anderen
Aesten desselben Stammes erregt, dass ein Theil eines Stammes
eben solche Empfindungen hat, als wenn einzelne Theile
von den Zweigen des Stammes oder der Theile, wo sie hingehen,
gereizt werden. Fasst man diess Alles zusammen, so wird
man den vorher aufgestellten Schlusssatz zugeben müssen, obgleich
er nur approximativ und nicht von jeder feinsten Primitivfaser
erwiesen ist. E. H. W eber’s schöne Versuche, nach weichen
die Ünterscheidungskraft für die Distanz zweier die Haut
berührender Körper in verschiedenen Theilen sehr verschieden
ist, und nach welchen mehrere Theile des Körpers, wie die Zungenspitze,
die Distanz zweier Körper schon auf % Linie Entfernung,
andere, wie die Mittellinie des Rückens, nur auf 30 Linien
Entfernung unterscheiden, ist kein Einwurf wider jenen
Satz; denn jene Unterscheidungskraft hängt wohl davon ab, wie
viel oder wie wenig Primitivfasern sensibler Nerven zu einem
gewissen Felde des Hautorganes hingehen.
Es fragt sich nun, wenn die Primitivfasern der Nerven, die
im Stamme vereinigt zusammenliegen, in den Aesten ausgebreitet,
werden^ an verschiedenen Stellen ihrer Länge gereizt sind, was
für eine Empfindung-sie haben, ob die Empfindung auch dann in
Hinsicht des Orts immer eine ist, oder ob die Empfindungen an
verschiedenen Stellen in der Länge der Primitivfasern als verschiedene
unterschieden werden. Kann ich es aus der Empfindung
wissen', ob ein und dasselbe Bündel Primitivfasern an seinem
Stamme, in den Aesten oder in der Haut, wo sie sich entwickelt
haben, gereizt wird? Die Antwort ist zum Theil in den
vorher mitgetheilten Beobachtungen enthalten.
1) Wenn der Stamm eines Nerven gereizt wird, so ist die
Empfindung, als wenn alle die Primitivfasern gereizt würden,
welche sich in die äusseren Theile begeben, und die Empfindung
hat eben so gut scheinbar in den äusseren Theilen statt, als
wenn diese selbst gereizt werden. ,