
cobson die Harnsäure in einem, besondern Ausscheidungsorgane
bei Mollusken entdeckt hat. Was aber die Wechselwirkung der
thierischen Körper mit der atmosphärischen Luft betrifft, so haben
wir zwar noch keine entfernt begründete Vorstellung über
die Ursachen dieser für das Leben so notliwendigen Verknüpfung;
aber die Hypothese, dass durch das Athmen die noch fehlenden
Elemente zur Bildung von Thierstoff hinzutreten, oder die überflüssigen
zu dieser Bildung abgeschieden werden, widerlegt sieh
sogleich aus dem Factum, dass die meisten Thiere den Thierstoff
schon gebildet aufnehmen, und dass die Amphibien doch athmen,
Sauerstoff der Atmosphäre verzehren, und Kohlensäure ausathmen,
wenn sie auch keine Nahrung Monate lang zu sich nehmen. Die
beständigen Ausscheidungen, welche der Lebensprocess auch ohne
die Zufuhr von Nahrungsstoffen bewirkt, Kohlensäure, und Harnstoff
(und Harnsäure), sind unfähig andere thierische Wesen zu
ernähren; die Kohlensäure ist bereits eina durch Zersetzung von
Thierstoff entstandene binäre Verbindung der Harnstoff steht einer
binären Verbindung sehr nahe, oder ist selbst vielleicht schon
binäre Verbindung, -wenigstens ist seine Entstehung aus- cyanicbt-
saurem Ammonium, wie W oehler zeigt, überaus leicht. Da diese
Excretionen fort und fort auch ohne alle Zufuhr ivon Nahrungsmitteln
stattfinden, so folgt nothwendig, dass das Leben an und
für sich mit einer beständigen Zersetzung schon organisirter Stoffe
verbunden ist, Diess ist auch nicht anders möglich, wenn es wahr
ist, was vorher bewiesen worden, dass die .organische Kraft in einem
thierischen Wesen sich nur so lange äussert, als gewisse Lebensreize
beständig materielle Unrwandlungen in den lebenden
Theilen bewirken, wovon die Lebenserscheinungen nur die Erscheinungen
sind, wie das Feuer die Erscheinung der materiellen
Umwandlung bei der Verbrennung. Der Antrieb zu diesen materiellen
Umwandlungen geschieht durch das Athmen; das durch
das Athmen beständig veränderte Blut bewirkt wieder beständig
materielle Umwandlungen in den Organen; aus schon gewesenen
Bestandteilen der Organe kommen die allgemeinen Zersetzungs-
producte, Kohlensäure und dje an Stickstoff überaus reichen Bestandteile
des Harns, Harnstoff und Harnsäure, und diese den
Lebensprocess begleitende Zersetzung der organischen Materie
macht wieder die Zufuhr neuer Nahrungsstoffe nötig, welche die
organisirende Kraft erfahren. Ein organisirter Theil zeigt nur so
lange Lebenserscheinungen, und organisirt so lange nur andere
Materienj als er beständig in seiner Buhe durch neue Aeusserun-
gen organischer Affinität zwischen dem Blute und den Bestandteilen
der Organe angeregt wird* wovon die Zersetzung gewisser
Theile der Organe bedingt ist, die wieder ersetzt werden durch
die Wirkung der organischen Kraft auf die neuen Nahrungsstoffe.
Die Nahrungsstoffe der Thiere sind schon organisch zusammengesetzte
Materien der Thiere und Pflanzen; die Nahrungsstoffe
der Pflanzen sind theils Stoffe von Pflanzen und Thieren, im nicht
ganz zersetzten Zustande, theils seihst binäre Combinationen, nämlich
Kohlensäure und Wasser. Man hat geglaubt, dass die Pflanzen
aus reiner Kohlensäure und Wasser sich ernähren können,
indessen haben die Erfahrungen von H assenfratz, T h. de S aussure,
G iobert, L ink gezeigt, dass Pflanzen unter diesen Umständen
nur sehr kümmerlich oder gar nicht gedeihen, selten blühen
und fructifioiren. S. T iedemann Physiologie I. 218, Es scheint
daher dass die Pflanzen organische Materie aus binären Combinationen
(Kohlensäure und Wasser) nur dann bilden, wenn sie
zugleich von aufgelösten, nicht vollkommen zersetzten, organischen
Combinationen sich nähren. Den Pflanzen kann man aber das
Vermögen, organische Materie aus binären Combinationen zu bilden
deswegen nicht ganz absprechen, weil ohne diess Vermögen
die Pflanzenwelt und Thierwelt bald zu Grunde geben würdep.
Durch die Thiere wird beständig .eine grosse Menge organischer
Materien zersetzt, die wenigstens für die Thiere unbrauchbar und
von den Pflanzen erst in brauchbare organische Combinationen
umgewandelt werden. Da nun beständig durch Verbrennen und
andere Zersetzung eine ungeheure Menge gebildeter Pflanzenmaterien
in binäre Combinationen und in die Elemente zerlegt wird,
so würde daS Nutriment der belebenden Thiere und Pflanzen immer
kleiner werden, wenn die Pflanzen nicht wirklich das Vermögen
besässen, wieder neue organische Materie aus Elementen
und binären Combinationen zu bilden. Man kann also nicht annehmen,
dass bloss die einmal vorhandene organische Materie in
der Pflanzen- und Thierwelt circulirt, indem sie aus einem Wesen
in das andere übergeht. Die unaufhörliche Zerlegung organischer
Körper setzt die Bildung von neuer organischer Materie aus
binären Combiuationen und Elementen durch die Pflanzen voraus.
Nun wird die. organische Kraft bei dem Wachsthum und der
Fortpflanzung der organischen Körper multiplicirt, denn aus einem
Wesen entstehen viele andere, und aus diesen wieder viele andere,
während auf- der andern Seite , die organische Kraft der sterbenden
organischen Körper zu Grunde zu gehen scheint. Da aber
die organische Kraft nicht etwa bloss aus einem Individuum in
das andere übergeht, da vielmehr eine Pflanze, nachdem sie jährlich
die Keime von sehr, vielen neuen Producenten gleicher Art
erzeugt, immer noch fähig zu derselben Production,. Producent
bleiben kann, so scheint die Quelle der Vermehrung der organischen
Kraft auch in der Organisation neuer Materien zu liegen,
und diess Zugegeben, müsste man den Pflanzen das Vermögen zuschreiben,
indem sie neue organische Materien aus unorganischen
Stoffen unter dem Einflüsse des Lichts und der Wärme bilden,
auch die organische Kraft aus unbekannten Ursachen der Aussen-
welt zu vermehren, während auch die Thiere die organische Kraft
aus den Nahrungsmitteln unter dem Einfluss der Lehensreize wieder
erzeugen, und auch bei der Fortpflanzung vereinzeln können.
Ob bei der Ausübung des Lebens ausser der beständigen Zersetzung
von Stoffen auch organische Kraft beständig und wie;sie
verloren geht, ist gänzlich unbekannt. So viel scheint aber gewiss,
dass beim Sterben der organischen Körper die organische
Kraft wieder in ihre allgemeinen natürlichen Ursachen aufgelöst
wird, aus denen sie von der Pflanze regenerirt zu werden scheint.
Wollte man die Vermehrung der organischen Kraft au? unhekauu