
wahren. Natur der Lymphe vielerlei der verschiedensten Dinge
mit diesem Namen belegen. Nicht allein faserstoffhaltige und eiweisshallige
Exsudate, sondern auch Wnndllüssigkeiten und eiter-
förmige Stoffe, besonders aber alle Materien, welche sie nicht
genau kennen, werden von ihnen Lymphe .genannt.
Diese Versuche vom Frosche liefern die Bestätigung jener
Beobachtung von der menschlichen Lymphe. Es ist sehr instru-
ctiv, unter dem Mikroskope die Entstehung des Gerinnsels in einem
Tropfen Froschlymphe zu untersuchen, wo man sich auf das
Bestimmteste überzeugen kann, dass die liier in ganz grossen
Zwischenräumen zerstreuten Kügelchen gar keinen Autheil an
der Gerinnung des Vorher aufgelösten Faserstoffes haben.^ Der
Eiweissstoff der Lymphe lässt sich auf die gewöhnliche Weise aus
der Lymphe niederschlagen. Merkwürdig ist aber, dass nicht allein
die Frosjchlymphe von viel zugesetztem liquor Kali caustici,
trüb wird, und dass der Chylus der Säugethiere von zugesetztem
liquor Kali caustici sogleich das Eiweiss absetzt, sondern dass
nach meiner Beobachtung das Eiweiss auch aus kleinen Quantitäten
Blutwasser von viel zugesetztem liquor Kali caustici nieder-,
geschlagen wird. Die Kaliauflösung muss aber ganz concentrirt
seyn. - • .. . . .
Die Lymphe scheint unter gewöhnlichen Umständen in den
meisten Theilen farblos zu seyn, zuweilen hat man sie röthlich
«esehen; Magendie, T iedemann und G melin sahen sie so bei fastenden
Thieren, aber diese Färbung ist in den Lympbgefässen
der Milz nicht selten. H ewson, F ohmann, T iedemann und G me-
lra haben diess bemerkt. S eiler hat es nur ausnahmsweise gefunden.
R udolphi hält es für zufällig. Ich habe indess .im Schlachthause
an der Milz des Ochsen wiederholt unter den vielen mul
^ansehnlichen Lympbgefässen der Oberfläche der Milz pedesmal
einige bemerkt/deren Lymphe schmutzig röthlich war. Ich halte
diese ganz leichte durchscheinende Färbung nicht wie H ewson
für Färbung von rothen Körperchen des Blutes. Ich glaube
vielmehr, dass die Lymphe in dem blutreichen Gewebe der Milz
vom Farbestoffe des Blutes etwas aufgelöst hat.
Der Chylus der Thiere ist fast immer trüber als ihre Lymphe,
und diese Trübheit scheint von den Kügelchen des Chylus
berzurüliren. - Bei den Säugethieren ist der Chylus meist weiss-
lich, besonders n a c h fettiger und Fleischnahrung. Bei Vögeln
ist der Chylus nicht weiss, sondern mehr durchscheinend. Im
Ductus thoracicus der Pferde, seltener bei anderen Thieren, ist
der Chylus röthlich, und sein Coägulum wird dann in der Luft
noch röther.
Was die Vergleichung der Blutkörperchen und Chyluskorn-
chen betrifft, so sind die Cbyluskügelchen der Säugethiere, die
ich vom Kaninchen, von der Katze, vom Hunde, -vom Kalbe und
von der Ziege mikroskopisch untersucht habe, nicht platt, wie
die Blutkörperchen, sondern rund. P revost und D umas fänden
die Cbyluskügelchen Zoll, was mehr als halb so viel
beträgt, als die Blutkörperchen des Menschen. (Siehe E. H. W eber
in H ildebrandt’s Anatomie I. S. 160.) Ich habe die Chyluskügelchen
jedesmal auf derselben Glasplatte mit den Blutkörperchen
desselben Thieres untersucht, und länd ihre Grösse bald
gleich der der Blutkörperchen, wie bei der Katze, bald, und
zwar meistens, etwas kleiner, wie beim Kalbe, bei der Ziege,
beim Hunde; bei welchem letztem ich sie von sehr verschiedener
Grösse, die meisten sehr klein, und alle kleiner als die Blutkörperchen
fand.- Beim Kaninchen fand ich sogar die. Chyluskü-
gelchen zum Theil grösser als die Blutkörperchen, die meisten
waren sehr klein, bis -f so gross als die Blutkörperchen; viele
waren nicht kleiner als die Blutkörperchen, und einige waren
offenbar grösser, wenigstens noch einmal so gross; fein zertheilte
Fetttheilchen waren diess nicht, wie ich solche allerdings von
ansehnlicher Grösse ganz deutlich in dem Chylus eines mit Butter
gefütterten Hundes von den anderen Kügelchen verschieden
erkannte. Damit stimmen R. W agner’s Beobachtungen überein.
H ecker’s Ann. 1834. Mueller’s Archio 1835. 107. Auch W agner
ist in Hinsicht der Identität der Lymph- und Chyluskör-
perchen mit den Kernen der Blutkörperchen sehr zweifelhaft.
T iedemann und G melin scheinen den Chylus für eine vpllkom-
mene Auflösung der Thierstoffe zu halten, in welcher keine
anderen Kügelchen als Fettkügelchen schweben. In der That
haben sie gesehen, dass beim Schütteln des milchigen Serums
vom .Chylus mit weingeistfreiem Aether allmählige Klärung des
Serums ‘ eintrat. Die Gewissheit über den Ursprung der Kügelchen
im Chylqs ist von ausserordentlicher Wichtigkeit; denn
wenn z. B. Chylus ganz aufgelöster Thierstoff wäre, und bei der
Resorption keine Kügelchen in die Lymphgefässe eindrängen, als
etwa bloss flüssige Fetttheilchen, so wäre es denkbar, dass die
Oeffnungen, die man bisher vergebens an den Zotten des Darmkanals
gesucht hat, wirklich fehlen könnten, und dass die .Anfänge
der Lympbgefässnetze keine grösseren Poren hätten, wie
alle weiche Thiersubstanz, welche für Aufgelöstes permeabel ist.
Es ist mir aber wahrscheinlich, dass aus dem Darmkanal auch
wirklich Kügelchen in den Chylus übergehen, und dass es nicht
bloss fein zertheilte Fettröpfehen sind. Als ich milchiges Serum
vom Chylus der Katze in einem Uhrglase mit weingeistfreiem
Aether versetzte, schien sich zwar anfangs allmählig das Serum
etwas aufzuklären; (aber es blieb doch, selbst nach langer Fortsetzung
des Versuches unter immer neuem Zugiessen Von Aether,
unten ein trübes Wesen zurück, und als ich dieses unter dem
, Mikroskope untersuchte, bemerkte ich darin die ganz unveränderten
Chyluskügelchen. Ich gebe gerne zu, was T iedemann und
G melin so allgemein beobachtet haben, dass der Chylus bei fettiger
Nahrung trüber wird; allein ich kann nicht annehmen, dass
alle Kügelchen'des Chylus Fetttheilchen seyen. Wenn aber auch
der Aether das Cbylusserurti wirklich ganz klar machte, so würde
daraus-doch noch nicht folgen, dass die Kügelchen blosse Fetttheilchen
seyen. Denn die Lymphe ist ganz klar, und enthält
doch zerstreute Kügelchen.
Die sparsamen Kügelchen der Lymphe müssen bei der Resorption
von den Partikeln der Organe abgestossen werden, oder