
und stickstoffhaltig (im Blute und Gehirne auch phosphorhaltig),
und lassen sich nicht verseifen. Diese Fettarten kommen ausser
dem Blute im Gehirne und den Nerven, in der Leber und vielleicht
noch in einigen anderen Theilen vor.
Sieht man ab von der durch Absonderungen gebildeten neuen
organischen Materie, wie vom Gallenstoff, Käsestoff, Schleim etc.,
so sind die näheren Bestandtheile aller festen Theile des Körpers
bereits im Blute enthalten, als Faserstoff, Eiweiss, Osmazom,
Milchsäure, fettige Materie. Nur der in den,Sehnenfasern, Knorpeln,
Knochen, serösen Häuten, in der äussern Haut und irn Zellgewebe
überhaupt, besonders auch im Zellgewebe der Muskeln
vorkommende Leim, Gluten, macht .hiervon eine Ausnahme. Zwar
haben P armentier und D eyeux, und S aissy im Blute auch Leim
oder Gallerte zu finden geglaubt. Allein diess war offenbar ein
Irrthum. Leim wird aus den genannten Theilen durch kochendes
Wasser dargestellt, er ist in Weingeist und kaltem Wasser
wenig auflöslich, was ihn vom Osmazom unterscheidet, er ist in
heissem Wasser auflöslich, er gelatinirt beim Erkalten noch in der
150fachen Menge Wasser, so dass in der Gallerte der Leim mit
Wässer gebunden ist, und löst sich durch kochendes Wasser
wieder auf, was ihn von Faserstoff und Eiweiss unterscheidet.
Er ist in Säuren und Alkalien allmäblig löslich, von Gerbestoff,
Weingeist, Chlorquecksilber,' schwefelsaurem Platinoxyd, Platin-
chlorid und Chlor wird er niedergeschlagen. Er wird dagegen
nicht von Salzsäure, Essigsäure, essigsaurem Blei, Alaun, schwefelsaurer
Thonerde, schwefelsaurem Eisenoxyd niedergeschlagen.
Die saure Auflösung des Leims wird von Cyaneisenkalium nicht
gefällt. Einige Naturforscher halten den Leim für ein Zer,setzungs-
produkt der thierischen Theile durch Kochen. Man hat daiür,
angeführt, dass nach B erthollet Fleisch, welches beim, Kochen
keinen Leim mehr gab, durch Faulen in gesperrter Luft mit
Kohlensäureentwickelung die Fähigkeit ertangt, wieder Leim zu
liefern. Vergl. W ienholt,- Meck. A. 1. p. 206. B erz. Thierch.
p. 661. Indessen scheint mir jene Ansicht nicht hinlänglich begründet,
und Vieles spricht dagegen. Denn nur die obengenannten
Gewebe liefern durch Kochen Leim, keine änderen; es muss
also in ihnen schon eine eigenthümliche Materie-vorhanden seyn.
Neuere Untersuchungen von mir, (P oggeno. Ann. XXXVIII) zeigen
auch, dass diese Materie noch eigenthümliche Verschiedenheiten
zeigt, je nach den Theilen, aus welchen sie gewonnen wird.
Das sehnige Gewebe und die zu ihm gehörenden fälschlich sogenannten
Faserknorpel (Zwischengelenkknorpel), die Knochen,
die äussere Haut, das Zellgewebe, die serösen Häute, die tunica
dartos liefern nämlich den gewöhnlichenLeim, gluten, colla, dessen
Eigenschaften oben angegeben sind. Die Knorpel, sowohl
die permanenten als die der Knochen vor der Ossificajäon und
der einzige wirkliche Faserknorpel, die Cornea, liefern dagegen
beim Kochen eine Leimart, welche in allen Punkten mit dem gewöhnlichen
Leim übereinkömmt, aber sich darin wesentlich unterscheidet,
dass sie von Alaun, schwefelsaurer Thonerde,‘Essigsäure,
essigsaurem Blei, schwefelsaurem Eisenoxyd gefällt wird, welche
den gewöhnlichen Leim nicht fällen. Man kann diese Materie
Knorpelleim, Chondrin nennen. Vom Käsestoff unterscheidet
sich diese Materie dadurch, dass ihr Niederschlag von Alaun
durch überschüssigen Alaun aufgelöst, ihr Niederschlag von Essigsäure
von überschüssiger Essigsäure nicht wieder aufgelöst wird,
worin sich der Käsestoff umgekehrt verhält, dass sie beim Erkalten
gelatinirt, und dass ihre saure Auflösung von Kaliumeisencyanid
nicht niedergeschlagen wird.
III. Capitel. Analyse des B lu te s d u rc h die g a lv a n is c h e
> Säul e .
(Nach eigenen Beobachtungen. PoGGEND. Ann. 1832. 8 .) ‘
D utbochet hat ingeniöse Versuche über das Verhalten thie-
rischer Substanzen gegen die galvanische Säule gemacht. {Ann. d.
sc. not. 1831. F roriep’s Not. N. 715.) Er glaubte auch durch
Galvanismus aus Eiweiss Müskelfasern zu bilden, und behauptete,
dass die Blutkörperchen elektrische Plattenpaare seyen, wovon
der Kern elektronegativ, die Schale elektropositiv sey.
Wird ein Tropfen von einer wässrigen Auflösung von Eidotter
(worin sehr kleine mikroskopische Kügelchen suspendirt sind)
«alvanisirt, so bemerkt man bald die von D utbochet zuerst beobachteten
Wellen. Die vom Kupferpole oder negativen Pole ausgehende
Welle, worin sich das Alkali der zersetzenden Salze anhäuft,
ist durchsichtig wegen Auflösung des Eiweisses durch das
Alkali. Die vom positiven oder Zinkpole ausgehende Welle, worin
sich die Säure sammelt, ist undurchsichtig und weisslich, besonders
im Umfange der Welle. Beide Wellen streben einander
zu, und in der Berührungslinie entsteht plötzlich ein lineares
Gerinnsel, welches ganz die Form der Berührungslinie, und
zuweilen, wie der Rand der Wellen im Act der Berührung, ge^
kräuselt ist. Die Berührung der beiden Wellen • geschieht mit
einer "lebhaften Bewegung in der Berührungslinie, worauf die
Absetzung des Gerinnsels folgt; sobald aber die Absetzung des
Gerinnsels selbst geschehen ist, ist Alles ruhig, und an dem Gerinnsel
ist niemals die geringste Spur von Bewegung zu bemerken.
Es ist daher unbegreiflich, wie ein Beobachter ersten
Ranges,' wie D utrochet, jenes Eiweissgerinnsel für eine durch
Elektricität erzeugte contractile Muskelfaser ausgehen konnte. Es
ist nichts als geronnenes Eiweiss. Dieses Gerinnsel hat überdiess,
■ so wie das Eiweiss, welches sich beim Galvanisiren des Blutserums
um. den Zinkpol ansetzt, keine Consistenz, sondern besteht
aus Kügelchen, die sich leicht auseinander wischen lassen, und
nur in der Form der Eerührungslinie der beiden Wellen ohne
•alle Cohäsion abgesetzt sind. Setzt man einen Tropfen Blutserum,
gleichviel ob vom Frosch oder von einem Säugethiere, unvermischt
mit Kügelchen, beiden Polen aus, so bemerkt man keine
deutlichen Wellen. Aber es erfolgt am Zinkpole die Absetzung
von Eiweisskügelchen, die hier von innen nach aussen zunehmen,