
ich auf die unten angeführten Vortrefflichen Abhandlungen von
E mmert, -welche die vollständigste Zusammenstellung der früheren
Versuche enthalten.
Bald zeigte auch B lainville (Nouv. hullet., de la soc. philom.
1808.) durch Versuche an Vögeln, dass diese nach Durchschneidung
der Nervi vagi eben so viel Sauerstoffgas verzehren und
Kohlensäure absondern, als im gesunden Zustande, dass die Farbe
des Bluts sich eben so noch in den Lungen verändert. Die Vögel
leben nach dieser Operation noch ziemlich lange, 6 ^—7 Tage,
Kaninchen sterben schon nach circa 7 Stunden. Die Vögel sollen
nach völliger Abzehrung sterben. Daher Blainville die Ursache
des Todes in der Störung der Verdauung sucht, was jedenfalls
schon nicht auf die Kaninchen und Säugethiere überhaupt
passt. (Ich konnte keine Abmagerung bei Gänsen wahrnehmen,
denen der Vagus auf beiden Seiten durchschnitten war.)
D umas (Journ. gén. d. médec. T. 33. 1808. Der.) fand, dass atmo-
phärische Luft oder Sauerstoffgas in die Lungen eingeblasen dem
Arterienblute wieder eine hellrothe Farbe mittheilt. Nach E m-
merts Versuchen an Kaninchen (Reil’s Archiv 9. 380; 11. 117.)
wird das Athmen nach jener Operation seltener, langsamer, beschwerlicher.
Diese Erscheinung ist ganz constant und 'es ist in
der That sehr interessant, wie ich bei Kaninchen und Vögeln
beobachtete, dass von dem Moment an, wo beide Nerven durchschnitten
sind, die Athemzüge tief und langsamer werden. E mmert
fand die Umwandlung des Blutes in den Lungen nicht sehr
verändert, er leitet den Tod der Thie're zum Theif von der
Lähmung der eigenthümlichen Bewegung der Bronchien ab. Emmert
hat zugleich darauf aufmerksam gemacht, dass der sympathische
Nerve und der N. vagus unter den Säugetbieren nur bei
den Kaninchen am Halse getrennt sind, dass sich aber bei den
meisten • Säugethieren der N. sympathicus bald nach dem Austritt
aus dem Ganglion cervicale Supremum mit dem N. vagus
verbindet, und dass man daher den N. vagus nicht ohne den N.
sympathicus unterbinden oder durchschneiden kann. (Nach B ischof
hängt der N. sympathicus nur beim Schwein, Kaninchen,
Maulwurf, Waldmaus nicht mit dem Vagus fest zusammen. JServi
accessorii anatomia et physiologia. Heidelb. 1832.; auch nicht beim
Stachelschweine nach meiner Beobachtung.) E mmert erklärte
nun den verschiedenen Erfolg der Versuche von D upuytren,
B lainville und Andern von der Durchsehneidung beider Nerven
oder des einen nach den verschiedenen Thieren, welche angewandt
wurden. Von D upuytren waren beim Pferde beide Nerven,
in E mmert’s Versuchen an Kaninchen, und-B lainville’s Versuchen
an Kaninchen und Vögeln war dagegen bloss der N. vagus
durchschnitten worden. Dass indess diess keinen besonder»
Einfluss haben kann, geht aus v. P ommer’s Versuchen hervor,,
nach welchen die Durchschneidung des Nervus sympathicus aut
beiden Seiten bei Thieren am Halse- ganz ohne wichtige Folgen
ist. Diese ’ Versuche wurden bei Kaninchen und Hunden, bei
letzteren so gemacht, dass die Scheide, welche den Sympathicus.
und Vagus einschliesst, geöffnet, und der Sympathicus allein durchschnitten
wurde. Die Tbiere zeigten bis zur 7. und 8 . Wocbe,
so lange sie beobachtet wurden, keine wichtige Veränderung.
Vergl. pag. 198. j Nach Arnemann sterben Hunde nicht immer
nach Durchschneidung der Nervi vagi.
Nach P rovenc.al (J. gen. de med. 3 7 . 1810. Janv.) hört der
chemische Process des Athinens nach jener Operation nicht auf,
wird aber vermindert. Es fand, dass die Thiere weniger Sauerstoffgas
verzehren und weniger Kohlensäure bilden, und dass die
thierische Wärme abnimmt. L egallois, der bereits gefunden
hatte, dass ein Thier um so kürzere Zeit ohne Piespiration ausdauert,
je älter: es wird, fand auch, dass nach der Durchschneidung
der Nervi vagi der entgegengesetzte Fall eintritt. Ein neu-
geborner Hund stirbt nach jener Operation schon in \ Stunde,
während sie ein erwachsener Hund 1 — 2 Tage überlebt, wie denn
bei jungen Thieren selbst die Durchsehneidung der Nervi recur-
rentes in ^ Stunde tödtet, so dass bei jungen Thieren die Ursache
des schnellen Todes nach der Durchsehneidung der Nervi
vagi die gleichzeitige Lähmung der von ihnen abgehenden Nervi
laryngei inferiores und die Paralyse der Muskeln des Kehlkopfes
zu seyn scheint. Daher auch die Tracheotomie das Lehen etwas
verlängert. L egallois überzeugte sich auch, dass die Stimmritze,
die sich heim Einathmen erweitert, bei jungen Thieren nach dieser
Operation sich fast gänzlich schliesst. L egallois fand nach
der Durchsehneidung der Nervi vagi eine Ergiessung einer blutig
serösen sebäumigen Flüssigkeit in den Lungen, welche die von der
Lähmung der Muskeln zur Erweiterung der Stimmritze herrührende
Athembeschwerde vergrössert. Beide Ursachen, welche sich bei
der Durchsehneidung der Nervi vagi vereinen, scheinen hier die
endliche Suffocatiön und den Tod zu bewirken, der nach der
blossen Durchsehneidung der Nervi recurrentes bei erwachsenen
Thieren nicht erfolgt. Nach D upuy sterben Pferde und Schafe
nach der Durchsehneidung der Nervi vagi in einer Stunde, wenn
aber die Tracheotomie gemacht worden, nach mehreren Tagen.
Hier ist gleichsam die Wirkung der Lähmung der Nervi recurrentes
getrennt von der Wirkung der Lähmung der Pulmonalzweige
der Nervi vagu Indess glaubt D upuy, dass die Lähmung
der Lungen nicht allein durch die Ergiessung von Flüssigkeiten,
sondern auch durch vermindertes Athmen Suffocation bewirke.
Die Ursache der Ergiessung von Flüssigkeiten aus den Lungen-
gefässen in die Lungenzellen imd die Bronchien ist übrigens leicht
aus den pag. 252. angestellten Betrachtungen einzusehen.
Nach K rimer soll nach der Durchsehneidung der Nervi vagi
eine Ergiessung von Faserstoff in die Lungenzellen erfolgen, was,
wenn es richtig ist, eine Thatsache von Wichtigkeit wäre.
Mayer (T iedem. Zeitschr. fü r Physiol. 2. 74.) beobachtete als
eine constante Erscheinung nach zahlreichen Versuchen über die
Unterbindung und Durchsehneidung des N. vagus, dass, wrenn der
Tod längere Zeit nach der Operation erfolgt, in dem Blute der
Lungen und des Herzens sich feste weisse Koagulationen vorfinden,
welche die Arterien und Venen der Lungen, so wie auch die
Höhlen des Herzens ganz ausfüllen. Diese Coagulationen sind