
da sie theils durch ihre blinden Enden, theils durch ihre Anasto-
mosen geschlossen sind, so darf man sich die Absonderung des
Samens nicht an den Endeu desselben, sondern in ihrer ganzen
Ausdehnung denken. An eine Communication der feinen Arterien
mit Enden der Samenkanälchen ist ohnehin nicht zu denken.
Die Samenkanälchen sind 15 Mal. dicker als die feinsten Arterien,
und die feinsten Blutgefässe verzweigen sich nur auf den Wänden
der Samenkanälchen. Wenn die Vasa seminifera bis auf
eine oder zwei Linien Entfernung zum Rete testis gelangt sind,
so hören ihre Windungen auf; mehrere vereinigen sich in ein
Kanälchen, und so gehen die Ductuli recti in "das Rete testis
über. Dieser geraden Kanälchen sind nach L atjth jedenfalls mehr
als 20, wie H aller annahm; ihr Durchmesser ist stärker, wie der
der Samengefässe, im Durchschnitt 'ffe Zoll. Das Rete testis
nimmt einen grossen Theil des obern Randes des Hodens ein;
es fängt dort ein wenig nach aussen von. der Extremitäs interna
an und dehnt sich bis zum äussern Dritttheile des obern Randes
aus; es liegt in der Dicke der Albuginea, 6 bis 11 Linien lang,
und bildet nach innen einen weissen Vorsprung der Albuginea.
Die Höhe dieses Vorsprungs oder des Corpus Highmori beträgt
2 bis 4 Linien, seine Basis 3 bis 5 Linien. Das Rete testis besteht
aus 7 bis 13Gefässen, welche Wellenförmig verlaufen, sich
unter sich vereinigen und wieder theilen und alle unter sich Zusammenhängen.
Diese Gefässe haben ^ bis Zoll Durchmesser.
Die Vasa efferentia, welche aus dem Rete testis in den
Kopf des Nebenhoden treten, sind anfangs grade, fangen aber
bald an sich zu winden, so dass jedes der Kanälchen die Figur
eines Conus annimmt, dessen Spitze mit dem Rete testis und dessen
Basis mit dem Kopf der Epididymis Zusammenhängen! Nach
L auth wird dieser Kanal gegen die Epididymis zu enger; anfangs
haben sie pf-y, zuletzt xxx Zoll Dicke; die Zahl der Vasa efferentia
ist 9 bis 30, sie haben 7 Zoll 4 Linien Länge. Der Kanal
des Nebenhoden nimmt diese Gänge nach einander auf, nach
L autr’s Berechnung in einer Entfernung von 3 Zoll zwischen je
zweien. Die mittlere Länge des Kanals des Nebenhoden beträgt
nach L auth’s Berechnung 19 Fuss 4 Zoll 8 Linien. Das Vascu-
lum aberrans findet sich gewöhnlich an dem' ^Vinkel, welchen
der Ductus deferens bildet, indem er sich gegen den Nebenhoden
anlehnt. Meistens verbindet es sich mit dem Ende des Kanals
des Nebenhoden, seltener mit dem Anfänge des Ductus deferens.
Selten finden sich mehrere Vasa aberräntia. Dieser Appendix
hat eine gelbliche Farbe. Die Länge des entwickelten
Kanals beträgt 1-| bis 13 Zoll. Die Verbindungsstelle des Kanals
mit dem Nebenhoden ist immer dünner als der übrige Theil und
viel dünner als der Kanal des Nebenhoden. Gegen sein blindes
Ende zu wird er allmählig dicker,' zuweilen, nachdem er sich, erweitert
hat, zuletzt ausserordentlich fein; offenbar ist dieses Ge-
fäss zur Absonderung eines Saftes in den Nebenhoden bestimmt.
Ob dieser Kanal mit dem WolfPschen Körper des Fötus in einer
Beziehung steht, ist unbekannt. Sehr selten ist dieser Kanal
verzweigt."
Nachdem nun der .Bau der absondernden Organe im Einzelnen
dargestellt worden, lassen sich allgemeine Resultate über den
Bau der Drüsen zusammenfassen.
L Die vorhergehenden Untersuchungen über den innern
Bau sämmtlicher Drüsen, welche in der Thierwelt und bei dem
Menschen auftreten, zeigen, dass, so mannigfaltig die Bildung ihrer"
Elementartheile ist, alle doch sammt und sonders dasselbe
Bildungsgesetz verfolgen und von dem einfachsten unverzweigten
Folliculus bis zu den zusammengesetzten Drüsen eine ununterbrochene
Bildungsreihe darstellen.
1Ï, Es lässt sich zwischen den Absonderungsorganen der
wirbellosen Thiere und der Wirbeithiere keine Grenze ziehen,
und die einfachsten Schläuche und röhrenförmigen Secretionsor-
gane der Insèkten wiederholen sich nicht allein bei den höheren
Thieren, sondern gehen durch die Thierwelt offenbar in die Drüsen
der höheren Thiere über. Die Milchdrüsen des Schnabelthiers,
die einfachsten Speicheldrüsen der Vögel, die prostatischen Drüsen
vieler Säügethiere, das Pankreas der meisten Fische, sind so
einfach wie die Absonderungsorgane der Crustaceen.
* III. Alle Drüsen bieten im Inneren nur eine grosse Fläche
der Absonderung dar und es giebt gar viele Arten innerer Bildung,
durch welche die absondernde Fläche im kleinsten Raume
vermehrt wird. Die Natur zeigt hierin, wie überall, einen unendlichen
Reichthüm der mannigfaltigsten Bildungen, ohne die
einfachen Gesetze, der Entwickelung zu verlassen. Wunderbar
sipd die Formen, durch welche sie bei den Insekten die samen-
äbsondernden Röhren in fast vegetabilischem Character verändert,
aber noch viel wunderbarer ist ihre Mannigfaltigkeit in der Ausbildung
der zusammengesetztesten Drüsen bei den höheren Thieren
; allein alle Drüsen haben das gemein, dass sie nur
auf Entwickelung des Ausführungsganges zu inneren Höhlen
oder Kanälen mit geschlossenen Enden beruhen. Die Mal-
piGm’sche Ansicht von dem Bau der Drüsen ist daher allerdings
die richtigere, und diese Wahrheit ist durch die neueren
Untersuchungen über allen Zweifel erwiesen; aber Malpighi
kannte die Elementartheile der Drüsen'nicht; nicht, was er für
Folliculi in den zusammengesetzten Drüsen hielt, sind diese Ele-
mentartheile, sondern diese problematischen Folliculi bestehen aus
einer grossen Anzahl viel kleinerer Theirel welche den Verzweigungen
der Ausführungsgänge aufsitzen; auch sind Folliculi nicht
immer die letzten hohlen Enden der Drüsen, sondern diese sind
bald langgezogene Bli’nddärmchen, bald ästige und fiederförmig
vereinigte Kanäle mit geschlossenen Enden, bald hohle Träub-
chen, bald grosse gewundene Röhren, welche ihren Durchmesser
durchgängig beibehalten, und in mannigfachen Verbindungen
zusammentreten; aber das ist richtig, was die Hauptsache der
Mälpighi’schen Ansicht war, dass alle letzten Verzweigungen
der Ausführungsgänge geschlossen sind. Diess hatten bereits
Mascagni und Cruiiashank durch Quecksilberinjection von den
Milchdrüsen des Menschen, E. H. W eber von den Speicheldrüsen
des Menschen und der Vögel und dein Pankreas der letzteren