
die Bildung des Samens unmöglich wird. Die oft wiederholte
Lehre von der Möglichkeit, dass alle specifischen Absonderungen
selbst nach Zerstörung ihrer Absonderungsorgane aus dem Blute
sich wiedererzeugen ' können, hat gar keine thatsäOhliche Basis;
denn alle dafür angeführten Gründe sind hloss von denjenigen
Fallen hergenommen, wo die Absonderung in dem ursprünglichen
Organ nicht aufgehoben, sondern die Weiterförderung des Secre-
tes durch mechanische Hindernisse gehemmt war, oder, wo der Ab-
sonderungsstoff als solcher im Blute schon vorhanden war, wie
es vom Harnstoff nach P revost und D umas Untersuchungen bekannt
ist. Die einzige Absonderung, deren Bestandtheile im Blut
nicht als solche vorhanden sind, welche sich aber immer und an
allen Orten wiedererzeugen kann, indem sich mit der Entzündung
das Organ dazu von neuem bildet, ist die Eiterung.
ln allen Fällen, wo nach gänzlicher Unterdrückung; einer
Absonderung eine antagonistische entsteht, zu der der Stoff nicht
als solcher aus dem Blut genommen werden kann, ist die antagonistische
Absonderung auch durchaus von der ursprünglichen
verschieden, und hat nur so viel Aehnlichkeit mit der ersten, als
die näheren Bestandtheile der Absonderung des zweiten Organes
es zulassen. Währe Milchversetzungen giebt es z. B. nicht; Au-
t e n r i e t h bemerkte schon, dass dergleichen Versetzungen durch
Mangel an den wesentlichen Bestandteilen der Milch, nämlich
des Milchzuckers und der Butter sich unterscheiden. Diese Ausscheidungen
bestehen vielmehr nur aus. den näheren Bestandteilen
des Bluts, welche zur Umwandlung von Blut in Milch hätten
verwandet werden können, z. B. Eiweiss. Ueber die .Unstatthaftigkeit
der Eitermetastasen und die Missverständnisse, welche
durch Unkenntniss der hierbei stattfindenden pathologischen Vorgänge
entstehen, habe ich schon pag. 272. gehandelt, ,
Die Drüsenkanälchen scheiden das Secret immer nach innen
ab (vergl. p. 461.), nur in seltenen Fällen scheint die neugebildete
Materie sogleich auch weiter und ins Blut zu gelangen, wie bei
der nach Gemüthsbewegungen entstehenden Form der Gelbsucht.
4. Von der Ausführung ,dcr Secreta;
Die Ausführungsgänge der Drüsen enthalten in ihrem Innern
eine Schleimhaut, welche äusserlich mit einer äusserst
dünnen Schicht von muskulösem Gewebe umlagert ist. Die
Existenz von Muskelfasern lässt sich hier zwar anatomisch
nicht nachweisen, aber aus physiologischen Gründen lässt sich
daran nicht zweifeln; denn von den meisten Ausführungsgängen
weiss man, dass sie auf Beize sich zusammenziehen können.
So hat R udolphi schon die Zusammenziehungsfahigkeit
des Ductus eholedochus der Vögel beobachtet. Ich habe dieses
Phänomen öfter gesehen, wenn ich bei einem eben getöd-
teten Vogel den Ductus eholedochus mechanisch oder galvanisch
reizte; die darauf erfolgende Zusammenziehung des Ganges ist
ungemein stark und dauert Minuten lang, worauf sich der
Gang wieder, wie vorher, erweitert. Auf gleiche Art habe ich
hei Kaninchen sowohl als bei Vögeln an den Ureteren auf starken
galvanischen Reiz örtliche starke Zusamrncnziehungen eintre-
ten gesehen. So hat T iëdemann Bewegungen an dem Duclus
deferens des Pferdes auf angebrachten Reiz beobachtet. T iede-
mamn ., über die Wege, auf welchen tt. s. w. p. 22. Es scheint sogar,
dass periodische wurmförmige Bewegungen an diesen Ausführungsgängen
stattfinden, wenigstens gilt dieses von dem Ductus
eholedochus der Vögel; denn an diesem habe' ich bei einem
eben getödteten Vogel regelmässig in Pausen von mehreren Minuten
Zusammenziehungen beobachtet, worauf jedesmal der Gang
sich wieder erweiterte. Diese Zusammenziehungen fänden in jenem
Fall merkwürdiger Weise aufsteigend statt, nämlich vom
Darmkanal gegen die Leber hin, und werfen ein Licht auf die
Art, wie die Galle zü gewissen Zeiten, statt durch den D. chole-
doebus auszufltessen, vielmehr zurückgehalten und in das Divertikel
des Gallengangs, nämlich die Gallenblase, gelrieben wird,
wozu denn auch noch diü vollkommne Versehliessung der Mündung
des Ductus eholedochus beitragen mag. Zur Zeit der Verdauung,
W'O die Galle der Gallenblase ausgeleert wird, erfolgt
diese Ausleerung wahrscheinlich bloss durch die Oeffnung des Ductus
eholedochus unter dem Druck der umliegenden Theile und
der Bauchmuskeln; denn die Gallenblase kann sich höchst
wahrscheinlich nicht zusammenziehen, wenigstens konnte ich an
der Gallenblase der Säugetbiere und der Vogel, selbst bei dem
heftigsten Reiz durch eine galvanische Säule, keine Zusammenziehung
bewirken, und es unterscheidet sich dieses Divertikel von
den im Ganzen ähnlichen Divertikeln anderer Ausführungsgänge,
nämlich der Urinblase und den Sarnenbläschen.
Die Beschaffenheit der inneren Haut der Ausführungsgänge
und die Xöntractilität ihrer mittlern Haut beweist offenbar, dass
diese Gänge blosse Ausstülpungen der Schläuche sind, in welche
sie führen, wie der Ductus eholedochus und pancreaticus aus denselben
Schichten bestehend, Fortsetzungen der Häute des Duodenums
sind.
■ Welchen Antbeil die Contractilität der Ausführnngsgänge an
der oft plötzlichen Ausscheidung des Speichels und der Thräneit
habe, will ich hier nur fraglich andeuten. Auch will ich hier'
noch bemerken, dass, da die Contractilität der Ausführungsgänge
der. Drüsen factisch erwiesen ist, der Krampf dieser Theile keine!
blosse Einbildung der Aerzte ist.