
Vergleicht man die Harnkanälchen mit den Samenkanälchen
des Hodens, so zeigt sich die grösste Aehnlichkeit;* auch jene
sind gewunden und bilden Anastomosen, unterscheiden sich von
diesen nur durch ihre grössere Feinheit, indem sie beim Menschen
einige Mal dünner sind als die Samenkanälchen, und daher mit
blossen Augen nicht mehr gesehen werden. Bei den Schlangen
sind sie dagegen schon so gross, dass man sie mit blossen Au-
gön sieht,, und eben so bei den Rochen und Haien. Erst durch
ihre Feinheit und Anhäufung’ bilden sie den Anschein von fester
Masse, wie ihn die Rinde dem nackten Auge darbietet,
G. Hoden. Bei den Insekten ist die Bildung des Hoden unendlich
mannigfaltig. Der Grundtypus ist Vermehrung der Fläche,
welche absondert, im kleinen Raume. Die Formen sind hier so
überaus reich, als die Ausbildung einer grossen Fläche im kleinen
Raume mannigfaltig ist. Siehe L eon D ufour Ann, des sc.
nat. Tom. VII Septbr. u. Octbr.; Succow in H eusinger’s Zeitschrift
fü r organ. Physik. Tom. II. Man findet daher bald einfache, unverzweigte,
mehr oder minder gewundene Röhren, bald knäuel-
förmig aufgewickelte Röhren; in anderen Fällen endigen die Röhren
verzweigt in ' Bläschen öder wirtelförmig, oder in sternförmige
Anhäufungen von Blinddärmchen. Zuweilen • stellt der
Hoden einen Häufen bürstenförmig verbundener Blinddärmchen
vor; zuweilen ahmen die Röhrchen einem Pferdeschweif nach;
auch kommt es’ vor, dass die Röhrchen sclilingenförmig sich mit
einander verbinden, wie ich es an den Hoden der Scorpione' gefunden
habe. Die Absonderung geschieht also nothwendig hier
nur auf der innern Fläche dieser Röhrchen, Blinddärme, Rapsein
und die Natur erreicht denselben Zweck in einem einfachen, sehr
langen Kanäle, wie in kiirzern yerzweigten Röhrchen oder Anhäufungen
von Blinddärmchen. Unter den Mollusken ist der
Hoden ebenfalls sehr mannigfaltig, doch läss£ er sich grössten-
theils. auf die Traubenform und die büschelförmigen Anhäufungen
von Blinddärmchen reduciren.
Bei den Fischen finden sich zwei Modificationen der Bildung
der Hoden vor; entweder bestehen sie nämlich aus verzweigten
Röhren, wie beim grössten Theil der Fische (siehe Tab. XV.
Fig. 7. von Clupea alosaj, oder sie sind körnig. Im letztem Fall
giebt es keinen Ausführungsgang des Hodens. Der Same- wird
im Innern dieser Körner gebildet, gelangt durch Zerplatzen dieser
Körner wahrscheinlich in die Bauchhöhle, wie auch die Eier
einiger Fische in die: Bauchhöhle fallen, und aus der Bauchhöhle
durch eine oder zwei, in diesem Fall vorkommende Oeffnungen
nach aussen. So z. B. verhält ps sich beim Aal und bei der Pricke
nach R athke’s Beobachtungen, welche eine einfache Oeffnung der
Bauchhöhle haben und bei welchen eben se die Eier nach aussen
gelangen. Derselbe Bau findet sich nach meinen Beobachtungen
in Hinsicht der Hoden bei den- Haifischen und Rochen,
welche zwei Oeffnungen der Bauchhöhle haben, -Was man früher
für Nebenhoden und Äusführungsgang des Hoden gehalten
hatte, jenes aus gewundenen Kanälen.und einemsiarken AusführUngs-
gäng bestehende Organ, steht nämlich in keinem Zusammenhänge
mit dem körnigen Hoden und ist eine Drüse eigener Art. Siehe
J. Muei .ler in T iedbm jlns’s Zeitschrift fü r Physiol. IV . de glandui.
penit. structura. Tab. XV. Fig. 8 . Auch beim Stör sind die Hoden
körnig. Die Weibchen der Rochen und Haifische besitzen
übrigens die Oeffnungen der Bauchhöhle, obgleich die Eier bei
ihnen nicht in die Bauchhöhle fällen, sondern durch den Eier-
leiter nach aussen gelangen.
