
■wie das elastische Gewebe, geben erst nacb mehrtägigem Kochen
nur wenig Leim. Die saure Auflösung der leimgehenden Körper
wird von Kaliumeisencyanid nicht gefällt.
1. Zellgewebe.. Es besteht aus durcheinander gewirkten Bündeln
von Fasern, welche Lücken zwischen sich lassen. Die Bündel
bestehen aus parallelen durchsichtigen Fasern von 0,0007
engl. Lin. Durchmesser. Die Primitivfasern haben durchaus ge-
radlinigte Begrenzung und zeichnen sich durch ihre geschwungene
Form aus, welche an die des lockigen Haars erinnert.
Diess Gewebe löst sich heim Kochen ganz in Leim auf.
2. Das leimgebende contractile Gewebe der Tunica dartos
gleicht mikroskopisch ganz dem Zellgewebe, aber es ist blassröth-
lich und seine Faserbündel bilden weniger Maschen, und folgen
mehr derselben Direction. Es wird durch Kochen ganz in Leim
aufgelöst.
3. Gewebe der serösen Häute, es besteht ebenfalls aus durcheinander
gewirkten Fasern, die weniger Lücken oder Maschen
bilden, und deren Bündel inniger aneinander liegen. Sein Leim
stimmt ganz mit dem Leim der vorhergehenden Gebilde überein.
4. Sehniges oder fibröses Gewebe. Es besteht aus Fasern,
die ohne Maschen zu Bündeln vereinigt sind, die bald in gleicher
bald in kreuzenden. Lichtungen verlaufen. Seine Primitivfasern
gleichen den Zellgewebefasern in Form und Dicke. Grössere Massen
oder Häute dieses Gewebes haben ein atlasglänzendes Ansehen,
und auch die Bündel zeigen wegen der welligen Lage der
Fasern abwechselnde helle und dunklere Stellen. Schon innerhalb
3 Stunden erhält man durch Kochen sehr viel Leim aus
Sehnengewebe.
5. Gewebe der äussern Haut. Das Substrat der Haut, in
welches vielerlei Organe wie die Haarbälge, Talgbälge, Schweiss-
drüsen eingesenkt sind, besteht aus durcheinander gewirkten Fasern.
Die Oberfläche der Haut bildet kleine Erhöhungen, die
Papillen, welche von dem B.ete malpighii und der Epidermis
überzogen werden. Letztere gehören den später zu beschreibenden
Hornbildungen an. Die Haut löst sich beim langen (20 stün-
digen) Kochen ganz oder grösstentheils in Leim auf. Auf der
Fähigkeit des Leims sich mit dem Gerbestolf zu einer der Fäul-
niss widerstehenden Verbindung zu vereinigen, beruht das Gerben
der Häute. Die Structur mehrerer der hier erwähnten Gewebe
wird später ausführlicher erläutert. Ueber die Structur
des Zellgewebes siehe den Abschnitt von der Absonderung, über
die Tunica dartos den Abschnitt von den Bewegungen, über die
äussere Haut die Folge des gegenwärtigen Abschnitts.
Der Leim aus allen vorhergenannten Geweben ist der gewöhnliche
oder Tischlerleim, Colla, welcher von Gerbestolf, Chlor,
Sublimat, Weingeist gef ällt wird, von Alaun, Essigsäure, essigsaurem
Bleioxyd uud schwefelsaurer Thonerde aber nicht gefällt
wird. Der von Weingeist gefällte Leim löst sich in heissem
Wasser wieder auf. Die von mir beschriebene eigenthümliche
Leimart der permanenten Knorpel stimmt in vielen Punkten mit
dem gewöhnlichen Leim überein, unterscheidet sich aber davon
durch folgende Punkte. Er wird von Alaun, schwefelsaurer
Thonerde, Essigsäure, essigsaurem Bleioxyd gefällt. Die Fällung
von Alaun wird von überschüssigem Alaun wieder aufgelöst, die
Füllung von Essigsäure durch überschüssige Essigsäure nicht aufgelöst.
Käsestoff wird zwar von den Beagentien des Knorpelleims
oder Chondrins auch gefällt, unterscheidet sich aber vom
Chondrin durch den Mangel des Gelatinirens, durch sein Verhalten
zum Kaliumeisencyanid und durch das Verhalten zum Alaun
und zur Essigsäure. Die Fällung des Käsestoffs von Alaun wird
von überschüssigem Alaun nicht aufgelöst, die Fällung von Essigsäure
wird von überschüssiger Essigsäure aufgelöst.
6 . Knorpel. Ueber die Structur der Knorpel siebe P ubkinje
und Deutsch de penitiori ossium structura. Vratisl. 1834. Abhold
in T iedemanjn’s Zeitschrift. V. 2. Miescheb de inflammatione ossium
eorumque, anatomia generali Berol. 1836. J. Muelleb über die
Structur und die chemischen Eigenschaften der Knorpel und Knochen.
P oggehd. Ann. XX X VIII. P ubkinje und Meckhaueb de penitiori
cartilaginum structura. Vratisl. 1836. Die Knorpel zerfallen in 4
Klassen:
a. Knorpel mit Knorpelkörperchen. Die meisten permanenten
Knorpel und auch der Knochenknorpel vor der Ossification
bestehen aus einer trüb durchscheinenden, undeutlich faserigen
Substanz, worin ovale, meist platte mikroskopische Körperchen
eingestreut sind, die Von P ubkinje zuerst beobachteten
Knorpelkörperchen, diese selbst enthalten oft noch einen durchsichtigen
Kern oder mehrere Körnchen in ihrem Innern. Alle
diese Knorpel- geben beim Kochen nach meinen Beobachtungen
Chondrin, keinen gewöhnlichen Leim, Rippenknorpel, Kehlkopfknorpel
grösstentheils Lnftröhrenknorpel, Nasenknorpel, Knorpel
der Eustach. Trompete, Knochenknorpel vor der Ossification,
Gelenkknorpel.
b. Chondrinhaltige Faserknorpel. Die Cornea ausser einem
feinen Ueberzug von Epithelium, von der gewöhnlichen später
zu beschreibenden Structur des Epitheliums, 3 Schichten, die
erste feine Schicht wird in heissem Wasser sogleich in einem
Augenblick schrieeweiss, die innerste feine Schicht ist die Membrana
Desmoursii, die sich an die Lamina fusca der Sclerotica
anschliesst; die mittlere Schicht oder Hauptsubstanz der Cornea
besteht aus sich durchkreuzenden Bündeln von hellen Fasern
ohne Knörpelkörperchen. Sie löst sich nach meinen Beobachtungen
beim Kochen ganz in Chondrin auf.
c. Spongiöse Knorpel. Sie sind von Miescheb entdeckt.
Es gehören hieher die gelblichen Knorpel des äussern Ohres,
der Kehldeckel, die Santorinischen und Wrisbergschen Knorpel
des Kehlkopfes. Sie sind gelb und enthalten keine Knorpelkörperchen,
sondern sind durch und durch schwammig, grosszeilig,
geben nach mehrtägigem Kochen nur äusserst weniges nicht ge-
latinirendes Extract, dessen chemische Eigenschaften mit dem
Chondrin übereinstimmen, während die übrigen chondrinhaltigcn
Knorpel in 15 — 20 Stunden sich in gelatinirendes Chondrin
auflösen.