
gestellt. Nachdem diese Thiere 48 Stunden gefastet, Wurden sie
mit Hafer gefüttert. jJedesmal wurden 2 Thiere zugleich zum
Experiment genommen. Nur dem einen wurde der N. vagus auf
beiden Seiten durchschnitten, das andere blieb zur Vergleichung
im unversehrten Zustande. Nach dem Tode des ersten, der innerhalb
5 Tagen erfolgte, wurde auch das zweite getödtet. In
letzterem war der Kropf meist leer, im ersteren immer ganz voll
von Hafer, im Muskelmagen fanden sich einige Körner, zum Theil
zermalmt. Die Magenflüssigkeit reagirte sauer, nicht so sauer
als im gesunden Thiere. Hieraus kann man schliessen, dass die
Verdauung nach jener Operation grösstentheils, aber doch nicht
ganz aufhört. Tiedemann sah zwar nach der Durchschneidung
dgr beiden N.. vagi bei einem Hunde, dass das Erbrochene so wenig
sauer als der Magenschleim reagirte, und auch in'Mayer’s
Versuchen reagirte der Chjmus bei Katzen und Hunden nicht
sauer, aber diese Reaction sähe Mayer bei den Kanineben nach
der Operation, und ich habe sie in den mit Diecrhof angestellten
Versuchen niemals fehlen gesehen, obgleich sie weniger stark als
im gesunden Zustande ist. Nun hat Wilson behauptet, dass man
die Verdauung vermittelst eines elektrischen Stromes durch den
Nervus vagus wiederherstellen könne, so zwar, dass man den
einen Pol der Säure auf den Pfervus vagus, den andern auf die
mit Zinnfolie belegte Regio epigastrica applicire. Breschet und
Vavasseur haben diese Versuche wiederholt. Sie fanden: die
einfache Durchschneidung der Nervi vagi ohne Substanzverlust
hebe den Verdauungsprocess nicht ganz auf, wohl aber die Durch-
sebneidung mit Substänzverlust. Froriep’s Not. 6. 264. Indess
immer ist ein Nerve gelähmt und bleibt es ;für eine sehr lange
Zeit, mag man ihn mit oder ohne Substanzverlust durchschnitten
haben. Nun behaupten sie ferner, dass'man mittelst der Elektri-
cität, indem ein elektrischer Strom durch die getrennten Stücke
geleitet werde, die Verdauung ganz wiederherstellen könne. Sie
rechnen hierbei auf die verstärkten Bewegungen des Magens.
Später haben Breschet und Edwards {Archiv, gen. de med. Fevr.
4828) jene Ansicht reformirt; sie haben als Resultate neuer Versuche
angegeben, dass die Durchschneidung der N. vagi die Chy-
mification verlangsame, ohne sie ganz aufzuheben, dass die Verlangsamung
von der Lähmung der Speiseröhre abhänge, dass
diese auch die Ursache des in jenen Fällen stattfindenden Erbrechens
sey, dass die Wiederherstellung der Chymification durch
elektrischen Strom nicht von der Elektricität, sondern von der
dadurch bewirkten Reizung der N. vagi abhänge, indem mechanische
Reizung des untern Endes des Nerven dieselbe vollkommene
Wiederherstellung, der Verdauung wie die Elektricität bewirke,
insofern die Bewegung des Magens dadurch wiederhergestellt
werde. Aber durch Reizung des N. vagus kann man, wie
ich schon öfter aus Erfahrung anführte, die Bewegung des Magens
nicht im geringsten verändern. Vergl. p. 505. Würden
die trefflichen Beobachter ihre Versuche länger fortgesetzt haben,
so würden sie vielleicht gesehen haben, dass wedeV der mechanische
noch der elektrische Reiz an den N. vagi irgend eine bemerkenswerthe
Veränderung der Verdauung bewirkt, dass sich
die Thiere ziemlich gleich verhalten, mag man diese Reize anbringen
oder nicht anbringen, wie wir es in unseren Versuchen
gesehen haben. Ich habe mit Dr. Diecrhof eine ganze Reihe
;von Versuchen an Kaninchen angestellt. Jedesmal wurden 3 Kaninchen
zu gleicher Zeit zum Versuch gezogen. Alle 3 wurden
48 Stunden hungern gelassen, sie Wurden dann mit Kohl gefüttert.
Das erste wurde hierauf unversehrt gelassen, dem zweiten
wurden beide Ni vagi einfach durchschnitten; bei dem dritten
geschah nicht allein das Letztere, sondern es wurde auch 7 bis
8 Stunden lang ein galvanischer Strom durch die Nerven auf die
von Wilson -angegebene Art geleitet. Nach dem Tode des gal-
vanisirten Kaninchens oder des zweiten mit durchschnittenem
N. vagus wurden auch die anderen getödtet. Das unversehrte
Kaninchen hatte jedesmal ganz chymificirt; das Futter war bis
auf den unauflöslichen, ziemlich trockenen Rückstand extrahirt;
bei den beiden andern war das Futter fast ganz in demselben
Zustande: einmal war das Futler des galvanisirten Kaninchens
etwas weniger verdaut, mehrere Mal waren beide ganz gleich, und
mehrere Mal- war das nicht galvanisirte vielleicht, aber kaum etwas
weniger verändert als das galvanisirte. Diecrhoff de actione,
quam nervus vagus in digestionem ciborum exerceat. Bcrol. 1835.
Mätteucci will eine künstliche Verdauung aus Fleisch mit Kochsalz,
unter Einwirkung der Elektricität, bewirkt haben. Fro-
riep’s Not. 867. Sich stützend auf die Versuche von Wilson stellt
sich Mätteucci die saure Reaction des Magens, als durch einen
positiv-elektrischen Zustand dieses Eingeweides hervorgebracht,
vor. Er nahm ein Stück gekochtes Fleisch, that Wasser, Kochsalz
und kohlensäuerliches Natron hinzu, erhielt diese Mischung
lange Zeit in einer gehörigen Wärme, indem er sie dabei immerfort
zerrieb, bis sie.in eine breiige Masse verwandelt war,
der ähnlich, welche man durch das Kauen erhält. Diesen Brei
brachte er in eine mit einer Auflösung von Kochsalz befeuchtete
Blase, und setzte mit dieser die Pole einer aus 18-—-20 Plattenpaaren
bestehenden Säule in Verbindung. Längs den Wänden
der Blase, besonders um den positiven Draht, habe sich eine
weissliche, dichte, saure, von Blasen von Oxygengas ausgedehnte
Schicht gebildet. Diese Substanz sey flockig gewesen, und sey
nach der Auflösung in Wasser erhitzt geronnen. Nachdem ich
schon längst mich vergeblich bemüht hatte, Fleischstückchen in
Säure oder Kochsalz mit Hülfe eines elektrischen Stroms anfzu-
lösen, mussten mir diese Resultate sehr unwahrscheinlich Vorkommen."
Ich habe den Versuch von Mätteucci mit Dr. Diecrhof
wiederholt; wir brachten von- demselben Brei von Fleischstückchen
mit Kochsalz und kohlensäuerlichem Natron 2 Portionen
in verschiedene Blasen ; nur die eine wurde galvanisirt, die andere
wurde sich selbst überlassen. Nach Beendigung des Versuchs:
zeigte sich kein irgend bemerklicher Unterschied in beiden
Flüssigkeiten.
c. . Veränderung des Speisebreies im Dünndarm.
Wir greifen hier den Faden der klassischen Untersuchungen
Muller’s Physiologie, 1. 36