wahrscheinlich, da die weisse Farbe des Chylus nach der Natur der
Nahrungsmittel variirt, und im geraden Verhältnisse mit der Menge
des genossenen Fettes zunehmen soll. Eine -schon p. 260. angeführte
Beobachtung von dem zuweilien ganz weissen Serum des
Blutes bei jungen Kätzchen, die noch an der Mutter saugen,
könnte es wahrscheinlich machen, dass hier doch Kügelchen der
Milch in die Lymphgefässe eindringen. Indessen ist jene Erscheinung
bei jungen Kätzchen nicht constant, und könnte auch eins mit
derselben, zuweilen bei Erwachsenen vorkommenden Erscheinung
seyn, wenn der Chylus im Blute noch nicht verarbeitet ist, oder
der Chylus viele Fetttheilchen enthalten hatte. Vergl. p. 260.
und p. 154. Unsichtbare Poren müssen offenbar in den Wänden
der ,Lymphgefässanfänge vorhanden -seyn, weil sie Aufgelöstes
aufnehmen5' aber jedenfalls können diese Poren,, selbst wenn sie
Kügelchen hindurchlassen, nichtywohl grösser als die Chyluskü-
gelchen selbst; seyn, die nach P revost und Dumas Par. Zoll
Durchmesser haben, und nach mir in der Mehrzahl (Kalb, Ziege,
Hund) -y bis -j- Mal sogross sind als die Blutkörperchen eines Säugethiers.
Denn wären jene Poren grösser, so würden auch grössere
Theilchen des Chymus in die Lymphgefässe übergehen. Diese
find en sich aber darin nicht vor; nur einmal, nämlich beim Kaninchen,
sah ich die wenigsten der Chyluskügelchen grösser als
die Blutkörperchen, und nur einmal fand ich, sie gleich den Blutkörperchen
, wie bei der Katze, die meisten kleiner. Indessen
können jene grösseren, Körperchen des Kaninchens wohl kaum
durch die Wände der Darmzotten eingedrungen seyn, weil man
so grosse Oeffnungen an ihnen müsste erkennen können. Die
zwischen den Zotten deutlich sichtbaren, zahlreichen Oeffnün-
gen, welche gegen 12mal grösser sind als die Blutkörperchen,-
sind blosse Crypten (LiEBERKUEiiN’sche Drüsen) und scheinen mit
der Resorption nicht in Beziehung zu stehen.
- Chylus.
Der Chylus ist die vom Darmkanal während der Verdauung
in die Lymphgefässe aufgenommene Materie, welche-sich von der
ausser der Verdauungszeit in diesen Gefässen enthaltenen Lymphe,
und der Lymphe anderer Theile durch ihre weisse Farbe
unterscheidet. Obgleich der Chylus bei den Vögeln in . der Regel
nicht weiss, sondern klar ist, und |bei den pflanzenfressenden
Thieren meist ebenfalls nicht so trüb ist, so ist er doch bei
den Fleischfressern (selbst bei den Pflanzenfressern, so lange sie
jung noch von Milch leben) immer mehr oder weniger trüb und
weisslich. Die Farbe rührt von Kügelchen her, 'deren Grösse
ich oben angegeben habe. Röthlich ist der Chylus nur ausnahmsweise
und in seltenen Fällen, wie z. B. im Ductus thoraci-
cus der Pferde; ich habe ihn bei den von mir untersuchten
Thieren (Kalb, Ziege, Hund, Katze, Kaninchen), auch im Ductus
thoracicus nie anders als weisslich' gesehen. Der Chylus reagirt
alkalisch, seinen Geruch haben Einige mit dem des; männlichen
Samens verglichen.
Der Chylus gerinnt freiwillig, einige Zeit nachdem er die
Gefässe verlassen hat. Reuss und Emmert, so wie Tiedumann und
Gmelin, haben gefunden, dass diese Gerinnbarkeit zunimmt, je
weiter der Chylus im lymphatischen System fortschreitet; so dass
Chylus aus den Lymphgefässen des Darmkanals nicht gerinnt,
selbst dann selten gerinnt, wenn er durch die Mesenterialdrüsen
durchgegangen ist. Bei dem Gerinnen (10 Minuten, nachdeirrer
aus dem Gefäss. genommen ist, wie bei der Lymphe) sondert sich
der Chylus des Ductus thoracicus in Coagula und Serum. Das
Geronnene ist der Faserstoff des Chylus, vermengt mit einem
Antheil der Kügelchen des Chylus. Das flüssige Serum ist eine
Auflösung von Eiweiss, worin ein Theil der Kügelchen des Chy-
lus/suspendirt bleibt. Zugleich sondert sich auf der Oberfläche
des Chylus eine rahmartige Masse ab, welche aus Fettkügelchen
besteht. Nach der Coagulation wird das Coagulum vom Chylus
des Ductus thoracicus in freier Luft häufig auffallend röther,
als der Chylus vorher war. Emmert fand bei Vergleichung des
Chylus der Lymphgefässe aus der Cysterna chyli, aus dem mitt-
lern Theil und obern Theil des Ductus thoracicus des Pferdes, dass
die Einwirkung der Luft den milchweissen Chylus der Lymphgefässe
nur wenig veränderte, während der Cysternenchylus etwas
röthlich wurde; letzterer coaguiirte auch zum kleinern Theil.
Der Chylus aus dem obern Theil des Ductus thoracicus erhielt
an der Luft eine der Färbe des arteriösen Blutes ziemlich nahe
kommende Farbe, auch trennte ersieh in Serum und eine Art von
Blutkuchen, welcher fester und grösser als in dem andern Chylus
war. Das Sei’um von dem Chylus der Cysterne und der grossen
Milchgefässstämme war dicklicher, trübe und enthielt eine Menge
weissgelber Kügelchen. Das Serum vom Chylus des Brustganges
war klar und zeigte dem blossen Auge keine Kügelchen. In Emmert’s
Versuchen enthielt der Chylus aus dem mittlern Theil des Ductus
thoracicus etwas mehr thierischen Stoff, als der aus dem obern Theil,
wahrscheinlich, weil letzterer ausser dem Chylus eine relativ grössere
Quantität der viel dünneren Lymphe aus den übrigen Lymphgefässen
des Körpers aufgenommen hat. Emmert in Scherer’s Journ.
der Chemie. 5. p. 164.691. Vergl. Reil’s Arch. 8.146. Magendie sagt,
wenn der Chylus von Nahrungsstoffen herrührt, welche kein oder
wenig Fett enthalten, so ist der Chylus weniger weiss, sondern
mehr opalartig; er trennt sich in Coagulum und Serum, und
auf seiner Oberfläche sondert sich wenig oder keine rahmartige
Materie ab. Kömmt der Chylus aber von animalischen oder vegetabilischen,
fetten Substanzen, so ist der Chylus weiss, und
theilt sich in dreierlei Bestandtheile, in Coagulum vom Faserstoff,
in Serum und in eine rahmartige Schicht auf der Oberfläche der
Flüssigkeit, welche die fettigen Bestandtheile enthält. Nach Mar-
cet (medico^chirurg. transact. 1815. Meck. Arch. 2. 268.) geht
der Chylus von Pflanzenkost auch langsamer in Fäulniss über, als
der von thierischer Kost, und enthält mehr Kohle; ersterer soll
immer milchig seyn und mehr Rahm absetzen, letzterer mehr
durchsichtig seyn und keinen Rahm absetzen.
T iedemann und Gmelin haben durch die grosse Anzahl ihrer
Versuche über den Chylus, durch die Genauigkeit und
die gleichzeitige anatomisch-physiologische und chemische Um