
Herz durch seine Zusammenziehung abwechselnd Blut austreibt,
und zugleich von der andern Seite Blut empfangen muss, und
dieser Reiz des Blutes das Herz zu periodischen Contractionen
veranlassen muss, so ist doch das Contentum des Herzens nicht
die einzige und erste Ursache der rhythmischen Contraction des
Herzens; denn das Herz zieht sich auch ausgeschnitten noch
lange, besonders hei Amphibien, im blutleeren Zustande rhythmisch
zusammen, und es scheint nicht, dass bloss die Luft hier
den Reiz ersetze, sondern dass ein innerer, von der Wechselwirkung
der Muskelfasern und der Nerven bedingter Reiz stattfinde,
der periodisch wirkt, oder auf den das Organ nur periodisch
rückwirken kann.
Reize, welche zu häufig fortgesetzt werden, stumpfen die Organe
ab und machen sie für lange unfähig für diese Reize. Hieraus
ist ein Theil der Erscheinungen erklärlich, welche die Gewöhnung
an einen Gegenstand darhietet, obgleich viele'Dinge,
an welche man sich gewöhnt, nicht bloss Anfangs Reizerscheinungen,
sondern auch qualitative dauernde Veränderungen durch
Aenderung der Zusammensetzung bewirken, woraus allein schon
das Unwirksamwerden dieser Reize erklärlich ist.
Da die grosse Menge auf den Organismus einwirkender Agen-
tien und Stoffe je nach ihrer Natur und Zusammensetzung die
Zusammensetzung der organischen Theile auf die mannichfaltig-
ste und im Einzelnen nicht zu bestimmende Art abändern können,
so ist es nicht möglich, die Arzneimittel nach der Art ihrer Wirkungen
unter allgemeine passende Gesichtspunkte zu bringen; diess
ist die schadhafte Seite der Medicin. Die besten Schriftsteller
über diese Materie haben noch viel zu viel mit nicht existiren-
den und bloss gedachten Factoren und Polaritäten, unfruchtbaren
Formeln in unserer Wissenschaft zu thun. Doch kann es im
Allgemeinen nur vorzüglich drei Arten dieser Einwirkung gehen.
1 ) Reizmittel. Die wahren und wichtigsten Reizmittel sind
die Lebensbedingungen selbst, die Lehensreize, durch deren beständige
Einwirkung auf die von der organischen Kraft beseelten
Theile das Leben allein sich äussert, und die organische
Kraft sich vermehrt, ein gewisser Grad Wärme, atmosphärische
Luft, Wasser, Nahrungsstoffe, die schon organisirt waren, von
Pflanzen oder Thieren. Diese Einflüsse verändern nicht bloss
die Zusammensetzung der organischen Theile, und reizen nicht
bloss durch Veränderung des Gleichgewichtes, sondern gehen auf
eine für das Leben unentbehrliche Weise integrirend in die Zusammensetzung
der Organe, ein. Nach einer Krankheit sind diese
beständigen Einflüsse, welche, indem sie reizen, keine Erschöpfung
zulassen, auch die wahren und allein hinreichenden Mittel zur
Erholung der Kräfte. Ausser diesen Einflüssen giebt es noch
viele andere, welche nach dem vorher aufgestellten Begriffe von
Reiz auch Reactionen hervorbringen, aber nicht unbedingt und
überhaupt nicht alle integriren, sondern welche grossentheils, ausser
dass sie Symptome, Erscheinungen hervorbringen,' gar keinen
belebenden Einfluss- auf die organischen Körper, vielmehr im
Maasse der materiellen Veränderung, die sie bedingen, sögar,s'ehr
nachtheilige Folgen haben. Die Verwechselung aller Einflüsse,
nach welchen nur das Gleichgewicht in dem Organismus sich
herstellt, und welche dadurch Erscheinungen bewirken, mit solchen
Einflüssen, welche zur Erhaltung des Lebens unbedingt nö-
t-hig sind und integriren, hat in der Medicin unendlichen Nachtheil
gehabt und vielen Menschen das Lehen gekostet, indem
man hierdurch zu dem falschen Begriffe gelangt ist, dass, weil
eewisse Reize das Leben gleich der Flamme anfachen, Reizen
überhaupt zum Leben nothwendig sey. Unter der Menge der
Einflüsse ausser den allgemeinen Lebensreizen giebt es nun wieder
solche, welche bedingt unter gewissen Umständen auch einen
den allgemeinen Lebensreizen äbnlicnen localen, belebenden
und stärkenden Einfluss haben, indem sie nämlich durch ihren
ponderabel und imponderabel materiellen Einfluss die Zusammensetzung
eines Organes integriren oder so verändern, dass die
Wiedererzeugung' aus den allgemeinen Lebensreizen leichter wird.
Alles dieses ist aber durch den Zustand des kränken Organes bedingt,
und die Fälle, in welchen solche im Rufe der Belebung
und Stärkung stehende Arzneien diess wirklich thun, sind ungemein
selten. Dagegen schon Mancher mit einem Quark von
Mitteln, welche unter den vorhandenen Umständen oder überhaupt
wohl reizen, aber nur einen Aufruhr erregen, nicht stärken, zu
Tode gereizt worden ist. Die zu den bedingt belebenden Stoffen
gehörigen Arzneien wirken durch ihre Zusammensetzung auch
vorzugsweise auf Organe von verschiedener organischer Zusammensetzung
belebend ein, und bilden natürliche Gruppen je nach
ihrer vorzugsweisen Wirkung auf das Nervensystem oder auf die
Organe, welche der Umwandlung des Blutes bestimmt sind, u. s. w.
Mehrere Einflüsse dieser Art sind imponderahle Materien, wie
die Elektricität. Die Elektricität hat man mit Erfolg in Lähmungen
angewandt. Die Wärme, derjenige Einfluss, der bei
der Entwickelung des Embryo schon nothwendig ist, hat aber
auch noch einen eminenten Einfluss auf Belebung, wenn andere
Mittel fruchtlos sind, z. B. in den Krankheiten der Nerven und
des Rückenmarkes, Lähmungen, Neuralgia dorsalis, und anfangender
Tabes dorsalis, wenn die Application der Wärme z. B. in
Form von Moxen geschieht und oft wiederholt wird (auch wohl
eine neue Moxa auf das wuchernde Fleisch der alten Stelle),
wobei freilich das Setzen nur einer Moxa Spielerei ist. Einen
viel nachhaltigem Eindruck belebender AVarme, besser als Moxa
und Glüheisen, ' bewirkt das anhaftende schmerzhafte Erhitzen
eines kranken Theiles durch eine nahe gehaltene brennende
Kerze, wobei man die wohlthätige Wirkung einer schmerzhaften
Erhitzung ohne Brandbildung und spätere Eiterung hat, die hierbei
oft von keinem Nutzen ist, und wobei man zugleich die Wirkung
lange unterhalten kann, während sie hei der Moxa und dem
Glüheisen kurz und vorübergehend ist. Wie die Wärme in diesen
Fällen wirkt, ist unklar;, die Moxen wirken in Krankheiten
des Rückenmarkes nur in der Nähe dieses Organes selbst, während
doch allenthalben- Schmerz erregt werden kann.
Der mechanische Einfluss ist in den Frictionen bedingt he