
bestoff selbst eingenommen. Die beiden Wellen bildeten, indem
sie sieb verbanden, ein leichtes Coagnlum, welches von dem Ei-
weiss des mitausgewaschenen Serums herrührt. Der rotbe Farbestoff
verband sich fast sämmtlich mit diesem Coagulum. Aus diesem
Versuche, wo der rothe Farbestoff von dem positiven Pole
zurückweichen und am negativen Pole sich anhäufen soll, schliesst
D utrochet, dass diese Substanz positiv elektrisch sey, ein Schluss,
wozu dieser Versuch durchaus nicht berechtigt. Ich habe schon'
erwähnt, dass, wenn ich Kupferdrähte zum Schliessen der galvanischen
Kette anwandte, der Faserstoff sogleich mit Eiweiss um
den Zinkpol gerann,-und dass das rothe Gerinnsel von neuem
Gerinnen von Eiweiss nur weiter ausgedehnt wurde. Setzte ich
dagegen an das sich beim Schliessen der Kette oxydirende Ende
des Kupferdrahtes, zur Vermeidung diesös Einflusses, ein Stück
sich nicht oxydirendes Metall, ein' Stück Platindrath an, so erhielt
ich fast ganz die von D utrochet beschriebenen Phänomene,
Es entstanden nun wirklich am Kupfer - und Zinkpole W eilen,
welche gegen einander strebten. Sowohl die Welle des Kupfer-
poles, als die des Zinkpoles, hätte einen deutlichen rothenRand;
diess hat D utrochet an der Welle des Kupferpoles übersehen,
und diess ist sehr wichtig. Die Welle des Kupferpoles ist nicht
röther als der Farbestoff ausser der Welle, nur ihr Rand ist rö-
ther; daher ist es unrichtig, wenn D utrochet sagt, dass sich der
Farbestoff am Kupferpole anhäufe; ich habe den Versuch ausserordentlich
oft' wiederholt, und nie diese Anhäufung gesehen. Der
rothe Farbestoff entfernt sich sogar gewissermaassen in deinrothen
Rande der Welle des Kupferpoles eben so vom Kupferpole, wie in
dem rothen Rande der Welle des Zinkpoles vom Zinkpole. Wenn
die Welle des Kupferpoles nicht röther als der ^arbestoff im Tropfen
ausser der Welle ist, so ist dagegen die Welle des Zinkpoles
im Innern wirklich farbloser und weniger gefärbt, als der
Farbestoff ausser der Welle, aber doch auch nicht ganz farblos.
Der Rand der mehr-durchsichtigen Welle des Zinkpoles ist rö-
tber als der Rand der Welle des Kupferpoles, der jedoch ebenfalls5
durch seine stärkere Färbung auffällt; im Rande der Melle
des Kupferpoles ist der iFarbestoff coucentrirt aufgelöst; im Rande
der Welle des Zinkpoles besteht der Farbestoff aus sehr kleinen
Kügelchen. Nach meiner Ansicht hat dieser Versuch grosse Aebn-
lichkeit im Erfolge mit dem, wenn man Eidotterauflösung der
Einwirkung der Voi.ta*sc 1 ien Säule aussetzt. W endet man bei
der Farbestoffauflösung blosse Kupferdrähte zum Schliessen der
Kette an, so gerinnt Farbestoff und Eiweiss am Zinkpole. Setzt
man etwas Kochsalz zu Eidotterauflösung, so gerinnt das Eiweiss
am Zinkpole. Vermischt man Farbestoffauflösung mit etwas Kochsalz,
so Verhält sie sich selbst am Platindrahte gleich der mit
Kochsalz versetzten Eidotterauflösung, es entstehen keine Wellen
und es bildet sich ein weissliches Gerinnsel am Zinkpole.
Nach allem diesem halte ich D utrochet’s Behauptung, dass der
Farbestoff des Blutes elektropositiv sey, für unerwiesen.
