
des dem Kranken. Abfälle, die denen glichen, welch'e er vor
der Operation erlitten hatte. Als aber die Wunde vollständig
geheilt wär, trat kein solcher Anfall wieder ein. J. Swaa
über die Localkrankheiten der Nerven.) übers, von Franckb. Leipzig
1824. p. 78.
Die Phänomene beim sogenannten Einschlafen der Glieder von
Druck auf die Nerven sind auch Erläuterungen,davon. Der Druck
auf die Nerven hebt die Leitung von den peripherischen Enden
der Nerven auf; aber derselbe Druck afficirt auch den centralen
Theil des Nerven, daher die Empfindung von Formicatio, Prik-
keln, Stechen in dem Beine, welches gleichwohl seine Empfindlichkeit
für äussere Eindrücke verliert.
Häufig entsteht auch das Gefühl der Formicatio scheinbar
in äusseren Theileb, wenn doch die Nervenursprü.nge vom Rük-
kenmark oder Gehirn, oder diese Theile selbst afficirt sind. Bei
dem Gefühl von Formicatio in einem Gliede kann man noch gar
nicht, wissen, ob die Ursache in der Haut, im Nervenstamme
oder am Ursprünge der Fasern im Rückenmark ist. Oft ist die
Ursache im Rückenmark. Das Rückenmark hat fast in allen seinen
Krankheiten Formicatio, scheinbar in der Haut, zum Symptom,
bei der Rückenmarkslähmung ist die Formicatio oft in allen
Theilen, welche unterhalb der Verletzung Nerven erhalten; bei
der Tabes dorsalis ist. die Formicatio nicht etwa in der Mittellinie,
sondern am ganzen Körper in der Haut, -oder in dem untern
Theile des Körpers *)..: •; /: > ;• i ; ! " .
Man sieht aus dem eben Vorgetragenen, dass die Aura epi-
leptica (auch eine Art Formicatio) vor dem Anfalle in den äusse^
ren Theilen, nur in den äusseren Theilen vorzukommen scheint,
während ihre Ursache, und ihr Sitz doch im Biiekenmark oder
Gehirn ist. Sie ist der erste Anklang der weiteren Rückenmärks-
affectionen und Gebirnäffectionen, die im Verfolg des Anfalls auftre-
ten. Wenn der epileptische Anfall zuweilen durch Zusammenschnüren
des Gliedes über der Aura epileptica aufgehoben wird, so geschieht
diess wohl nicht, weil etwas Krankhaftes fortzuschreiten
gehindert würde, sondern weil durch da.s Zusammenbinden ein
heftiger Eindruck auf das Sensorium erfolgt. Doch muss bemerkt
werden, dass bei derjenigen Form der Epilepsie, welche
durch Geschwülste von Nerven entsteht, durch die Ligatur eines
Gliedes wirklich die Fortleitung der Reizung zum Rückenmark
aufgehoben wird.
^ Legt man sich, um den Oberarm über dem Ellbogengelenke
ein Tourniquet an, so kann man alle Theile'der Hand zürn Gefühl
des Einschlafens, zuletzt, zu Empfindungslos’gkeit bringen.
Zuerst entsteht Prickeln und Nadelstechen, dann allmählig Taub-
sevn und das Gefühl von Kälte, zuletzt anfangende Empfindungslosigkeit
für, äussere Reize. Wenn man nun die Nervenstämine in der
Achselhöhle und am Oberarm durch einen zerrenden Griff reizt;
*) Ich weiss von keiner Beobachtung, dass Formicatio in Schleimhäuten
aufträte.
so hat man eben so deutliche Empfindungen eines elektrischen
Schlages in der,Hand, als wenn die Nerven des Vorderarms und
der Hand nicht eingeSehlafen sind.
VIII. IVenn das Glied, in welchem sich ein Nervenstamm verbreitet,
durch Amputation entfernt ist, so kann der Stamm der Nerven,
weil er das Ensemble der verkürzten Primitivfasern noch enthält,
Empfindungen, haben, als wäre das amputirte Glied noch vorhanden.
Diess dauert durchs ganze Leien. Die Erfahrung, dass
die Amputirten noch Empfindungen haben, als wäre das amputirte
Glied noch vorhanden, ist allen Chirurgen bekannt; es ist
niemals, anders. Gewöhnlich sagt man, diese Sinnestäuschungen
dauern einige Zeit fort, so lange als Amputirte im Gesicht des
Chirurgen bis zur Heilung bleiben. Die Wahrheit ist aber, dass
diese Sinnestäuschung in den meisten Fällen immer bleibt, dass
sie sich durchs ganze Leben mit gleicher Lebhaftigkeit erhält,
wie man sich überzeugen kann, wenn man irgend Amputirte lange
Zeit nach der Amputation befragt. Zur Zeit der Entzündung
des Amputationsstumpfes und der Nervenstämme, sind die Empfindungen
am lebhaftesten, und die Kranken klagen dann über
sehr heftige Schmerzen in dem ganzen Gliede, welches sie verloren
haben. Nach der Heilung bleiben die Empfindungen zurück,,
die man überhaupt von einem gesunden Gliede hat, und
häufig bleibt durchs ganze Leben hindurch ein Gefühl von Formicatio,
öfter von Schmerzen , scheinbar in den äusseren Theilen,
welche nicht mehr da sind. Diese Empfindungen sind nicht
unbestimmt, sondern der Kranke fühlt-deutlich die Schmerzen,
die Formicatio in. den einzelnen Zehen, in der Fusssohle, am
Fussrücken, in der Haut, etc. Lächerlich sind die idealistischen
Erklärungen dieses wichtigen Phänomens aus der Imagination, etc.
Die Physiologen haben es lange Zeit als eine Curiosität behandelt,
Allein die Untersuchungen derjenigen Amputirten, die mir
zugeschickt wurden und die ich auffinden konnte, haben mir erwiesen,
dass das Gefühl sich in diesen Fällen nie ganz verlor.
Die Amputirten werden zuletzt so sehr daran gewöhnt, dass sie
gar nicht mehr darauf achten; allein sobald sie w'ieder darauf
aufmerksam sind, ist das Gefühl sogleich vorhanden, und -sie fühlen,
oft Zehen, Finger, Fusssohle, Hand ganz deutlich. Noch viel
stärker wird das Gefühl, wenn man ein Band oder Tourniquet
um den Amputationsstumpf legt, oder wenn man ihn so drückt,
wie sonst geschieht, wenn das Einschlafen eines Gliedes erfolgt.
Dann tritt sogleich Formicatio ein, das Gefühl von Ameisenlaufen
erscheint in der Hand, im Fuss, in der ganzen Extremität,
durchaus mit derselben Deutlichkeit, als wenn sie noch vorhanden
wären. Die Amputirten haben daher nach der Operation
auch dann am lebhaftesten wieder das Gefühl ihres verlornen
Gliedes.,, Wenn^ der Chirurg wegen anderweitiger Ursachen wieder
das Tourniquet anlegt.
Haben die Kranken auch vor der Amputation an einem
örtlichen schmerzhaften Schaden gelitten, so wird doch nach
der Amputation das ganze Bein schmerzhaft gefühlt, und das