
stoff verändert. Bei grösseren Mengen von Faserstoff entwickelt
sieb dabei Wärme. Zu -Säuren und Alkalien verhält sich Faserstoff
so, dass er bald die Rolle einer Basis, bald die einer Säure
oder wenigstens eines elektronegativen Körpers1 spielen kann. Mit
concentrirten Säuren quillt er auf, gelatinirt, wird durchsichtig
nnd stellt einen sauren Körper dar, durch verdünnte Säuren
schrumpft der Faserstoff zusammen zu einer neutralen Verbindung
von Säure mit Faserstoff. Die saure Verbindung mit den Mine-
i'alsäuren ist im Wasser unauflöslich, die neutrale auflöslicb, dagegen
sind die saure und die neutrale Verbindung des Faserstoffes
mit Essigsäure beide im Wasser auflöslich. Cyaneisenkalium
bringt in der essigsauren Auflösung einen Niederschlag hervor,
was für den Faserstoff charakteristisch ist, da diess bei Zellgewebe,
Sehnengewebe, elastischem Gewebe der mittlern Arterienhaut
nicht der Fall ist. Diese Verhältnisse zü den Säuren sind
jedoch dem Eiweiss wie dem Faserstoff zugleich eigen. Nach
Caventou und Bourdois lösen sich Faserstoff, Eiweissstoff, Käse
und Schleim in kalter concentrirter Salzsäure auf, und nehmep
bei -4 - 18° bis 20° nach 24 Stunden eine schöne blaue Farbe
an, was bei dem Leime und den Sehnen nicht der Fall ist. War
der Faserstoff hierbei nicht völlig frei von Farbestoff, so wird
die Flüssigkeit statt blau, purpurfarben oder violett. Faserstoff,
Eiweissstoff und Käse stimmen auch darin überein, dass sie in
ätzendem Kali und Natron zu einer Gallerte aufgelöst werden,
ohne sieh, wie der ffornstoff, in eine seifenartige Substanz zu
verwandeln. Die Elemente des Faserstoffes sind nach den Analysen
von G ay-L ussac und T henard, und nach den von M ichaelis
in folgender Combination:
G. u n d T. M ich.
arteriell venös
Stickstoff 49,934 17,587 17,267
Kohlenstoff 53,360 51,374 50,440
Wasserstoff 7,021 7,254 . 8,228.
Sauerstoff 19,685 23,785 24,065
Siehe Berzelius Thierchemie p. 34—47. E. H. W eber in
H ildebrandt’s Anatomie I. p. 83.
Der Faserstoff findet sich ausser dem Blute noch im Chylus
und in der Lymphe im aufgelösten Zustande, im festen in den
Muskeln, im Uterus. Die Fasern der Arterien enthalten dagegen
keinen Faserstoff..
III. Blutwasser.
Wird das Blutwasser bis 75° und darüber erhitzt, so gerinnt
es zu einer festen Masse, die grösstentheils aus Eiweiss besteht.
Diese Masse lässt einzelne Tropfen einer braunen Flüssigkeit,
Serösitas, ausschwitzen, welche sich nach G melin (Chemie.
4. 4384) mit Säuren trübt und beim Erkalten gallertartig gesteht;
sie enthält nach demselben Chemiker ausser dem durch Alkali
gelöst erhaltenen Eiweissstoff, auch Käsestoff, Speichelstoff, Osma-
zom und Salze des Natrons und Kali’s. Der Käsestoff wurde
von G melin und G eigert (Gmelin’s Chemie 4. 1073) auch bei einem
andern Versuch mit Ochsenblut beobachtet. Wurde nämlieh
das Serum des geschlagenen Ochsenblutes mit Weingeist
ausgekocht und kochend filtrirt, so fiel beim Erkalten des rothen
Filtrats Käsestoff in reichlichen Flocken nieder, durch anhangendes
Blutroth geröthet und mit Gallenfett verunreinigt.
Lässt man Serum ganz vollkommen durch Wärme coagu-
liren und behandelt die eingetrocknete Masse mit kochendem
Wasser, das hierdurch Aufgelöste aber wiederholt mit Alkohol, so
nimmt der Alkohol auf Chlor-Natrium, Chlor-Kalium mdchsaures
Natron, Ösmazom, und das nicht vom kochenden Wasser und
Alkohol Aufgelöste ist erst das reine Eiweiss. Das Blutwasser
enthält also an thierischen Theilen Speichelstoff, Käsestofr, Much-
säure, Ösmazom und Eiweiss.
1) Speichelstoff, Salwin. Diese Materie, welche ihren IN amen
vom Speichel hat, hat eine grössere Verbreitung, und erscheint
in verschiedenen anderen Absonderungen; sie findet sich auch in
dem Wasser mehrerer Wassersüchten und in der durch Blasenpflaster
erzeugten Blase. Sie ist im'kalten und warmen Wasser,
nicht in Weingeist löslich, wird weder von, den Metallsalzen noch
starken. Säuren gefällt, auch nicht oder wenig von Galläpfeiinfusion
getrübt. , . ,
2) .Käsestoff, casein. Kommt in grosser Menge m der
Milch in geringer Menge nach G melin im pankreatischen Saft
nnd in der Galle vor. Er ist in kaltem und heissem Wasser löslich,
in kaltem Weingeist wenig, in heissem Weingeist mehr löslich
• er wird von salzsauremZinn, essigsaurem Blei, Chlorquecksilher,
Galläpfelinfusion gefällt. Essigsäure und die Mineralsaurcn fallen
grössere Mengen der Säure lösen ihn wieder aut. Alaun
fällt und überflüssiger Alaun löst nicht wieder auf. Die saure
Auflösung des Käsestoffs wird von Cyaneisenkalium niedergeschlagen
wie die eiweissartigen Körper. Die Niederschläge des
Käsestoffs von Säuren und Weingeist sind in Wasser wieder lös-
lieh; was den Käsestoff vom Eiweiss unterscheidet. Charakteristisch
ist die Gerinnung des Käsestoffs vom Verdauungsprincip, Pepsin,
welches im Laabmagen der Wiederkäuer und im Magen andrer
Thiere enthalten ist. Dieser Niederschlag ist nicht in Wasser
löslich. , . ,
3) Milchsäure, Acidum galacticum. Diese Säure besteht aus
Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, sie ist der Essigsäure verwandt,
ist aber nach Berzelius bestimmt von ihr verschieden ;
sie bildet mit Basen Salze von eigentümlicher Form, die nach
B erzelius nicht durch Verunreinigung von Essigsäure mit einer
thierischen Materie entstehen. Siehe das Nähere Thierchemie^p.
580. Die reine Milchsäure, nach der von Berzelius neulichst
beschriebenen Methode dargestellt, ist farblos, ohne Geruchund
von einem beissend sauren Geschmack, der bei Zusatz von Wasser
sehr rasch abnimmt. Milchsäure löst sieh in Alkohol in allen
Verhältnissen, in Aether nur in geringer Menge auf. Die
Milchsäure findet sich ausser dem Blutwasser auch im Muskel fleische
und in der Krystalllinse; ferner finden sich Milchsäure und
milehsaure Salze in vielen Ahsonderüngssäften, besonders in der
Milch. Milchsäure und ihre Salze sind immer mit Ösmazom verhuu