Die Hoden der nackten Amphibien sind noch ohne Nebenhoden,
indem die Vasa efferentia sich ohne Weiteres zu dem Ductus
deferens verbinden; sie bestehen übrigens aus kurzen blinden
Röhrchen; bei den beschuppten Amphibien beginnt der Ne-
benhode aus den Windungen der Vasa efferentia und des Samenkanals
selbst. Ueber den Bau des Hoden bei dem Menschen
haben in neuerer Zeit die Untersuchungen von Astley Cooper
(Ueber die Bildung des Hoden. Weimar J832.) und besonders von
A. L auth {Mem. de la $p>ciete de l’hist. nat. de Strasbourg. Liv. II.)
und K rause (Muele. Arch. 1837. 20.) weitere Aufschlüsse gegeben.
?Nach ’Cooper werden die Läppchen des Hoden nicht bloss
durch die von der Albuginea ausgehenden Scheidewand-artigen
Fortsätze,geschiiAleu, sbndern auch noch einzeln durch ein überaus
feines Häutchen eipgeschlossen. Die Samenkanälchen haben
sämmtlich die Richtung gegen das Rete testis. Man kann sie
gleichsam als einen 'Kegel vorstellen, dessen Spitze an dem genannten
Orte liegt; auch ist jedes Samenkanälchen so gelagert,
dass es durch die Abnahme seiner Windungen gegen das Rete
testis gleichsam einen Kegel bildet. K rause fand zwischen 404
und 484 Läppchen im Hoden. Die Samenkanälchen haben alle
denselben Durchmesser. Er beträgt nach L auth yf-g- bis y-^-g- Zoll,
im Durch nift Zoll; ich habe ihi'en Durchmesser auf 0,00470
p. Z. angegeben. Injicirt betragen • sie nach L auth im Durchschnitt
Tyy Zoll, nach mir 0,00945 p. Z. Mit Samen gefüllt haben
sie nach K rause 0,00666, leer und bei Greisen 0,00521 Zoll
im Durchmesser. Die Läppchen bestehen nach L auth bald aus
einem, bald aus zwei, bald aus mehreren Samenkanälchen. L auth
berechnet die Zahl der Samenkanälchen auf 840, und die Länge
von einem auf 2 Fuss 1 Zoll. Ich hatte schon Enden der Samenkanälchen
bei Säugethieren aufgefunden, wo diess bei den
Nagethieren, wegen der Grösse der Samenkanälchen, weniger
schwer ist. L auth hat nur einmal ein geschlossenes Ende eines
Samenkanälchens im Hoden des Menschen bemerkt. K rause
hat die blinden Enden öfter beobachtet, und sowohl diess
Verhalten als die Anastomosen constatirt. Dieses seltene Erscheinen
der blinden Enden kommt nach L auth davon her,
dass die Samenkanälchen zuletzt sich schlingenförmig mit einander
verbinden. Die Theilungen und Vereinigungen der Samenkanälchen
sind nach L auth so häufig, dass er auf einer entwickelten
Portion, deren Kanälchen circa 45 Zoll zusammen an
Länge betrugen, gegen 15 Anastomosen auffand; diese Anastomosen
finden jedoch hur gegen das Ende der Samenkanälchen statt.
Die Beobachtung dieser Anastomosen ist ganz neu. Da diese
Kanälchen übrigens überall einen gleichen Durchnies er behalten,