
Osmazom, die dein Gliadin ähnliche Materie und die Cholsaure,
weil sie nach T iedemaNN’s und Gmelin’s Untersuchungen nicht
in den Excremeuten Vorkommen, 1. Cj 1. 362., 2. 65. Es ist
nicht wahrscheinlich, dass der; hlosse Zweck der Galle, ausser
der Ausscheidung des excrementiellen Gallenharzes und Farbestoffs,
ist, die Säure des Chymus abzustumpfen und ihn zu der
Umwandlung vorzubereiten, die er in den Lymphgefässen erfährt,
wo er als Chvlus alkalisch wird. Entweder tragen ihre wesentlichen,
nicht in den Exciementen vorkommenden Bestandtheile
dazu bei, die fernere Auflösung des Chymus zu vollenden, wie
Haller glaubt, oder diese Bestandtheile müssen zur Umwandlung
des Chymus in den Inhalt der Lymphgefässe verwandt werden,
so wie P rout vermuthet, dass die Beimischung der Galle zur
Erzeugung des Eiweissstoffes aus den Nahrungsmitteln beitrage.
Der Chylus der Lymphgefässe enthält ausser dem Eiweiss weder
die von T iedemann und Gmelin im Darmkanal noch gefundenen
anderen thierischen Materien, noch jene aufgelösten Bestandtheile
der Galle, welche nicht in die Excremente übergehen, sondern
statt alles dessen Eiweiss.
Um den Antheil der Galle an der Umwandlung der Nahrungsmittel
zu ermessen, hat Brodje (Quarterly J. of. se. andarts 1823.
Jan., Magendie J. d. physiol. 3. 93.) den Ductus choledochus hei
Katzen unterbunden, worauf Gelbsucht eintrat, die indessen zuweilen
wieder verschwand; dann war an der Unterbinduugsstelle
eine Exsudation von gerinnbarem Faserstoff eingetreten, welche
die getrennten Stücke wieder verband.
Brodie hat gefunden, dass durch Unterbindung, des. Gallenganges
die Verdauung im Magen nicht gestört,, dass aber kein
Chylus inehr aus dem Chymus gebildet wurde, und dass weder
die Saugadern des Darms, noch der Ductus thoracicus einen
weissen Chylus enthielten. Tiedemann und Gmelin haben sich
durch Prüfung dieser Erfahrung in zehn. Versuchen ein neues
Verdienst erworben. Am 2 — 3. Tage nach der Operation trat
Gelbsucht ein; diese verschwand zuweilen wieder nach; 10 —15
Tagen. In diesen Fällen hatte der Gang sich wieder hergestellt,
und die Ligatur hatte hier entweder durchgeschnitten und war
abgefallen, ehe die Durchschnittsfläche verheilte, oder die coagu-
lable Materie wurde um die Ligatur ergossen, und letztere hatte
sich im Innern des äusserlich hergesteilten Ganges ahgestossen,
und war durch den Kanal selbst ausgetreten. In 13—26 Tagen
war der Gang wiederhergestellt gefunden worden. In anderen
Fällen trat der Tod ein nach 3 —7 Tagen (Versuch 1,.' 4; 8 .).
Ein Hund, hei dem die Gelbsucht blich, aber der Gang, später
offen gefunden wurde, hatte 26 Tage gelebt, als... er getödtet
wurde. In einem Fall (Versuch 1.), wo ein Hund nach 7 Tagen
starb, .war grosse Magerkeit und eine solche Mattigkeit eingetreten,
dass das Thier kaum stehen konnte. Das Bauchfell
zeigte sich nach dem Tode entzündet, oder Spuren der stattge-
fundenen Entzündung. In diesen Fällen wurde .Gallenfärhestoff
im Blut und Urin gefunden, und die Lymphgefäss,e, der Leber
waren gelb. T iedemann und Gmelin bestätigen Brodie’s Effahrung,
dass die Verdauung im Magen nach Unterbindung des
Ductus choledochus fortdauere. Auch die Contenta des Dünndarms
wären nicht wesentlich von den gewöhnlichen verschieden;
.Eiweissstoff war in grosser Menge vorhanden. Es fand sich
die durch Chlor sich röthende Materie; dagegen war die Erkennung
des etwa vorhandenen Käsestoffs,-so wie der durch salzsaures
Zinn fällbaren Materie verhindert. Die Contenta des Dickdarms
rochen in allen Fällen viel übeler und fauligey als sonst (nach
Leuret und Lassaigne rochen sie fade), die Éxcremente waren
weiss. (Von gleichen Stücken M'lz> wovon das eine mit Ochsengalle,
das andere mit gleichviel Wasser von mir infundirt wurde,
faulte das letztere etwas schneller.) Der Ductus thoracicus enthielt
bei Hunden mit unterbundenem Gallengange, die nüchtern
getödtet wurden, eine helle durchscheinende, gelb gefärbte, bald
wenig, bald vollständig gerinnende Flüssigkeit. Bei Hunden, die
nach dieser Operation gefüttert worden, kam in den Saugadern
des: Dünndarms eine helle durchsichtige, nicht weisse Flüssigkeit
vor, wie bei Hunden, die unter gleichen Umständen nicht gefüttert
wurden, während die Flüssigkeit des Dünndarms bei Hunden
mit nicht unterbundenem Güllengange weisslich ist. Der
- Inhalt des Ductus thoracicus gerinnt sowohl nach jener Operation,
1 als ohne dieselbe, und es bildet sich im ersten Falle ein
noch grösserer und mehr gerötheter Kuchen, als heim Hunde,
dem der'Gallengang nicht unterbunden worden ist. Das Serum des
ersten war trüb, das des letzten weisslicb. Der Chylus in dem
Ductus thoracicus war gewöhnlich nach dieser Operation röther
als sonst. Die Beschaffenheit des Chylus im Ductus thoracicus
beweist indess hier nicht viel, da auch die von anderen Theilen
kommende Lymphe gerinnt, und bei hungernden Thieren sehr
lange immer noch Lymphe im Ductus thoracicus enthalten ist,
wie Collard dé MartigNy gezeigt hat, wie denn auch die Lymphgefässe
des Darms bei hungernden Thieren Lymphe führen. Es
bleibt immer sehr w'ichtig, ddss der Chylus im gefütterten Hunde
mit unterbundenem Gallengang durchsichtig ist, während er beim
Hunde im naturgemässen Zustande weiss ist. T iedemann und
Gmelin legen zwar auf diesen Umstand nicht viel Gewicht, indem
sie die Bildung von Chylus auch ohne Galle für erwiesen
halten. Denn, sagen sie, es sey bekannt, dass die w’eisse, milchige
Farbe von Fetttheilchen im Chylus abhänge. Indessen verdient
doch dieser Unterschied noch fernere Berücksichtigung, mul
der Antheil der Galle an der fernem Ausbildung des Chylus scheint
durch jene Versuche nicht geradezu widerlegt zu werden. T iedemann
und Gmelin führen weiter an, dass die Hunde lange
nach jener Operation noch gelebt hatten (3 l Tage), in einem
Fall, wo trotz der Wiederherstellung des Ganges die Gelbsucht
blieb, 26 Tage bis zurTödtung. Indessen leben Hunde ja selbst
ohne., alle Nahrungsmittel gegen 36 Tage.
L euret und Lassaigne, welche ebenfalls behaupten, dass nach
Unterbindung des Ductus choledochus noch die Verdauung und
Bildung des Chylus fortdaure, führen an, dass die Galle die Ei
genschaft habe, das Fett aufzulösen, dasselbe zu zersetzen und