
Körper wieder zersetzt und ausgeschieden werden. Man hat diese
Einwirkungen Reize oder Lebensreize genannt; man muss sie indessen
von vielen anderen zufälligen Reizen wohl unterscheiden,
welche zum Leben nicht nothwendig sind, und man muss sich
nur immer vorstellen, dass die.se Lebensreize die Erscheinungen des
Lebens durch materielle Veränderungen,' Austausch ponderabeler
und imponderabeler Materien bewirken, indem sie beständig die
zum Lehen nothwendige Mischling .der'Säfte, z. B. des Blutes,
unterhalten, und das durch die Lebensreize veränderte Blut wieder.
alle Organe reizt, d. h. organische, zur Aeusserung dès Lehens
nothwendige, materielle Veränderungen, Austausch ponderabeler
und imponderabeler Materien in ihnen hervorbringt, die zugleich
mit einer Zersetzung schon vorhandener Bestandteile der Organe
und mit Ausscheidung derselben verbunden sind. Auch die Nerven
der Thiere bewirken wichtige materielle Veränderungen in
den Organen, -und das in denselben wirkende, wahrscheinlich impondérable
Agens ist ein wichtiger innerer Lehensreiz. Man hat
diese Eigenschaft aller organischen Körper, durch die genannten
Lebensreize gewisse zur Aeusserung des Lebens notwendige, beständige
materielle Umwandlungen zu erleiden, incitabilitas, Reizbarkeit,
genannt. Diese Reize sind gleichsam der äussere Impuls
fur den Gang des Räderwerks der ganzen Maschine;, so unpassend
der Vergleich mit einem Mechanismus auch seyn mag, die
organische Kraft, welche in den organischen Körpern den zum
Leben notwendigen Mechanismus erschafft, ist doch keiner Acte
ohne diesen äussern Impuls und ohne beständige materielle Umwandlungen
mit Hülfe der äusseren sogenannten Lebensreize fähig.
R icherand hat daher die Aeusserungen des Lebens nicht uneben
mit den Erscheinungen der Verbrennung und der Flamme verglichen.
Die Erscheinung des Feuers dauert nur so lange, als
die zur Verbrennung nöthigen Combinationen und Trennungen
stattfinden;, der Sauerstoff verbindet sich mit dem brennenden
Körper, Wärme wird entwickelt, und so lange Sauerstoff und
brennbare Materien zugeführt werden, dauern die Phänomene
des Feuers. Ich bin weit entfernt, das Leben als von einer Verbrennung
abhängig zu machen, ich will nur sagen, dass hier, wie
dort, gewisse beständige Combinationen Und Zersetzungen der
Materie die Erscheinungen dort der Verbrennung und Lichterscheinung,
hier die Erscheinungen der organischen Kraft hervor-
bringen, dass die Lebensreize für die organischen Körper dasselbe
sind, was der Sauerstoff der Atmosphäre und das brennbare
Material für die Erscheinung des Feuers, wo man den Sauerstoff
doch nicht den Reiz der Flamme nennt, und dass der Narne Reiz,
Lebensreiz, ohne sich die dadurch veranlassten materiellen Veränderungen
dabei zu denken, ohne beständige neue Bindung und
Ausscheidung ponderabeler und imponderabeler Materien ein leerer,
und sogar falscher Begriff ist. Man muss nur immer bedenken,
dass die durch die Lebensreize bewirkten materiellen Veränderungen,
obgleich Stoffe der unorganischen Natur dabei wirken,
nicht wieder binäre Verbindungen im Organismus erzeugen,
sondern nur binäre Verbindungen als zersetztes, wie Kohlensäure,
ausscheiden während der heim Athmen zum Theil an das Blut
tretende Sauerstoff das Blut verändert, und das veränderte Blut
in den mit der organischen Kraft begabten Orgaimn ganz andere
materielle Veränderungen hervorbringen muss, aTs man sie sich
in einem todten Körper zu denken hat.
Diese allgemeinen Bedingungen des Lebens, die Lebensreize,
oder integrirenden Reize, sind für Pflanzen und Thiere gemein;
für die Pflanzen insbesondere ist auch das Licht unentbehrlicher
belebender Reiz, für die thierischen Körper ist es (obgleich Entziehung
des Lichteinflusses sbrophulös und rhachitisch macht), weniger
unmittelbar nothwendig, wie viele Thiere, namentlich die
Eingeweidewürmer, beweisen, und dessen Mangel wirkt auf die
thierischen Organismen nur mehr in sofern schädlich ein, als es
die anderen Lebensbedingungen modificirt. Für die Thiere ist
als unentbehrliche Lebeushedingung, nicht bloss Aufnahme neuer
Materien, sondern auch vorzugsweise schon organisirter Materien
zu nennen, während die Pflanzen organisirte Materien theils in
binäre Verbindungen zerlegt als Nahrung aufnehmen, und binäre
in ternäre Verbindungen verwandeln. Sonst ist die Nothwendig-
keit von neuer Materie, Wärme, Wasser und atmosphärischer Luft
für die Entwickelung der organischen Wesen, ihr Fortbestehen
und ihr Wachsthum eine ganz unbedingte. Man hat sehr geirrt,
indem man diese belebenden Reize mit- anderen Reizen zusaminen-
gestellt hat, welche in die Zusammensetzung der organischen Körper
nicht wesentlich eingehen, und ihre Kräfte nicht vermehren.
Ein mechanischer Reiz, welcher den Zustand einer empfindlichen
Haut modificirt, z. B. Druck, bewirkt zwar eine Lebenserscheinung,
Empfindung, aber belebt nicht und verstärkt nicht die organischen
Kräfte; dagegen tragen die zum Leben unbedingt noth-
wendigen Reize zu der Bildung der’ organischen Materie seihst
wesentlich bei. Die Nahrungsmittel für’s Erste sind nicht allein
Reize der organischen Körper, sondern selbst lebensfähig, sie sind
Reize, welche beleben und selbst belebt werden können. Der
Mensch eütbehrt sie ohne tödtliche Folgen im .gesunden Zustande
kaum länger als eine Woche, die höheren Thiere entbehren sie
ohne tödtliche Folgen nicht mehrere Wochen lang, die Amphibien
hat man dagegen Monate lang fasten gesehen, wie von Schlangen
und Schildkröten vorzüglich bekannt ist. Das Wasser, mag es in
die organischen Verbindungen als solches eingehen, oder seine
Elemente zu den organischen Verbindungen beitragen, ist auch in
seinem ungebundenen Zustande zur Aeusserung des Lebens durchaus
nothwendig. weil die thierischen Theile ohne im Zustande der
Aufweichung von Wässer zu seyn, keines Lebens fähig sind. Die
atmosphärische Luft endlich ist eine für die Lehenserscheinungen
so nothwendige Bedingung, dass das Leben der höheren Thiere
keinen Augenblick besteht ohne Athmen, ohne die' mit dem Athmen
verbundenen Veränderungen des Blutes und ohne den Einfluss
dieses Blutes auf die Organe. Die Zufuhr der Nahrungsmittel
kann eine geraume Zeit lang fehlen, z. B. bei den Amphibien,
die Aufnahme von neuen Nahrungsstoffen aus dem Blute in die
Organe fehlen, aber jene andere Veränderung, welche das Blut in