
Wasserstoffgas als Stickgas durch Venenblut durchgeleitet, Kohlensäure
daraus aufnehmen, und diese Quantität ist nach Magnus Versuchen
selbst nicht kleiner, als wenn man atmosphärische Luft hin-
durcheitet. Die durch Wasserstoffgas erhaltene Kohlensäure beträgt
wenigstens vom Volumen des Blutes. B ischoff erhielt auch
mittelst der Luftpumpe Kohlensäure wiewohl in sehr geringer
Menge. Magnus beobachtete wiederholt, dass aus döm Blute nur
dann eine wahrnehmbare Menge Kohlensäure entweicht, wenn
die Spannkraft der über dem Blute enthaltenen Luft nur noch 1f{
Quecksilber beträgt, woraus sich nun das frühere Resultat so vieler
Beobachter erklären lässt.
9. Aus arteriellem Blut lässt sich durch Erhitzung keine merkliche
Quantität Luft entwickeln, wohl aber oermittelst der Luftpumpe.
H. D avy beobachtete im Jahre 1799, dass 12 Un^en arterielles
Kalbsblut eine Stunde lang bei einer Temperatur von 96—108
—200° F. erhitzt, 1,8 C. Z. Gas gaben, wovon 1,1 G. Z. Kohlensäure
und 0,7 C. Z. Sauerstoff waren. Gilb. Ann. 12. 593.
CollaRd de MaRtigny erhielt mit der Luftleere aus arteriellem
Blut nur Kohlensäure, aber kein Sauerstoffgas. Durch Erhitzen
von geschlagenem arteriellem Ziegenblut erhielt ich nur äusserst
wenig Luft. Von diesem Blut wurde eine an einem Ende verschlossene
weite Glasröhre von 12 C. Z. Inhalt gefüllt und im
Quecksilber umgestürzt. Bei der Erwärmung des Apparates durch
Wasser von 50 — 52° R. in mehreren Stunden, entwickelte sich
nur sehr wenig Luft, die in eine Eprouvette übergeleitet noch
nicht -jg- C. Z. betrug, wovon Phosphor -y — \ absorbirte.
Durch den von Magnus angewandten luftleeren Raum liess
sich nicht bloss eine ansehnliche Quantität Luft aus arteriellem
Blute entwickeln: der Apparat war auch so eingerichtet, dass
sich die entwickelten Gase leicht sammeln Hessen. Aus diesen
Versuchen ging mit Sicherheit hervor, dass das arterielle Blut
nicht weniger Luft als das venöse aufgelöst enthält.
10. In beiden Blutarten ist Kohlensäure, Stickgas und Sauerstoffgas
enthalten, aber in oerschiedenem Verhältniss, im Venenblut
mehr Kohlensäure als im arteriellen Blut, in diesem mehr Sauerstoffgas
als in jenem; der Stickgasgehalt ist nicht constant oerschieden.
Dieses wichtige und über die Theorie vom Athmen entscheidende
Resultat ist durch die höchst sorgfältigen und genauen Versuche
von Magnus gewonnen worden. Die folgende Tabelle stellt die
angestellten Versuche übersichtlich dar.
Cubikcentimeter.
' 5,4 Kohlensäure
Blut von einem Pferde
Venöses Blut vom
125 gaben 9,8 Luft- 1,9
l 2,5
r 8 ,8
Sauerstoff
Stickstoff
Kohlensäure
Pferde 205 » 1 2 , 2 » 2,3
L 1 , 1
T0,0
Sauerstoff
Stickstoff
Kohlensäure
Dasselbe Blut 195 » 14,2 » 1 2,5
1,7
Sauerstoff
Stickstoff
Arterielles Blut vom
Pferde
Cubikcentimeter.
130 gaben 16,3 Luft
rl0,7 Kohlensäure
| 4,1 Sauerstoff
Dasselbe Blut 1 2 2 » 1 0 ,2 »
k 1,5 Stickstoff
f 7 Kohlensäure
■ 2,2 Sauerstoff
Venöses Blut von
denselben 170 » 18,9 » .
1 1 Stickstoff
|T2,4 Kohlensäure
■ 2,5 Sauerstöff
Arterielles Blut vom
Kalb 123 » 14,5 » 1
L 4,0 Stickstoff
' 9,4 Kohlensäure
3,5 Sauerstoff
Dasselbe Blut 108 » 1 2 ,6
- 1,6 Stickstoff
r 7,0 Kohlensäure
3,0 Sauerstoff
Venöses Blut von
demselben Kalbe 153 » 13,3 | {
2 ,6 Stickstoff
T0,2 Kohlensäure
1,8 Sauerstoff
Dasselbe 140 » 7,7
l
■ 1
1,3 Stickstoff
6 , 1 Kohlensäure
1 ,0 Sauerstoff
Aus dieser Tabelle geht
k 0 ,6 Stickstoff
hervor, dass der Sauerstoff in der
vom venösen Blut erhaltenen Luft höchstens oft nur V von
der gefundenen Kohlensäure beträgt, während er im arteriellen
Blute wenigstens | und fast die Hälfte derselben ausmacht. Die
von dem Blute erhaltenen Luftmengen betragen durchschnittlich
% bisweilen -§- vom Volumen des Blutes.
Man darf sich dieselben übrigens nicht im gasförmigen Zustande
vertheilt im Blute denken; die Gase sind im aufgelösten
Zustande vorhanden, so wie Sauerstoffgas und Stickgas im Wasser
der Flüsse und Seen aufgelöst, aber nicht als Gase enthalten sind.
Dass die Gase mehr sich mit den Blutkörperchen verbinden
als mit der Blutflüssigkeit, lässt sich aus der Farbenveränderung
des Blutes im Allgemeinen nur vermuthen. Diese Körper werden
unaufhörlich in den Lungen hellroth, in den Capillargefässen des
übrigen Körpers dunkelroth. Vielleicht sind sie Träger für die
Stoffveränderungen beim Athmen , eine blosse Vermuthung indess
die wir in der ersten Auflage dieses Handbuchs p. 3 4 3 . ausgesprochen.
Dass diese Körperchen im arteriellen und venösen
Blute des Frosches in der Gestalt und Grösse nicht im mindesten
verschieden sind, davon habe ich mich auf das Bestimmteste
überzeugt.
11. Dunkelrothes Blut wird durch Beimengung oon Eeulralsal-
zen auch heller,<■ entwickelt aber dabei keine Kohlensäure. Ich füllte
eine Eprouvette mit geschlagenem Ochsenblut, setzte eine ansehnliche
Quantität Salpeter hinzu, und stürzte die Eprouvette in einem
Gefäss mit geschlagenem Ochsenblut um, und erhitzte den
Apparat. Es entwickelte sich kein Gas.
S tevens (obsero. on the hcalthy and diseased properlies o f the