
2) Zwischen der äussern Haut und den serösen Häuten. Die
Wasserergiessungen der serösen Häute vermindern regelmässig
die Absonderung der äussern Haut, und durch Unterdrückung
der Hautabsonderung entstehen hinwieder zuweilen Wasserergiessungen
in den serösen Häuten, sowohl bei vorher gesundem
Zustande der Haut, als bei Störungen der Hautexantheme. Endlich
verursachen Krankheitseinflüsse, welche auf die äussere Haut
wirken, nicht selten Entzündungen der serösen Häute.
3) Zwischen dem Drüsengewebe und den Schleimhäuten. Ich
habe schon oben erwäjint, dass eine Drüse, die in eine Schleimhaut
äusführt, in lebhafter sympathischer Verbindung mit dieser
Schleimhaut steht, wie denn däs Drüsengewebe nicht allein als
eine Verlängerung des Ausführungsganges, und dieser als Fortsetzung
der Schleimhaut betrachtet werden kann, sondern auch
die dem Darmkanal adnexen Drüsen aus dem Darmkanal1 selbst
anfangs hervorkeimen. Siehe oben p. 392. s Wir dürfen uns daher
nicht wundern, wenn die Reizung der Mundschleimhaut die Absonderung
des Speichels vermehrt, die Reizung der Conjunctiva
einen Tbränenfluss, die Indigestion eine.\Salivation bewirkt.
4) Zwischen den Schleimhäuten und den serösen Häuten zeigt
sich seltener eine solche Wechselwirkung.
5) - Zwischen den fibrösen Häuten, der Markhaut der Knochen
und dem Knorpel- und Knochengewebe findet hingegen eine sehr innige
Beziehung statt. Der Zustapd der Beinhaut wirkt auf den
des Knochens und umgekehrt. Nach Entzündung der Beinhaut
folgt häufig Aufschwellung des darunter, liegenden Knochens, und
hei Knochenauftreibungen wird auch die Beinhaut verdickt.
Nach Entzündung der Markhaut der Knochen entsteht auch Aufschwellung
der ganzen Dicke des- Knochens. Nach Zerstörung
der Beinhaut erfolgt die äussere, nach Zerstörung der Markhaut
die innere Nekrose der Röhrenknochen/ Siehe oben p. 419. Diese
Wechselwirkung gründet sich vorzüglich, auf den Umstand, dass
sowohl von der Beinhaut als von der Markhaut aus, unzählige
feine Gefässe von aussen nach innen in das Innere des Knochens
eindringen.
Ein aufmerksamer Arzt wird diese Beispiele von Sympathien
zwischen verschiedenen Geweben leicht vermehren können.' Die
Erklärung dieser Sympathien kann nicht in allen Fällen dieselbe
seyn. Absondernde Häute stehen an und für sich y abgesehen
von den Nerven, durch die Wirkung des Zustandes der Absonderungen
auf die Säftemasse in einem antagonistischen Verhältnisse.
Siehe oben p. 470. Andere Erscheinungen, bei welchen
weniger allein die Absonderung als der gesarnmte Lebenszustand
der Häute verändert wird, wie bei der lebhaften Wechselwirkung
der Haut und der Schleimhäute, gehören mehr zu .den Phänomenen
der durch Mitwirkung der Nerven zu erklärenden Reflexion.
Siehe oben p. 759. In Hinsicht der Wechselwirkung der Drüsen
mit dert Schleimhäuten ist es ungewiss, ob die Sympathie' durch
Reflexion oder durch Wechselwirkung der Nerven selbst unter
Mitwirkung des N. sympathicus erfolgt. Die Wechselwirkung
der äussern und irniern Beinhaut der Knochen mit den Knoche«
ist endlich • durch ihre Gefässverbindungen und die Wechselwirkung
ihres Gefässgewebes zu’erklären.
IIL. Sympa t h ien d e r ein z e l nen Gewebe mit ganzen Organen.
Die Krankheit eines ganzen Organes, an welcher ein weiter
verbreitetes Gewebe Antheil hat, theilt sich den Fortsetzungen
dieses Gewebes über das ursprünglich afficirte Organ hinaus
mit, und umgekehrt kann der Zustand' eines Gewebes auf
den eines zusammengesetzten Organs wirken.
Als Beispiele dieser Art von Sympathie kann map vorzüglich
das Verhältniss der Eingeweide zu der äussern Haut, zu den
Schleimhäuten, serösen Häuten anführen.
. Durch die äussere Ha.ut kann eine Krankheitsursache zu jedem
zur Krankheit disponirten Organe Eingang finden, und anderseits
können Reizungen und Ableitungen, auf der äussern Haut
angebracht, wieder auf die Krankheitszustände jedes besondern
nahegelegenen Organes wirken. Auch werden Blutungen innerer
Theile durch Wirkung der Kälte auf die Haut gestillt. Endlich
kann sich eine exanthematische Krankheit der Haut auf alle inneren
Theile . versetzen.
Die serösen Häute participiren immer an den Zuständen
der Organe, welchen sie einen Ueberzug geben. Bei den organischen
'Bildungskrankheiten der Eingeweide leiden die serösen
Häute nicht allein, wo sie das Eingeweide überziehen, sondern
in ihrer ganzen Ausbreitung mit. So entsteht in Folge einer
organischen Krankheit der Lungen Brustwassersuöht, des Herzens
IJerzbeutelWassersucht, der Leber Bauchwassersucht, der
Gebärmutter und der Eierstöcke Bauchwassersucht, hei organischen
Krankheiten des Hodens Hydrocele. Dabei gilt das Erfahrungsgesetz,
dass gewöhnlich die dem kranken Organe zunächst
gelegenen serösen Häute sympathisch afficirt werden.
Ferner sind in den Krankheiten der Eingeweide, an welchen
Schleimhäute participiren, die Schleimhäute in grösserer Ausdehnung
immer afficirt. Bei den organischen Krankheiten der Gebärmutter
entsteht weisser Fluss. Bei den Krankheiten der Lungen
sind die Schleimhäute der Bronchien afficirt. Bei den Bildungskrankheiten
des Magens, des Darmkanals entsteht oft eine
anhaltende Verstopfung aus Mangel an Absonderung in der Schleimhaut
des Tractus intestinalis.
Bei dem entzündlichen Zustande einer Schleimhaut ist das
ganze System ergriffen, die ' nahegelegenen Muskeln sind entweder
in ihren Bewegungen gehemmt, wie die Schlundmuskeln
in der Entzündung des Schlundes, oder sie sind krampfhaft afficirt,
wie das'Zwerchfell, die Intercostalmuskeln im Reizhusten,
welcher von der Schleimhaut der Lungen ausgeht. Mechanische
Reizung der Schleimhaut bringt dieselbe Wirkung hervor.
Man kennt die Krämpfe, welche von mechanischer Irritation der
Stimmritze entstehen, das Würgen nach der Reizung der Schleimhaut
des Schlundes; die Reizung der Schleimhaut der Blase, der
Ureteren durch Steine, durch Entzündung bewirkt Krampf des