doch die, Wirkungsart der Nerven sich ganz und gar von der
der elektrischen Materie verschieden zeigt.
Unter den Neueren hat Meissner die Hypothese von der
Elektricität als Ursache der Lebenserscheinungen im weitesten
Umfange angewandt. System der Heilkunde aus den allgemeinsten
Naturgesetzen. INien 1832. Ohne allen Beweis, ohne welchen
heut zu Tage seihst mehr wahrscheinliche Hypothesen als diese
in der Physiologie nicht mehr gelitten werden können, ohne allen
Beweis lässt er in den Lungen durch den chemischen Pro-
cess des Athmens, bei dem Austausch des Sauerstoffes der atmosphärischen
Luft und der Kohlensäure aus den Lungen das
Blut sich mit elektrischem Fluidum laden, während dieses Fluidum
zugleich durch die Lun'gennerven und das Gangliensystem
Sich verbreiten und die Centralorgane des Nervensystems von hier
aus geladen werden sollen; er lässt das geladene Gehirn, worin
der Wille wirkt, durch Abgabe eines elektrischen Funkens an
den bestimmten Nerven irgend ein bestimmtes Gfegan zur Tbätig-
keit reizen. Das in die Muskeln strömende elektrische Fluidum
bilde um alle einzelnen, der Länge nach fadenartig an einander
haftenden Atome des Muskels elektrische Atmosphären, treibe dadurch
die Muskelfasern, welche an beiden Enden des Muskels.
fest verbunden sind, in der Mitte auseinander und bewirke eben
darum die Verkürzung; wie wenn man Hollundermarkkügelchen
auf einen Bindfaden reiht, mehrere solcher Fäden an beiden Enden
verbindet und das Ganze an den elektrischen Condüetor hängend
elektrisirt, worauf das Ganze sich verkürzt, indem die Fäden
aus einander fahren. Es ist nicht allein dagegen zu erinnern,
dass die Muskelfasern bei der Zusa'mmenziehung nicht aus einander
fahren, sondern sich kräuseln und im 'Zickzack parallel bleiben,
sondern es fehlt für den ganzen Traum an- aller Erfahrung.
M eissner erklärt auf diese Art die sogenannten thierisch magnetischen
Curen. Ein gesunder Mensch, wenn er eine kleinere
elektrische Atmosphäre besitzt, als ein Kranker mit gesteigerter
Elektricität, wird durch Auflegen der flachen Hände auf den
leidenden Theil des Kranken, durch Herabführen und plötzliches
Entfernen der Hände diesem einen Theil seiner elektrischen Atmosphäre
entreissen, im zweiten Fall, wenn die Elektricität des
Kränken vermindert ist, wird der Eperimentator durch denselben
Hergang eine Mittheilung seiner eigenen elektrischen Atmosphäre
verursachen. Dann soll es auch Kranke geben, die eine überaus
grosse Capacität für das elektrische Fluidum besitzen und
anderen Individuen elektrisches Fluidum,. selbst wenn sie wenig
haben, entreissen. Kranke mit zu geringer Capacität für das
elektrische Fluidum sollen dagegpn durch das Bestreichen selbst
ihre Elektricität an den Experimentator, wenn er stärkere Capacität
für die Elektricität besitzt, abgeben,* wodurch bald der
Kranke, bald der Experimentator gefährdet werden soll. Meissner
a. a. O. p. 135. Man untersuche doch lieber erst, ob beim
Bebrüten, Athmen u. s. w. sich Elektricität erzeugt. P ouillet
hat zu beweisen gesucht, dass bei der Vegetation der Pflanzen
sich sehr viel Elektricität erzeugt. ‘P ouillet untersuchte zuerst.
die Elektricität bei der Kohlensäurebildung. Er brachte einen
Cvlinder von Kohle auf die Platte eines Condensators zündete
die obere Basis des Cylinders an, und unterhielt das Verbrennen
durch einen massigen Luftstrom. In wenigen Augenblicken war
der Condensator mit — E. geladen, dagegen die gebildete Kohlensäure,
die in der Höhe von einigen Zollen mit einer zweiten,
mit dem Condensator in Verbindung stehenden Messingplatte auf-
eefangen wurde, + E . zeigte. Zur Untersuchung der bei der
Vegetation sich entwickelnden E. nahm P ouillet 12 Glasgefässe
y0n 8 — 10 Zoll Durchmesser, die er äusserlich und nur gegen
den Rand hin in einer Ausdehnung von 1 2- Zoll mit einem
Firniss von Gummilack überzog. Diese stellte er in zwei Reihen
auf ein sehr trocknes Holz. Er füllte sie mit Gartenerde und
setzte sie in Communication durch Metalldräthe, die vom Innern
des einen Gefässes in das Innere des andern reichten, so dass
das Innere aller Gefässe einen einzigen Qonductor bildete. Wenn
sich in diesen Gefässen Elektricität entwickelt, so kann sie sich
in alle Kapseln vertheilen, und wegen des Firnisses am Rande
nicht entweichen. Man bringt nun die obere Platte des Condensators
mit einem der Gefässe durch einen Messingdrath in
Verbindung, und die untere Platte in Verbindung mit dem Bo-
den. Nach dieser Vorbereitung säete er Samenkörner in die Erde.
Nach einigen Tagen entwickelte sich Elektricität, und zwar Harz-
elektricität in den Gefässen, und also Glaselektricitat in den entwickelten
Gasen. Diess geschah so lange, bis die Luft des Zimmers
feucht wurde. Annal. de chim. et de phys. 35. 420. Diese
Versuche muss man mit der nöthigen Modification an bebrüteten
Eiern und an Thieren in Beziehung auf die Kohlensäurebildung
beim Athmen wiederholen. _ . . . .
Die Untersuchungen von Ed. W eber [quaestiones physiologicae
de phaenornenis gahano - magneticis in corpore humano observatis.
Ups. 1830.) legen eine sichere Grundlage für die Beobachtung
galvanischer Erscheinungen am thierischen Körper. Es kam zunächst
darauf an, die Leitungsfähigkeit des thierischen Körpers
im Vergleich mit Metall und Wasser für einen gleichen galvanischen
Strom zu kennen. Zu diesen Versuchen bediente sich
W eber des GAUSs’schen Magnetometers. Die Elektricität wird
hierbei von einem magnetisch-elektrischen Elektromotor erregt
und durch die Conductoren dem Multiplicatör zugeleitet, dessen
Nadel aber hier durch einen Magnetstab von 25 Pfund ersetzt
wird. Bewegungen dieses an einem Faden aufgehängten Balkens,
welche dem unbewaffneten Auge entgehen, können hier noch
von einem entfernten Beobachter gemessen werden, wozu em
dem Balken angefügter Spiegel und ein Teleskop in 5 Meter Entfernung
aufgestellt dienen. Die in Hinsicht ihrer Leitungskraft
zu untersuchenden Materien werden in einer Unterbrechung eines
der Conductoren angebracht. Die Leitungskraft des Wassers
für die galvanische Elektricität verhält sich nach W eber zu der
des Kupfers bei gleicher Länge und Dicke der leitenden Materien
wie 6865 Millionen zu 1. Nämlich ein Kupferdrath von 6865
Millionen Millimeter Länge leitete noch so stark als eine gleich