
die Salzsäure und Essigsäure im Magensafte selbst zum Tlieil zur Auflösung
der Speisen. Die Metallsalze verbinden sich grösstentheils
leicht mit tbieriscben Stoffen nnd selbst nach verschiedenen Verhältnissen.
Siehe Mitscheblich in Muell. Arch. 1836.1837. Solche
rein chemische Verhältnisse finden häufig selbst in der Therapie
ihre Anwendung. Die Eigenschaft des Eiweisses, den aufgelösten
Sublimat niederzuschlagen und sich mit ihm zu einem
unlöslichen Stoff zu verbinden, veranlasste O kfila zu der glücklichen
Idee, das Albumen als Gegengift zu versuchen. H uenefeld
physiol. Chemie. 1 . 65. 89. Ein Gegengift muss, wie H uenefeld
bemerkt, eine starke chemische Affinität zu dem Gift, aber geringe
chemische Affinität zum thierischen Körper haben, damit es fähig
sey, das Gift bis in das Innere des Körpers auf unschädliche Art
zu verfolgen. Der Schwefel neutralisirt den Arsenik und macht
ihn, indem er eine unlösliche Verbindung verursacht, weniger
schädlich. Aus diesem Grunde sind auch heim Gebrauche von
Quecksilbermitteln gegen Syphilis solche Präparate, welche Schwefel
enthalten, unwirksam. H uenefeld /. c. 1. 6 6 . Schwefelsäure
auflösliche Salze sind Gegenmittel gegen Baryt und Bleisalzver-
giftung, weil Baryt und Bleioxyd mit Schwefelsäure sich zu unlöslichen
Verbindungen vereinigen. Elend. 67. Magnesia stumpft
die Magensäure ab. Kohlensäure Alkalien werden mit Erfolg
gegen harnsaure Sedimente und Steinbildung im Harn gegeben,
weil die Harnsäure dabei aufgelöst und der Harn alkalisch wird.
Aus demselben Grunde wirken pflanzensaure Alkalien vortheilhaft,
weil sie im thierischen Körper in kohlensaure Alkalien uimgewan-
delt werden oder als solche in den Harn übergehen. In den Geschwüren
des Hospitalbrandes und in Krebsgeschwüren hat man
mit Erfolg Salpetersäure, Chlor, chlorigsaure Salze angewandt, in
Beziehung auf die Bildung von Schwefelwasserstoff, Ammoniak
und Hvdrothion- Ammoniak in diesen Geschwüren. Aus demselben
-Gesichtspunkte lässt sich die Anwendung der Mineralsäuren
im Faulfieber bei herrschender Tendenz zur Alkalität betrachten.
Huenefeld l. c. 72. Die Rubia tinctorum hat eine grosse Anziehung
zur phorphorsauren Kalkerde, und äussert diese selbst noch
im Organismus, indem sie eingenommen nur die Knochen roth
färbt. Endlich werden vielerlei fremdartige Stoffe in den Kreislauf
aufgenommen, sie verwandeln sich zum Theil und werden
verändert oder unverändert äusgeschieden.
2. In anderen Fällen wirken Stoffe, besonders zersetzte
Thierstoffe, die in kranken Thierkörpern erzeugt worden, auf
eine dem chemischen Fermentationsprocess analoge Art auf lebende
Thiere ein. Die Contagien verursachen die Erzeugung
ähnlicher Zersetzung und Mischungen in anderen lebenden
Wesen.
3. Chemische Verbindungen und die Elemente können aber
auch, indem sie fehlende Bildungstlieile zur Erzeugung neuer organischer
Verbindungen liefern, statt diese zu zersetzen, sie vielmehr
befördern, und die Wirkungen der organischen Kraft unterhalten.
So ist ein gewisser Antheil mineralischer Stoffe in den
Nahrungsmitteln nothwendig. Die Veränderung des Blutes beim
Athmen ist eine^ organische Umwandlung, wobei eine binare
durch das Athmen erzeugte Verbindung ausgeschieden wird. _
4. Die organischen Stoffe selbst können dagegen wieder, indem
sie auf einander wirken, gegenseitige Zersetzungen bedingen,
welche noch ausser den Wirkungen der organisirenden Kraft
erfolgen. Speichel wandelt nach L euchs und S chwann gekochte
Stärke in Zucker um (P oggend. Am. 1831. 5- Muel-
ler’s Archw 1836. 138.), und Stärkemehl wird im Magen der
Thiere in Stärkegummi und Zucker umgewandelt, wie I iede-
mann und G melin zeigen. Fibrin oder Muskelfleisch sollen
wässerige Zuckerlösung wie Hefe in Gährung setzen, wahrend
J. D avy mittelst Rindfleisch auf diese Art in 4 Tagen keinen
Alkohol, sondern Gummi erhielt. Kastn. Arch. 1831 396. Das
von den Magenwänden abgesonderte organische Verdauungspnn-
cip P epsin, löst auch ausser dem thierischen Körper geronnenes
Eiweiss und Faserstoff leicht auf, und wandelt ihre Zusammensetzung
so um, dass sie ganz andere chemische Eigenschaften
annehmen. Im Organismus selbst ist d.e Wirkung organischer
Flüssigkeiten auf einander noch durch das Lebenspnncip verändert.
Die Wirkungen des Speichels, der Galle bei der Verdauung
lassen sich nicht aus ihrer Wirkung auf organische Verbindungen
ausser dem Organismus ermitteln. . ,
5. Die organische Assimilation zeigt sich zunächst in der Abänderung
der Mischung organischer Flüssigkeiten durch Wechse-
wirkung mit den von dem Lebensprincip beseelten Wanden der
organisirten Theile. So verändert sich die Mischung des im Darmkanal
aufgesogenen Ghylus im lymphatischen System, und er enthält
mehr Faserstoff, wenn er durch mehr Lymphdrusen durchgegangen
ist. Diese Drüsen, welche den Vögeln, Amphibien, bischen^
fehlen, sind nur Apparate, um die Einwirkung der organischen
Oberflächen auf den Chylus zu yergrossern. In den Absonderungen
ist dasselbe Phänomen modificirt, indem die von^den
organisirten Theilen verwandelten Bestandtheile des Blutes abgestossen
werden. • . . . . . . .
6 . Endlich zeigt sich die Assimilation noch merkwürdiger m
der Umwandlung der organischen Flüssigkeiten zu Bildungsthei-
len der Organe selbst, indem das Blut in den Capi largefässen
mit den kleineren Partikeln der Nerven, Muskeln, Schleimhäute,
Drüsen etc. in Berührung kommt, jedes Organ die Bestandtheile
des Blutes assimilirt, ihre Mischung hierzu verändert, sich durcn
Aneignung derselben vergrössert, aber ihnen auch die Fähigkeit
ertheilt, selbst wieder zu beleben und zu organisiren. Wunderbar,
dass sich die organisirende Kraft so lange erhält, indem sie
sich über mehr Masse ausdehnt. Das Urphänomen dieser Assi-
milation zeigt sich vor der Entstehung der Gefässe und des
tes an der keimscheibe' des Eies (Blastoderma), indem diese sich
am Rande auf Kosten der Dotterflüssigkeit zur Keimhaut vergrössert.
Das Eiweis des Dotters erleidet allmählig eine cnemiscne
Umwandlung seiner Zusammensetzung, und verliert zuletzt^seme