
duld lassen sich Büschel zusammenhängender Körper rein lieraus-
präpariren, indem man unter der Loupe mit Nadel und Pincette
arbeitet. H eusincer (Ueber den Bau und die Verrichtung der Milz.
Thionville, 1817.) bemerkt, wenn man ein Stück Milz, worin sich
wyeisse Körperchen befinden, im Wasser einige Zeit zwischen den
Fingern reibe, so könne man sie in kleinen Häufchen absondern,
so dass sie nun traubenartig Zusammenhängen und an kleinen
Stielchen befestigt scheinen. Dies« ist ganz1 richtig, kann aber
bloss ■von den hier gemeinten weissen K ö rp e rc h e n des Schweines,
Schafes, Rindes gelten/
Diese Körperchen sind rundlich, zuweilen auch oval, fast
durchgängig gleich gross; sie variiren beim Schwein und Schaf
von -g- bis ^ Millimeter Durchmesser, beim Rifid sind sie ein wenig
grösser. Am leichtesten ist es, sie in der Milz dér Schweine'
und Schafe zu untersuchen; ich kann mir es nur durch einen
Gedächtnissfehler erklären, dass R udolphi diese Körperchen beim
Schweine ganz läugnet, da sie doch bei keinem Thiere leichter
zu sehen, leichter zu untersuchen sind.
Bei näherer Untersuchung sieht man nun, dass keines dieser
Körperchen isolirt ist; immer wird man jedes Körperchen nach
einer oder nach beiden Seiten hin in Fortsätze auslaufen sehen.
Zuweilen, aber selten, sind sie unter einander eine Strecke wie
Knötcben einer Schnur verbunden, während die einzelnen Knötchen
wieder feine Würzelchen ausschicken; meistens sitzen sie
kurz gestielt an weniger dicken Fäden, welche. Aeste von-anderen
Fäden sind, oder, waS am häufigsten ist, sie sitzen an der
Seite von ästigen Fäden mit schmälerer oder breiterer Basis lin-
gestielt auf. Die Fäden, welche sie verbinden, werden allmählig
dünner in der Richtung der Verzweigung und gehen offenbar
von grösseren Strängen aus. Die stärkeren Aeste, vvoran sie
sitzen, zeigen auf dem Durchschnitte ein Lumen, wie sich bei mikroskopischer
Untersuchung erweist. Was. aber am meisten Interesse
erregt, ist, dass man die Aeste, woran die Körpereben
sitzen, nach ihren Stämmchen hin verfolgen kann und dass man
bei Verfolgung dieser Stämmchen zuletzt offenbar auf dié Stämme
der Blutgefässe der Milz gelangt.
Als ich so weit in der Untersuchung der Milz beim Schweine
gelangt war, wünschte ich vorzüglich zu wissen, ob die Körpereben
der Milz an den Venenzweigen oder den Arterienzweigen
sitzen. Durch feine Injectionen überzeugt man sich, dass sie an
den Arterienzweigen hängen und dass sie namentlich mit den
Scheiden der Arterien, welche diesen Gefässen in der Milz eigen
sind, verbunden sind. Sie erscheinen als Auswüchse dieser
Scheide, obgleich ich damit nicht sagen will, dass sie in Hinsicht
des Gewebes damit identisch seien. Die zartesten Zweigelchen
der Arterien bleiben übrigens diesen Körperchen in so weit fremd,
als sie sich grösstentheils- in dem pufpösen Gewebe der Milz
verbreiten; bei feinen Injectionen sieht man die arteriösen Ge-
fässchen mehr oberflächlich durch die Wände der Körperchen
durchtreten, als auf ihnen sich verbreiten.
Die. Körperchen haben einen Inhalt. Die darin enthaltene
flüssige, weisse, breiige Materie besteht grösstentheils aus fast lauter
gleich grossen Körperchen, welche ungefähr so gross wie
Blutkörperchen, aber nicht wie Blutkörperchen platt, sondern unregelmässig
kugelförmig sjnd. Diese Körperchen sehen unter dem
Mikroskop gerade so aus und sind eben so gross wie die Körnchen,
welche die rothe Substanz der Milz ausmachen.
Die rothe pulpöse Substanz besteht aus lauterrothbraunen Körnchen,
so gross wie Blutkörperchen, von diesen aber verschieden
dadurch, dass sie nicht platt, sondern unregelmässig kugelig sind.
Diese Körnchen lassen sich sehr leicht von einander ablösen.
In der durch ihre Aggregation gebildeten pulpösen Masse der
Milz verbreiten sich die büschelförmig verästelten feinsten Arterien,
bis in die venösen, vielfach unter einander anastomosirenden
Kanäle, in welche von da das Blut gelangt, ehe es von jedem
Theile der Milz in das Venenstämmchen desselben übergeht.
Diese ziemlich starken anastomosirenden Anfänge der Venen scheinen
äusserst zarte Wandungen zu haben. Betrachtet man ein
Stückchen der Pulpa der Milz genauer, so sieht man, dass diese
Pulpa wie durchlöchert ist, und dass sie gleichsam ein Netz von
rothen Balken bildet, deren Durchmesser stärker ist, als die zwischen
ihnen sich findenden Zwischenräume und Kanäle. Diese
venösen Kanäle sind es, welche beim Aufblasen der Milz von
den Venen' aus, jener Substanz ein zelliges Ansehn geben. Inji—
cirt man Wachsmasse durch die Venen, so erhält die Milz das
Ansehn der Corpora cavernosa penis. Zellen sind hier nicht vorhanden.
Die zarte, rothe, von venösen Kanälen unter den mannigfaltigsten
Richtungen durchschnittene und durchlöcherte Substanz
der Milz ist so weich und zerstörbar, dass die einzelnen
Tbeile dieser Substanz einer Suspension bedürfen, und diese wird
dadurch ausgeführt, dass die weiche Substanz von dem fibrösen
Balkengewebe, welches von der äusseren Haut der Milz ausgeht,
in den mannichfaltigsten Richtungen durchsetzt wird. Die weissen
Körnchen verhalten sich z,u der rothen Substanz so, dass sie v o n
ihr umgeben sind, und nicht so, wie Mal'pighi annahm, in Zellen
der Milz liegen. Feine, weisse Wiirzelchen geben v o n den
weissen Körnchen in die rothe Substanz über, und enthalten
zum Theil deutlich Arterienzweigelchen.
Reim Men sch en sin d die MALPiGHi’sc h en K ö rp e rc h e n sehr
sc hw e r zu b e o b a c h te n . N ach d e r M a c e ra tio n e in e r Milz h a b e ich.
sie n e u e rlic h g e seh en . W a s m an d a fü r aus D u r c h s c h n itte n der
Milz g e n om m e n , je n e zuwe ilen s ic h tb a re n , zuw e ilen u n s ic h tb a re n
g ra u lic h e n w e ich en P u n c te , ist d av o n v e rs c h ie d e n u n d v ie l g rö ss
e r als je n e K ö rp e rc h e n . Die MALPiGHi’sc h en K ö rp e rc h e n sind,
niemals w e ich u n d n ic h t b e im D ru c k z e rflie s slic h , v ie lm e h r v o n
so lc h e r F e s tig k e it, dass sie d u r c h M a c e ra tio n sc hw e r zerstört
w e rd e n .
2. Function der Milz.
Das Einzige, was man von der Bedeutung der Milz kennt,
ist, dass sie keine grosse Bedeutung in der thierischen Oekono