D utrochet, welcher die Kerne der Blutkörperchen für dasjenige
hielt, was den Faserstoff des Blutkuchens ausmache, löste
von Farbestoff ausgewaschenes Coagnlum oder farblose Fibrine m
schwach alkaliniscbem Wasser auf. Eine solche Auflösung wurde
der VoLTA’schen Säule ausgesetzt. Am negativen Pole entwickelte
sich in Menge Wasserstoffgas, am positiven Sauerstoffgas; allem
die beiden Wellen waren nicht vorhanden, der aufgelöste Faserstoffhäufte
sich nur am positiven Drahte oder Zinkpole an ; woraus
D utrochet schliesst, dass die alkalinische Lösung von Fibrin sich
wie ein Neutralsalz verhalte, dessen Alkali sich nach dem negativen,
dessen Säure sich nach dem positiven Pole begiebt, und dass
Fibrin negativ elektrisch sey. Nun weiss man aber, dass der Faserstoff
sich zu den Alkalien und Säuren so verhält, dass er bald
die Rolle einer Basis, bald die einer Säure spielen kann. Aus
seinem Verhalten zu Säuren hätte man ganz das Gegentheil von
D utrochet’sv Behauptung schliessen können, indem er ja mit den
Mineralsäuren neutrale Körper bilden kann. Indessen war es nö-
thig, D utrochet’s Versuche selbst zu wiederholen. Ich fand sie,
wie sich bei einem so genauen Beobachter voraussehen liess, in
den meisten Punkten bestätigt. Ich erhielt jedesmal, wenn ich
eine Auflösung von Faserstoff des Blutes in schwach alkaliniscbem
Wasser auf einer Glasplatte oder in einem Uhrglase der VoLTA’schen
Säule, aussetzte, einen geringen Absatz von weissem, breiigem
Coagulum am Zinkpole. Da ich nun den Faserstoff, von geschlagenem
Ochsenblute genommen, langp Zeit auf dem Filtrum
ausgewaschen hatte, so konnte ich ziemlich sicher seyn, dass er
rein von Serum und von den Salzen des Serums war, und es
scheint also die alkalinische Faserstoffauflösung wirklich auf den
ersten Blick sich in elektronegativen Faserstoff und elektropositi-
ves Alkali zu scheiden. Bei diesem Schlüsse ist indessen von den
mineralischen Bestandtheilen und Salzen, welche der ausgewaschene
Faserstoff für sich als Bestandtheile enthält, abgesehen,
deren Zersetzung durch die Säule auch eine Entwickelung von
Säure am Zinkpole bedingen, und dadurch den Faserstoff durch
Bildung eines neutralen Körpers gerinnen machen konnte. Indessen
lassen sich gegen den Versuch selbst noch gegründetere
Einwürfe machen. Der von D utrochet beschriebene . Erfolg findet
nur statt, wenn man Kupferdrähte zuin Schliessen der Kette
braucht, nicht aber, wenn man, um die Oxydation des Endes
vom Kupferdrahte des Zinkpoles auszuschliessen, dieses Ende mit
einem Stück Platindraht versieht, wie ich bei jedem von mir
wiederholten Versuche gefunden habe. D utrochet scheint seine
Versuche bloss mit Kupferdrähten gemacht zu haben. Befindet
sich am Zinkpole Platindraht, so bleibt die Entwickelung von Gas
dieselbe, am Zinkpole aber sieht man noch mehr Gas in Bläschen
a'ls vorher, weil es nun nicht mehr, wie vorher, den Kupferdraht
sogleich oxydirt. Aber es bildet sich auch nicht die entfernteste
Spur eines Gerinnsels am Zinkpole oder Platindraht. Hieraus
muss man schliessen, dass die Bildung von Gerinnsel aus alkalini-
scher Faserstoffauflösung .am Zinkpole beim Kupferdrahte von der
Oxydation, des Kupferdrahtes abhängig sey.
Genug dass Faserstoffauflösung in alkaliniscbem Wasser durch
die galvanische Säule nicht zersetzt wird, sobald man nicht den