
cation eines Narcoticums hier gerade so weit, lind nicht weiter
wirkt, als es den Nerven berührt, wo es die Reizbarkeit desselben
aufhebt. Indessen zeigt sich doch hier, und zwar bei dem
Herzen, noch ein ganz merkwürdiges und bis jetzt nicht erklärliches
Verhältnis« zwischen der äussern und innern Oberfläche
des Organes. Applicirt man nämlich ein Narcöticum, wie Opium
purum oder Extractum nu'cis vömicae, auf die äussere Oberfläche
des Herzens, so scheint diess sehr wenig oder gar nicht, wenigstens
erst sehr allmählig zu wirken; die rhythmischen Bewegungen
des ausgeschnittenen Froschherzens dauern darauf sehr länge
fort; bringt man aber ein wenig; Opium oder Extractum nucis
vomicae mit der innern Wand der Herzkammer in Berührung,
so steht das Herz sogleich für immer still, öfter schon nach einigen
Secunden. Diess ist eine von H e n r y (Edinb. med. and surg. Journal.
1832.) entdeckte Thätsache, weicheich öfter amFroschhdrzen bestätigt
habe. Diese Thatsacbe ist auch ein neuer Beweis, dass die Bewegungskraft
der Muskeln von ihrer Wechselwirkung mit den
Nerven abhängt, und ihnen ohne die Nerven nicht eigen ist.
Wir haben hier den Fall, dass wir die Muskelkraft der oberflächlichen
Schichten des Herzens durch Narcötiea nicht leicht
paralysiren können, während wir durch Application des Giftes
von innen mit den inneren Müskelschichten auch die äussefen
tödten; eine Wechselwirkung, welche nicht von den Muskelfasern
selbst, sondern von den Nervenfasern ableitbar Vst.
Diese schnelle Wirkung des narcotischen Giftes ist auch nicht
davon erklärbar, dass das Gift von innen schnell durch die
Wände des Herzens durchdringe. Denn wenn man die Vorhöfe
des Froschherzens ganz angeschnitten, wie ich that, und
nun in die offene Kammer ein Wenig Gift bringt, so muss dasselbe
bei der nächsten Zusammenziehung eher ausgetrieben werden
als tiefer eindringen, Avas- ohnehin nicht durch Gefässe geschehen
kann. Uebrigens erklärt jene merkwürdige Beobachtung
wohl auch die Schnelligkeit der narkotischen Vergiftung,
wenn ein Gift einmal mit dem Blute bis zum Herzen gekommen'ist.
XI. Die Gesetze der Reflexion, welche im III. Capitol von den
Cerebrospinalnerven aufgestellt wurden, gelten auch von den sympathischen
Nerven, d. h. heftige Empfindungseindrücke in den p vom
N. sympathicus versehenen ■ Theilen können, auf das Bückenmark verpflanzt,
Bewegungen in den von Cetebrospinalnerven versehenen Theilen
hervorbringen. So entstehen die Zuckungen bei Reizungen im
Darmkanal der Kinder, indem die Reizung von dem N. sym-
pathicus auf das Rückenmark, und von diesem auf die Cerepro-
spinalnerven reflectirt wird. Es gehören ebenfalls hieher die
das Erbrechen begleitenden Krämpfe der Athemmuskeln, sofern
das Erbrechen von Reizen im Darmkanal in den Nieren, im
'Uterus u. s, w., erregt wird. Dieselbe Entstehung haben alle
krampfhaften Zufälle, welche ihre Ursache in örtlichen Fehlern
der Organe des Unterleibes haben. Et lässt sich aber auch diese
Reflexion durch Versuche erweisen. Ich habe nämlich beim Kaninchen
schon mehrmals beobachtet, dass man durch Zerrung
des mit der Pincette aufgehobenen N. splanchnicus mit der Nade!,
reflectirt^ Zuckungen der Bauchmuskeln derselben Seite bewirken
kann. Ein Versuch, der mir wiederholt beim Kaninchen,
nicht aber beim Hunde gelang. : Volkmann beobachtete an geköpften
Fröschen ausgebreitete . Reflexbewegungen am Rumpfe,
nach Reizung der Eingeweide,
XII. Die Reflexion Von Empfindungseindrücken in den vom N.
sympathicus versehenen Theilen auf Bückenmark und Gehirn, und
von dort auf die motorische Thätigkeit des N. sympathicus, findet
auch statt, allein in einem geringeren Grade, als bei den Ce-
rebrospinalnervcn. Ein'Beispiel davon ist der Harndrang, die
Nothwendigkeit, öfter Harn zu lassen, oder die Zusammenziehungen
der Harnblase von scharfen Eigenschaften des Harns; denn
hier wirkt die Schärfe nicht auf die Muskelfasern der Harnblase,
sondern zunächst nur auf die Empfindungsnerven der Schleimhaut.
Es gehört ferner hieher die, Veränderung der Weite der
Pupille bei verschiedenen Krankheitszuständen des Darmkanals,
die Veränderung des Herzschlages bei Krankheiten der Unter-
leibsorgane. Man hat alle diese Phänomene auch aus einer sympathischen
Wirkung des N. sympathicus selbst, ohne Antheil des
Gehirns und Rückenmarks erklärt; da jedoch, alle ähnlichen Erscheinungen
an dem Cerebrospinal-Nervensystem zur Vermittelung
der sensoriellen und reflectirten motorischen Wirkung die
Centralorgane, Gehirn und Rückenmark, nöthig haben, so ist es
vor der Hand wahrscheinlicher, dass das Gehirn und Rückenmark
auch hei den Reflexionserschein ungen in den vom N. sympathicus
versehenen Theilen die Vermittelung zwischen der sen-
sorigllen-centripetalen und motorischen-centrifugalen Wirkung
bilden. .Vergleicht man. die Reflexionserscheinungen in den Ce~
rebröspinalnerven mit denen, bei welchen die ursprüngliche und
refleetirte Erregung in den vom N. sympathicus versehenen Theilen,
stattfindet, so zeigt sich, dass ,sie in den ersteren viel lebhafter
und leichter .eintretert, "als in den letzteren. Denn Avie
häufig, schnell und leicht sind diese Erfolge beim Husten, Niesen,;
Erbrechen' u. ’s. w,, wie, gross die Zahl der hieher gehörigen,
oben erläuterten Erscheinungen gegen die Reflexionserscbei-
nungen im N: sympathicus. Auch der Umstand, dass -Darmentzündungen
nicht so leicht und stark, als Entzündungen anderer
mit Cerebrospinalnerven versehener Theile den Puls, d. h. Herzschlag
verändern, scheint dafür zu sprechen, dass die Reflexion
vom sympathischen Nerven zum Rückenmark, und wieder zum
sympathischen Nerven- schwerer ist, als die ähnliche Reflexion
beim Cerebrospinal-Nervensystem, oder die erstere Thatsacbe
wird durch die letztere erläutert. Versuche über diesen Gegenstand
lassen sich schwer anstellen, und diejenigen, welche ich angestellt
habe, zeigen Avenigstens. keine besondere Neigung der
vom N. sympathicus versehenen Theile zur sensoriell motorischen
Reflexion, im N. sympathicus selbst. Ich legte den Darmkanal
eines lebenden Kaninchens bloss, und erregte, indem ich um eine
Stelle des Dünndarms eine feste Ligatur anlegte, eine heftige sen-
sorièlle Erregung, worauf ich den Darm Avieder in die Unterleibshöhle
zurückbrachte. Ich wollte nun sehen, ob diess Ur