
Speiseröhre bei Sterbenden bereits gelahmt ist, wo das Getränk
mit Rollern 'hindurchfällt.
Die Bewegungen des dritten Actes sind rein unwillkührlich,
und werden von Muskelfasern der Speiseröhre ausgefiihrt, welche
keiner Spur willkührlicher Bewegungen Fähig sind. Die im
zweiten Act thätigen Muskeln sind willkührlicher Bewegungen
fähig, wie die Muskeln der Zunge und des Gaumens und Schlundes,
und in der That kann man auch ohne Bissen, wenn der
Bachen nur feucht ist, willkührlich schlingen (obgleich nicljt oft
hinter einander). Man kann ferner einen Theil dieser Bewegungen,
wie z. B. das Annähern der Schenkel des hintern Gaumenbogens,
willkührlich veranlassen, ohne dass es zum Schlingen
kommt. Man kann sogar am Spiegel sich überzeugen, dass wir
einigen willkührlichen Einfluss auf die Muskeln des Schlundkopfes
ausser dem Schlingen haben. Allein wenn mehrere dieser
Bewegungen (z. B. die der Zunge und des hintern Gaumenbogens)
zu gleicher Zeit willkührlich oder durch Reiz vorgenommen werden,
so folgen die Bewegungen der ganzen zum Schlingen gehörigen
Muskelgruppe mit den Constrictoren von selbst, und jeder
bis an eine gewisse Grenze im Munde gekommene Theil von Getränk,
Bissen, Speichel muss unwiderstehlich verschlungen werden.
Das Verschlingen der wahren Schlangen, welche ihre Ober- -
kiefer einigermassen, wie die Hälften des Unterkiefers von einander
entfernen können und durch'ihre langen, an beweglichen
Ossa temppralia aufgehängten Gelenkbeine für den Unterkiefer
den Rachen ungeheuer erweitern können, ist, wie R udolphi richtig
bemerkt, ein Herüberziehen der Schlingwerkzeuge über die
grosse Beute.
Magendie (Memoires sur l’usage de l’e'piglotfe• dans la deghiti.
tion. Paris 1813.) hat bestätigt, was schon Galenus berichtet, dass
sich die Stimmritze selbst beim Schlucken schliesst. Er ist aber
wohl zu weit gegangen, wenn er glaubt, aus Versuchen anThie-
ren, die Entfernung des Kehldeckels hebe das Schlingen nicht
auf. Wenn man diess auch zugähe, so ist es eben so gewiss
aus den zahlreichen Beobachtungen über Verlust des Kehldeckels
durch Kehlkopfschwindsucht und R eichel’s Versuche, de usu epi-
glotiidis. Berat. 1816"., dass das Schlingen hierdurch sehr beschwert
wird. Vergl. R udolphi , Physiol. 2. p. 3.78.' L und, Vivi-,
sectionen. Kopenhagen 1825. p. 9. Bei den wallfischartigen Thie-
ren ist1 der obere, hier schnabelförmige Theil. des Kehlkopfs, gegen
die Nasenhöhlen her aufgezogen. Die Speisen gelangen hier
durch den Druck der Zunge zu den Seiten des Kehlkopfes in
den Schlundkopf. Den übrigen Thieren, ausser den Säugethie-.
ren, fehlt das Gaumensegel und in der Regel auch der Kehl--
decket.
2. Bewegungen der Speiseröhre.
Magendie h a t eine eigenthümliche Beobachtung über die
rhythmischen. Zusammenziehungen des untersten Theiis der Speiseröhre
ausseF dem Schlingen gemacht, welche ich bestätigt habe..
Diese Zusammenziehungen geschehen von oben nach der Cardia.
hinab und schnell, dauern ungefähr 30 Secuuden und nach Magendie
um so länger (bis 10 Minuten), je voller der Magen ist.
Die Zusammenziehung geht, nach meiner Beobachtung, allmä hlig
in Erschlaffung über, worauf wieder die Zusamrnenziehung folgt.
M agendie konnte zur Zeit der letztem nichts vom Contentum
des Magens in die Speiseröhre treiben, während bei der Erweiterung
die Flüssigkeiten durch ihre blosse Schwere hineinglitten.
Was auf diese Art in die Speiseröhre gelangte, wurde entweder
(obgleich nur selten) ausgeworfen oder (gewöhnlich) durch die Zusammenziehungen
der Speiseröhre in den Magen wieder zurückgetrieben.
Man darf sich daher die Cardia nicht jederzeit gleich
stark geschlossen denken; bei Dyspepsie scheint die Erschlaffung
noch häufiger zu seyn, und es ist hieraus die Eructation, das Auf-
stossen von Luft und Speisen erklärlich, sey es, dass die Zusammenziehungen
des Magens im Moment der Oeffnung der Cardia den
Inhalt hervortreiben oder die mit der Zusammenziebung des Zwerchfells
erfolgte Verkleinerung der Bauchhöhle einen Druck auf den
Magen anbringt.
Magendie’s , L egallois’s und B eclard’s Versuche haben gezeigt,
dass die Speiseröhre beim' Erbrechen in einer dem Schlingen
entgegengesetzten antiperistaltischen Bewegung ist. Bei dem
Erbrechen, welches durch Einspritzen von Brechweinstein in die
Venen erfolgt, sahen sie die Bewegungen der Speiseröhre, auch
nachdem sie vom Magen getrennt worden. L und 1. c. p. 15.
3) 'Bewegungen des Magens.
So energisch die Zusammenziehungen der starken Magenmuskeln
bei den körnerfressenden Vögeln seyn müssen, so gewiss die
mechanische Gewatt in dem mit Zähnen bewaffneten Magen vieler
Crustaceen und Orthopteren unter den Insekten wirkt, so
schwach sind die Bewegungen des membranösen Magens im gesunden
Zustande. Man -sieht zwar bei Vivisectionen von Hunden,
Kaninchen, dass die Magenwände nicht schlaff den Mageninhalt
umschliessen, aber der Magen zeigt den auffallendsten Con-
strast gegen die unaufhörlichen peristaltischen Bewegungen der
Gedärme, die sie besonders auf den Reiz der atmosphärischen
Luft annehmen. Bei den Wiederkäuern, wo sich öfter aus verschluckten
Haaren Haarbälle bilden, welche deutliche Spuren einer
drehenden oder Cirkelbewegung zeigen, muss die Bewegung
des Magens stärker seyn.
' Die Reizung des N. vagus durch Galvanismus, bei Kaninchen,
Hunden und fleischfressenden Vögeln, scheint gar keinen Einfluss
auf den Magen zu äussern, eben so wenig, wie die Reize des
Ganglion coeliacum bei Kaninchen. Nur Reize auf den Magen
seihst angewendet, bewirken sogleich Zusammenziehung.
Es geht hieraus hervor, wie sehr sich diejenigen täuschen,
welche bei der Zerkleinerung der Speisen auf die Bewegungen des
Magens viel rechnen. Die peristaltischen Bewegungen des Magens
habe ich nie deutlich gesehen, ich beschreibe sie daher nach Magendie
, Prec. element. de physiol. 2. ed. 2. p. 87. In der ersten
Zeit der Verdauung bleibt der Magen gleichförmig ausgedehnt,
später zieht sich die Portio pylorica in ihrer ganzen Ausdehnung
zusammen, wo sich die in Speisebrei verwandelten Nahrungsmittel