
rückgeblieben, diess doch sehr wenig seyn konnte, so lässt sich
d a s schon von S pallanzani gefundene Resultat nicht in Abrede
stellen, dass die kaltblütigen Thiere auch in sauerstofffreier Luft
fortfahren Kohlensäure auszuhauchen, und dass diess selbst fast
so viel als beim Athmen in atmosphärischer Luft beträgt, indem
ein Frosch nach den pag. 306 mitgetheilten Versuchen in 6 Stunden
im Durchschnitt 0,57 C. Z. Kohlensäure in atmosphärischer
Luft erzeugt. Diese Ergebnisse sind kürzlich durch B ischoff’s
nicht, minder lehrreiche Versuche bestätigt worden. Derselbe
fand auch, dass Frösche mit unterbundenen und ausgeschnittenen
Lungen noch Kohlensäure durch die Haut aushauchen (in
8 Stunden 0,20 C. Z.).
I In den vorhergehenden Auflagen dieses Lehrbuchs wurden
diese Thatsachen mitgetheilt, ohne dass sie sich damals mit den
Beobachtungen über das Blut in Uebereinstimmung bringen Hessen,
nach welchen keine Kohlensäure im Blute enthalten seyn sollte.
Man schien daher damals zu der Ansicht berechtigt, dass die
beim Athmen gebildete Kohlensäure zum Theil blosse Secretion
der Lungen sey, und sich unabhängig von der atmosphärischen
Luft erzeugen könne, und man verglich diese Art von Kohlensäurebildung
derjenigen bei der Gährung, wo die Kohlensäure
sich auch ohne wesentlichen Einfluss des Sauerstoffs der Luft aus
den Elementen der organischen Stoffe bildet. Man sollte aber
dann erwarten, dass bloss die Lungen oder die Haut das eigentümliche
Vermögen besässen, Kohlensäure abzuscheiden und
das Blut allein mit atmosphärischer Luft geschüttelt keine Kohlensäure
bilde. Dem ist aber nicht so, wie schon in den früheren
Auflagen dieses Handbuchs gezeigt worden. Blut bildet mit
atmosphärischer Luft geschüttelt, auch Kohlensäure, und zwar
7 G Z. Blut mit 10 C. Z. atmosphärischer Luft fast beständig
geschüttelt, geben in 6 Stunden i C. Z. Kohlensäure. Die Lehre
vom Athmen befand sich daher noch vor mehreren Jahren in
einer unauflöslichen Schwierigkeit. Blut bildet mit dem Sauerstoffe
der atmosphärischen LufL etwas Kohlensäure ohne die Ein^
Wirkung des lebenden Organs, indem es hellroth wird, das Blut
sollte keine Kohlensäure praeexistirend enthalten, und doch hau-"
chen Amphibien ohne Mitwirkung von Sauerstoffgas fast eben so
viel Kohlensäure als in der Atmosphäre aus.
Jetzt ist diess Räthsel zur vollkommenen Genüge gelöst.
Beiderlei Blutarten enthalten nach Magnus vortrefflichen Untersuchungen
Sauerstoffgas, Stickgas und Kohlensäure, das arterielle
Blut mehr Sauerstoff'gas als das venöse, letzteres mehr Kohlensäure
als das arterielle. Die im Blut enthaltene Kohlensäure
wird beim Athmen durch die atmosphärische Luft ausgetrieben,
und^ an ihre Stelle tritt zum Theil Sauerstoffgas, Während ein
Theil der Kohlensäure selbst im arteriellen Blute aufgelöst bleibt;
in den Capillargefässen wird durch Wechselwirkung mit den Or-
gantheilen, für welche Sauerstoff ein belebender Reiz ist, Kohlensäure
gebildet, die sich daher in grösserer Menge im Venen-
blute vorfindet, aber nicht aller im arteriellen Blute vorhandene
Sauerstoff verschwindet in den Capillargefässen; ein Theil derselben
findet sich auch noch im venösen Blute vor, in den Lungen
wird die Kohlensäure durch die atmosphärische Luft zum Theil
wieder ausgetrieben. Dieser Austausch der Gase ist vollständig
nach den physikalischen Gesetzen der Absorption der Gase erklärbar.
Eine mit einem Gase geschwängerte Flüssigkeit giebt
diess Gas nicht ab, wenn sie unter dem Druck derselben Gasart
- stehL Steht aber diese Flüssigkeit mit einem andern Gase in
Verbindung, so tauschen sich beide Gase bis zum Gleichgewicht
der Vertheilung aus. Daher ist es leicht erklärbar, warum die
Frösche in Wasserstoffgas und Stickgas ebenso viel Kohlensäure
aushäuchen, als in atmosphärischer Luft, und warum Wasserstoffgas
und Stickgas beim Durchgehen durch Blut die in ihm enthaltene
Kohlensäure aufnehmen.
Die im Blute enthaltene Kohlensäure reicht übrigens hin,
um^ von ihr die ganze beim Athmen frei werdende Menge der
Kohlensäure herzuleiten.
Nimmt man 2 Unzen Blut für jeden Herzschlag gefördert
an, so erhält man, dass 10 Pf. in einer Minute an den Lungen
Vorbeigehen und dass 10 Pf. Blut also 22,7 C. Z. Kohlensäure
enthalten müssten, die in einer Minute ausgeschieden werden.
Nimmt man das von Allen und P epys gefundene Resultat von
22,7 C. Z. Kohlensäure um die Hälfte zu gross an, wie es denn
wirklich zu gross ist, nimmt man an, dass, wie in D avy’s Versuch
in einer Minute 15,8 C. Z. Engl. = 13 C. Z. Franz, ausge-
athmet werden, so müssten doch 13 G Z. Kohlensäure in 1 0 Pf.
Blut aufgelöst seyn.
Aus Magnus Versuchen folgt die Lösung dieses früher auf-
gestellteu Problems. Denn aus seinen Versuchen ergiebt sich,
dass das. Blut wenigstens seines Volumens an Kohlensäure enthält,
und da ein Pfund Blut etwa 25 G Z. beträgt, so würden
also in jedem Pfunde venösen Blutes mindestens 5 GZ. Kohlensäure
enthalten seyn. Die in einer Minute an den Lungen vor—
beigehenden, 10 Pfund Blut enthalten, also der Berechnung nach
50 C. Z. Kohlensäure, wovon beim Athmen sehr gut 13 C. Z.
(Davy) oder 22,7 C. Z. (Allen und P epys) abgegeben werden
können.
Das Stickgas der atmosphärischen Luft welches beim Athmen
zum kleinen Theil ins Blut überg'eht, scheint keine weitere Rolle
zu spielen; da seine Quantität in beiden Blutarten nicht ver-
schieden scheint. Der letzte Zweck des Athemprocesses besteht
offenbar in Aufnahme des Sauerstoffs ins Blut und in der Belebung
der Organe durch diess Princip, zweitens in der Befreiung
des Blutes von der in den Capillargefässen entstehenden Kohlensäure.
Dass das letztere nicht der Hauptzweck ist, sieht man
deutlich an dem Scheintodtwerden der Frösche in Wasserstoff-
gas und Stickgas, welche Gase die Aushauchung der Kohlensäure
nicht na mindesten verändern.