
letztere ist 'der Bewegungsnerve des Musculus tensor tympani,
den Compa retti entdeckte, beim Kalbe tritt er durch das Ganglion
oticum durch. Der andere Nerve, N. petrosus superficialis
minör, welcher vom Ganglion selbst entspringt, dringt in einen
eigenen Kanal des Felsenbeines, welcher vor und an der äus-
sern Seite des Aditus canalis-Fällopiae liegt, tritt durch diesen
Kanal in die Trommelhöhle ein, und verbindet sich mit der Ja-
cobsonschen Anastomose. Er giebt auch einen kleinen Ast zu
dem Knie des N. facialis. Diese Anastomose, deren Hauptbogen
auf dem Promontorium der Trommelhöhle liegt, verbindet den
N. tympanicus ganglii otici mit dem Ramus carotico-tympanicus
n.' sympathici und dem Ramus tympanicus ganglii petfosi n. glos-
-sopharyngei zu einer Schlinge. Der Zweig vom N. glossopharyn-
geus scheint nicht von diesem Nerven zu kommen, sondern zu
ihm hinzugehen, und an der Stelle des Ganglion petrosum ihm
organische Fasern einzumischen.
Dieser ganze' Apparat von zum Theil organischen Nervenfasern,
der vom Ganglion oticum ausgeht, scheint dazu, bestimmt,
dem dritten Ast des' N, trigeminus, dem siebenten und neunten
Nerven, organische Fasern einzumiscben, und die Trommelhöhle,
namentlich die, Schleimhaut mit organischen Fasern zu versehen.
Dagegen scheint das Ganglion oticum in keiner Beziehung zum
Gehör zu stehen. Man' begreift nun bei der Menge der organischen
Fasern, welche dem N. trigeminüs eingewebt sind, warum die
Durchsehneidung des N. trigeminus in MAGENDrE’s Versuchen die
Vegetativen Functionen des Auges, des Zahnfleisches, der Zunge
veränderte (siehe oben p. 662.); auch sieht man 'die Neigung der
Schleimhäute des Auges, der Nase und der Trommelhöhle zu
gleichzeitigen catarrhalischen AffeCtionen ein. S. oben p. 762.
Das Ganglion maxillare am R^mus lingualis des dritten Astes des
N. trigeminus gleicht darin dem Ganglion ciliare, dass es von organischen
Fasern und von Fädön des-animalischen Nervensystems zusammengesetzt
wird. Von vegetativer Seite geht zu diesem Knoten
nach HALLER’s, Bock’s, Arnold’s, Beobachtungen ein Faden vom Ganglion
cervicale supr. n. sympathici, der mit der Gesichtsschlagader
zum Ganglion maxillare gelängt. Von diesem Zweige und von der
gangliösen Masse mögen die organischen Wirkungen des Ganglions
auf die Absonderung des Speichels in der Glandula subma-
xillaris abhängen. Ausserdem geht, zu dem Knoten nach Arnold
ein Zweig der an dem N. lingualis angeschlossenen Chorda tympani,
während die Fortsetzung derselben im N. lingualis bleibt.
Da die Chorda tympani vom N. facialis kömmt, der ein motorischer
Nerve ist, so mag von diesen Fädep die motorische Wirkung
der aus dem Ganglion maxillare auf den beweglichen Du-
ctus'Whartonianus (siehe oben p. 473.) ausstrahlenden Fäden, herrühren.
Dann gehen nachrÄRNÖLD auch noch einige Fäden vom
N. lingualis selbst zum Ganglion maxillare ab, welche die Sensation
in der Drüse und dem Ausführungsgange unterhalten mögen.
So gleicht also dieser Knoten in Hinsicht seiner Wurzeln
von dreifacher Bedeutung dem Ganglion ciliare. Das Ganglion
maxillare giebt nach Arnold graue Fäden theils an die Drüse,
theils an ihren Gang, theils aber auch an den N. lingualis’ ab.
Die vergleichende Anatomie des N. trigeminus ist freilich
noch in manches Dunkel gehüllt, doch verhält sich dieser Nerve
bei den höheren Thieren fast ganz so wie beim Menschen, sowohl
in Hnsicht seiner Verbreitung als seiner physiologischen
Eigenschaften. Er ist der Hauptgefühlsnerve des Gesichtes. So
rühren nach Rapp (die Verrichtungen des fünften Nervenpaar es.
Leipz. 1832. 4.) die Empfindungsfasern der Bälge der Taslhaare
der Thiere vom N. infraorbitalis her, während die Bewegung der
Bälge durch den N. facialis versehen ist:
Wo das Tastgefühl bei den Thieren in der Schnauze eine
grössere Rolle spielt, ist immer der N. infraorbitalis stärker, wie
bei den mit einem Rüssel versehenen Thieren.
Bei den Schlangen und Eidechsen "sehe ich den ersten Ast des
N. trigeminus ünabhängig vom zweiten und dritten Ast sein Ganglion
bilden. Bei mehreren Thieren enthält der erste Ast des trigeminus
Augenmuskelzweige, so bei den Cetaceen nach Rapp und
Bruns, bei den Petromyzon nach Schlemm und d’Alton, beim Frosch
nach Volkmann. Muell. Archiv. 1837. LVIJ. LXXI-X. 1838. 76.
Beim Frosch geht vom Quintus ein durch die Trommelhöhle
verlaufender Ast zum Zungenschlundast des Vagus oder zum
Glossopharyngeus. - Volkmann.
Bei den Zitterrochen wird der vordere Theil des elektrischen
Organes auch von einem Aste des N. trigeminus. versehen,
während die Hauptnerven dieser Organe Aeste des Nervus vagus
sind. Bei den Rochen geht ein Ast des Nervus trigeminus zu
der Ausstrahlung der Schleimröhren unter der Haut. Bei dem
Karpfen erhält der N. vagus und der letzte Hirnnerve, welcher zu
den Muskeln der Brustflosse geht, nach W eber’s Untersuchungen
auch einen Antheil vom N. trigeminus. W eber Meckel’s A r c h i v .
1827. p. 313. Auch fand W eber bei Gadus Iota einen Ast des
N» trigeminus zur Kehlflosse.
E. H. W eber hat die Entdeckung gemacht, dass mehrere
Fische neben dem gewöhnlichen N. lateralis, der ein Ast des N. vagus,
an der Seite des Fisches oberflächlich in den Rumpfmuskeln
bis zum Schwanz verläuft, auch noch einen anderen Längsnerveu
vorn N. trigeminus haben. Dahin gehören der Wels und die
Aalraupe. W eber de aure et auditu. Lips. 1820. Meckel’s Archiv
1827. p. 304. Diesen N. lateralis trigemini verbindet sich auf
das innigste mit den Spinalnerven, was der N. lateralis 'vagi nicht
thut. Bei den Fischen sind der N. vagus und trigeminus gemeiniglich
die stärksten Nerven des Gehirns, ihre Entwickelung entspricht
der Stärke der Anschwellungen des verlängerten Markes,
wo sich am Ursprünge des N. vagus oft ein eigener Hirnlappen
entwickelt; der N. trigeminus entspringt beim Karpfen von einer
vordern iinpaaren, beim Wels von einer seitlichen Anschwellung
des kleinen Gehirns, wie W eber fand; bei den Myxinoiden
endigt der Lohns medullae oblongatae vorn ganz frei in den N.
trigeminus. >
M U Iler ’s Physiologie. I. 51